Review
von Leimbacher-Mario
Ritt in die Ungewissheit
Ein amerikanischer „Ostwind“? Ein Film zum Meme? Ein Vanityprojekt von/für Frau Brie? Gar ein verkappter Horrorfilm? Nein. Nein. Jein. „Horse Girl“ darf sich wahrlich nicht beschweren, warum er untergeht im unübersichtlichen Programm des Streaming-Marktführers. Aber ich sage gleichzeitig auch: toll, dass es noch solche Genremixe und unberechenbaren Querschläger gibt! „Horse Girl“ handelt von einer etwas seltsamen, freundlichen Außenseiterin, die sich für Pferde und Krimiserien interessiert und deren Verhalten immer merkwürdiger wird. Stimmt mit ihrem Hirn etwas nicht oder hat sie wirklich besondere Fähigkeiten, einen sechsten Sinn oder ist gar eine Auserwählte?
„Horse Girl“ ist eine skurrile Charakterstudie mit minimalen Gruselvibes und auch genug zu schmunzeln. Jeff Baena springt hier mal ganz locker aus allen Schubladen mitten in den Raum und Brie haut den Ball dann beschwingt aus dem Fenster. Ein sympathischer Durchzug und Fluss entsteht. Über mentale Schwierigkeiten bis hin zu Aliens, von Zeitreisen bis zur großen Liebe, von falschen Freunden und Schlafwandeln, von Zumba bis zur Burka. „Horse Girl“ lässt den Kopf und das Herz voltigieren. Springreiten für den emotionalen Kern. Mit surrealer Schönheit und abstraktem Ansatz. Ein überdeutlicher Tipp, der im Programm von Netflix dieses Jahr nicht hätte untergehen sollen. Und wie kann man Alison Brie bitte nicht anbeten?! Was für eine Traumfrau! Egal ob plemplem oder auserkoren. Für Fans von „Safety Not Guaranteed“ und/oder „Lemon“.
Fazit: was für ein überraschend quirliger, düsterer und schwer kategorisierbarer Trip! Brie spielt bezaubernd, die Rolle ist ihr sichtbar und positiv auf den Leib geschrieben. „Horse Girl“ ist eine intensive und oft surreale Charakterstudie, die alle Erwartungen mit Charme und Esprit zerschlägt. Ein ganz eigenes Biest. Kann Spuren von Horror enthalten.