Review

„Der Feind in meinem Bett" - Das klingt nach einer Zustandsbeschreibung der meisten verheirateten Menschen auf dem Planeten. Hier allerdings ist es der Titel eines oftmals vergessenen, aber seinerzeit sehr erfolgreichen Psychothrillers von Joseph Ruben, der mir am ehesten als Regisseur von „The Stepfather" von 1987 ein Begriff ist.


Der Film war ein großer Erfolg an den Kinokassen, hatte er mit Julia Roberts doch den größten weiblichen Star Hollywoods seit langen Jahren zu bieten, die sich mit „Pretty Woman" gerade einen Namen gemacht hatte. Mit gerade mal 24 Jahren war Roberts nun ein Superstar und so konnte auch ein Film, dessen Grundplot sonst kaum nennenswerten Erfolg hätte erzielen können, an die Spitze der Kinocharts rücken. Altersmäßig bekam ich mit, dass der Film lief und ältere Geschwister nebst Freunden rannten dann auch ins Kino, um Julia Roberts zu sehen. Ich musste dann halt bis zur Erstausstrahlung im TV warten, bis ich das weibliche Wunder zu sehen bekam.


Man muss allerdings auch zugeben, dass Roberts hier wirklich eine einnehmende Arbeit abliefert und die Rolle einer verschüchterten bis ins Mark verängstigten Frau verkörpert sie so, dass man einfach mit ihr mitfühlen muss. Das gelingt andererseits aber auch deswegen besonders, weil Patrick Bergin als sadistischer Ehemann großartig aufspielt und als jeweilige Gegenparts profitieren beide Figuren den ganzen Film über voneinander, wenngleich sie selten zusammen zu sehen sind. Im Mittelteil des Films, in dem sich die Figur der Laura langsam von ihrer Angst freimacht, stellt Roberts dann in ihre unschuldigen Schönheit zur Schau und auch 29 Jahre nach Erscheinen hat diese Vorstellung nichts verloren.

Bei der finalen Abstimmung des Ganzen lässt Ruben seine Vorliebe für das Horror- bzw. das Slashergenre erkennen, wenn er die häusliche Invasion mit falschen Fährten vorbereitet, Schreckmomente einbaut oder der Soundtrack mit der halbsubjektiven Kamera teils sehr an „Halloween" erinnert. Dies ist ihm jedoch auch gelungen und spannend, besonders wenn man sich vor Augen hält, dass dies hier ein absolute A-Produktion ist und der Bodycount verschwindend gering ist. Für einen dramatischen Thriller ist der Film dann aber doch etwas zu gradlinig geworden und wird den Eindruck der Zweitklassigkeit, bzw. des vorhersehbaren Genrefilms nicht ganz los.

Das recht schnell abgehandelte Finale beinhaltet dann neben dem Erwartbaren dann aber einen erinnerungswürdigen Moment, der die Selbstbemächtigung der jungen Frau eindrucksvoll in Szene setzt und dem Film dann doch das besondere Etwas verpasst und den Zuschauer in das Gefühl der Genugtuung entlässt. Das sind so die Kleinigkeiten im Gedruckten, die den Unterschied zwischen missraten und gelungen ausmachen.


Fazit

„Der Feind in meinem Bett" ist eine meist spannende Variation des Psychothrillers, die sehr reduziert daherkommt, aber die so entstandenen Lücken mit zwei sehr gut aufspielenden Hauptdarstellern und einer versierten Regie auffüllen kann. Gewissermaßen haben wir hier formal einen „Slasher light", der zu empfehlen ist, wenn bei der Filmsuche jemand sagt, dass „Halloween" zu gruselig sei.    

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