Ein kleiner Ort irgendwo in Frankreich. Ein Fremder steigt mit stoischem Blick aus dem Zug, fest entschlossen, in den nächsten Tagen die örtliche Bank zu überfallen. Zufällig trifft er auf einen netten älteren Herrn, der ihm, da das örtliche Hotel geschlossen ist, eine Bleibe in seinem Haus anbietet. Manesquier, so sein Name, ist pensionierter Lehrer, dem bald eine unumgängliche Herzoperation bevorsteht. Etwas widerwillig geht der Fremde auf das Angebot ein, zumal sein neuer „Freund" ein sehr geschwätziges Exemplar ist. Doch in den 3 Tagen, in denen sich das scheinbar so ungleiche Duo kennenlernt, stellen beide fest, dass sie lieber das Leben des anderen geführt hätten. Der Fremde sehnt sich heimlich nach einem stillen, abgeschiedenen Dasein, während der ehemalige Lehrer sein Leben eigentlich komplett verpasst hat und den vergebenen Chancen hinterhertrauert...
Viel mehr gibt es an Story eigentlich nicht zu erzählen, denn in diesem Film geht es lediglich um Themen wie „war das wirklich alles in meinem Leben?" „hätte es anders verlaufen können/sollen?" oder „was habe ich alles versäumt?". Natürlich ist die Geschichte selbst schon etwas konstruiert, das sich irgendwo in einem kleinen Dorf zufällig genau 2 solch konträre Männer kennen lernen, die den anderen um dessen Leben beneiden, ist doch sehr unwahrscheinlich. Auch das Rochefort`s Charakter schon anfangs kein Problem damit zu haben scheint, dass sein Gast eine Bank überfallen wird und zig Waffen mit sich herumschleppt ist schon eher unrealistisch. Aber darüber muss man dann eben mal hinwegsehen.
Die Gespräche der Protagonisten sind hierbei wirklich vom feinsten. Hier werden an keiner Stelle platte Phrasen gedroschen (wozu der Film an vielen Stellen durchaus verführen könnte), sondern der Zuschauer bekommt in exzellenter Weise, mit Hilfe von teilweise wirklich brillanten Dialogen, die schrittweise Annäherung, der beiden so unterschiedlichen Charaktere, glaubwürdig vermittelt. Meine Hochachtung vor dem Menschen, der dieses Drehbuch verfasst hat.
Im interessanten Making of erfährt man, das die superb agierenden Jean Rochefort und Johnny Hallyday schon als Hauptdarsteller feststanden, bevor überhaupt eine richtige Storyline existierte, was nun wirklich ungewöhnlich ist.
Wenn man sich auf ein Genre festlegen will würde das Wort Tragikomödie wohl am besten passen. Hier werden eben keine dauerhaften Schenkelklopfer präsentiert, aber insbesondere bei der Szene mit den Pantoffeln und vor allem beim Friseurbesuch musste ich laut lachen. Auch der Running Gag des eher wenig gesprächigen Fluchtautofahrers, der jeden Tag um genau die gleiche Zeit immer irgendeinen philosophischen Spruch vom Stapel lässt, um dann wieder genau 24 Stunden zu verstummen, lässt einen selbst nach der dritten Wiederholung noch schmunzeln.
Der Film hat ein durchaus ungewöhnliches und interessantes Ende, könnte aber nicht jedermanns Sache sein, schon gar nicht für Menschen, die sich immer nach einem rundum glücklichen Ausgang sehnen
Langsam entwickeln sich die Veröffentlichungen von ALAMODE FILMS zu meinen besonderen Lieblingen Ähnlich wie bei der ARTHAUS Reihe von KINOWELT haben diese alle einen gewissen künstlerischen Anspruch, sind aber in den meisten Fällen doch wesentlich zugänglicher
Zum Schluss geht hier wieder mal ein Gruß von mir an Uwe Meyer...ich bin mir sicher das Du diesen Film lieben wirst.
8,5/10 Punkten