Nachfolger der Zusammenarbeit von Regisseur Matt Eskandari und Darsteller Bruce Willis nach Trauma Center (2019), einem eher bescheidenen Katz-und-Mausspiel zwischen einer potentiellen Zeugin und zwei korrupten Cops in einem nächtlichen Krankenhaus, wobei der Film dort bei viel Wohlwollen inklusive eingeschränkten Erwartungen des Zuschauers hier und da seine Pluspunkte hinsichtlich Optik, trockener Stilübung und dem Bedienen des guten alten Hospital-Thrillers aufweisen konnte, nach hinten hinaus aber recht bescheidenes bis auf Dauer ärgerliches Vergnügen ist. In der Fortführung hier ist die Anlage noch kleiner und damit auch begrenzter und wie für 1 Mio. USD Budget im Hinterwald (von Georgia) gehalten, wird im Casting selber neben Willis in seinem zweckmäßigen Auftreten und anderen EFO-Stammspielern wie Lydia Hull, Tyler Jon Olson und Shea Buckner erstmals allerdings auch Chad Michael Murray und damit mal ein neues Gesicht im Geschehen und nicht die schlechteste Wahl für hoffentlich etwas Abwechslung be- und gesetzt:
Das kriminelle Bruderpaar Matthias [ Tyler Jon Olson ] und Jamie [ Shea Buckner ] will sich nach einem Coup nach Mexiko absetzen, gerät aber schon bei einem Tankstopp schon wieder in den Schlamassel, wobei sich der ruhigere Matthias eine Schusswunde am Bein einfängt, die dringend behandelt werden muss. Da man nicht einfach so in das nächste Krankenhaus fahren kann, folgen sie dem in der örtlichen Klinik tätigen Rich [ Chad Michael Murray ] nach Hause; was in dem Fall allerdings das Heim dessen Vaters Frank [ Bruce Willis ], einem Sheriff A.D., und dessen Frau Rachel [ Jessica Adams ] ist, die ihren Sohn nach einem beruflichen und finanzielle Fiaskos wegen einem Behandlungsfehler nur vorübergehend eine Bleibe geboten haben, zumal dessen Frau Jan [ Lydia Hull ] und die junge Tochter Riley [ Riley Wolfe Bach ] auch noch im Schlepptau des Gestrauchelten sind.
Während man sich vor 15 Jahren gewundert und die Stirn gerunzelt hat, warum Willis in Sachen DtV seinen ehemals guten Namen verschenkt, geht man heutzutage bei der Neuankündigung eines seiner Projekte im Grunde davon aus. Die Produktionsfirmen sind auch stetig dieselben, EFO halt und Grindstone als Distributor, das gewählte Milieu ist vielmals eher Provinz als Großstadt und ständig in der Kriminalität, der Unterwelt und dort vermehrt auch die der Kleinkriminellen, die Mittelschichtler des Verbrechens quasi gesetzt. Hier wird ein Mord schon für 20.000 USD begangen, nicht so zwischendurch, sondern tatsächlich als letzter geplanter Coup, wobei man davon das Strandhaus in Mexiko kaufen will und den friedlichen Ruhestand schon mit diesen paar Penunzen herbeisehnt.
Daraus wird natürlich nichts, sonst wäre der (sich sowieso arg im Kreise drehende, oft unnötig dümmlich konstruiert wirkende) Film schon nach zwei Minuten zu Ende; außerdem weiss der Zuschauer durch eine zeitlich vorgezogene Pre-title schon, dass der Plan nicht so richtig aufzugehen scheint, denn sonst liege da Niemand schwer verletzt auf einem Wohnungstisch. Wie man dahin kommt erzählt Eskandari hier mit eher ausgebleichten Bildern, mit von vornherein abgeplatzten Farben, die man gar nicht mehr so richtig 'Farben' nennen möchte und eher kümmerliche Überbleibsel einer kräftigen Visualität sind. Der Schauplatz ist die Pampa, irgendwo im Nirgendwo des ländlichen Amerikas, wo die Zeit nicht so recht vorangeht und man als Mensch auch eher stillsteht. Hier ist man gar so etwas wie zurückgeworfen, ist die Hauptfigur doch aus der Metropole und das ganz sicher nicht freiwillig und auch nicht so richtig gewünscht von anderen Seiten zurückgekehrt, das Haus ist nicht seins, die Karriere ist weg, die Familie ist gespalten und das einzige, was man noch besitzt, ist ein halbwegs gutes Gewissen, eine Ausrede, und ein ungedeckter Scheck.
Die Gegend ist selbst in der Nacht noch schwül und warm, die Leute gereizt und verschwitzt, ein kleines Quäntchen Atmosphäre, die den sichtlich preiswerten Film benetzt und ihn leicht tränkt und doch noch am Leben erhält. Home Invasion ist das Subgenre, das Eindringen in eine heile Existenz, von außen in das traute Heim, und wo man auch die Gewalt von außen - den ersten nicht gezeigten Mord um die 20000 Dollar Beute, dann eine sinnlose und blutige Schießerei in einer Tankstelle - mitbringt und das Grauen Einzug hält. Das Sujet ist bekannt und auch nicht ohne, '24 Stunden in meiner Gewalt' hat schon vor einem Dreivierteljahrhundert funktioniert und wird hier auch nicht modernisiert oder kreativ neu, sondern bloß erneut wiedergegeben und als strikt konventioneller Familienthriller mit zwei, drei theoretisch guten Ideen (vom Arzt, der retten soll, aber töten muss, um über die Nacht zu kommen, und vom Ex-Sheriff, der früher ein harter Knochen war, aber nicht mehr der Jüngste und oft nur Getriebener oder gleich Spielball ist) erzählt. Ein Sechs-Personen-Schauerstück, vier gegen zwei quasi, mit ungleichen und selbst dann noch halbherzig genutzten Chancen, aber (auf beiden Seiten) dem festen Willen zu Überleben, was dann auch das Motto der drögen Nacht und der Titel des ebensolchen Filmes ist. (Vorläufiger Titel war The Long Night.)
Da Willis hier gefesselt und Geisel ist und nicht einfach so fliehen kann - was er später dann mal macht, wie ein waidwildes Reh in den Wald hinein und dann noch per schlingender Autohatz über die Felder, wobei die Jagd durchaus schwungvoll ist und selbst die Kühe beim Grasen aufschreckt -, spielt er auch mehr mit als üblich, ist integrativer Bestandteil der Geschichte, was dieser einzig und allein auch so etwas wie Bewandtnis im großen Sumpf an monatlichen Neuerscheinungen verleiht und einziger Anreiz für den Zuschauer dieser Sorte 'cineastischer' Ware auch ist. Eine Art Kammerspiel in einem Farmhaus, in langer dunkler Nacht, in der beide Seiten der Medaille gleichwertig beobachtet werden und - positiv zu registrieren - die Eindringlinge auch nicht per se dämonisiert oder exploitativ ausgeschlachtet werden; wobei aber und dies zu aller Ausgewogenheit auch die in Gefahr Befindlichen teils durch ihr Schauspiel und oder ihre schlichte Anwesenheit (die Ehefrau v.a.) wenig sympathisch oder gar empathisch und auch sonst nicht die Hellsten und nicht die Schnellsten in der Geschichte sind. Die kleine Tochter mal außen vor, die nichts verkehrt macht und dadurch schon vieles richtig, ist Chad Michael Murray durch seine langjährige Tätigkeit bei Hallmark Channel und dort gerade auch den Weihnachts-Romcoms schon so etwas wie ein adretter Mann und ein einnehmendes Gesicht, hat hier aber auch nicht viel zu tun; was entsprechend dem kleinen Rahmen der Handlung und der Kreativität auch für die Bereiche Action oder Spannung gilt.
Hier und da der Versuch einer Gegenwehr, der Befreiung der gesamten Truppe oder wenigstens einer einzelnen Person, die dabei entweder meist von vornherein scheitert oder eine Verletzung abbekommt und dann erstmal die Wunden leckt. Außer dem Schusswechsel in der Tanke und ein wenig Gerangel in der Scheune oder in der Küche, für die es weder eine Choreographie benötigt noch einen Stuntman, wird noch ein wenig Blei in die Bäume verteilt. Zwischendurch sind mal alle aus dem Haus abgehauen und die Sitzplätze der Fesseln leer, das ist wie die Reise nach Jerusalem, nur umgekehrt.