Die Rosenheim-Cops als scheinbar ständig gleiches, durch seine jeweilige Kriminalfälle auch nur geringfügig variiertes, gleichzeitig durch den überaus stabilen Erfolg auch versiertes Rezept, das die Serie quasi wie Hausmannskost bei Muttern hält und so auch scheinbar problemlos und für immer und ewig und überall gilt. Die Unterschiede zwischen den jeweils letzten Jahrgängen sind auch allerhöchstens nur marginal und der Ablauf der im Grunde jeweils abgeschlossenen Geschichten auch oftmals wiederholend, wie nach Schablone programmiert wirkend und mit der Minutentabelle berechnet, was hier erstaunlicherweise allerdings nicht den Unterhaltungswert mindert und den geruhsam leichten Feierabendkrimi, das perfekte Fernsehen zum Entspannen und (wenn denn gemocht) zum Mitraten und (vielleicht auch noch) bei den durcheinander wuselnden Charakteren im Büro, am anderen Arbeitsplatz bei Tatort und Befragung oder selten mal im privaten Ausklang nach dem Dienst am 'Mitfiebern' ist.
Zu dem Vorabendkrimi in dreiviertelstündiger Form gesellt sich so noch etwas (meist unauffällige) Komödie, schon von der Verortung nach Bayerns Provinz und dem allgemeinen ländlichen Treiben im Speckgürtel von Chiemgau der moderne Heimatfilm und letztlich auch ein ganzer Batzen Soap, was nun recht auch an Zuwachs gewinnt. Dabei wird allerdings in jeder Form mehr die harmlose familienfreundliche und leicht bekömmliche Variante gewählt, wobei das Rezept natürlich auch in den zweimal ganz am Anfang auf Spielfilmlänge ausgedehnt und so zur Primetime nur gestreckt wurde und wo man ein derartiges Serienspecial (scheinbar) ausnahmsweise für Vorweihnachten 2017 und nun als ursprünglich "Kalter Tod" betitelt Februar 2020 auch wieder zum Publikumsfang anvisiert:
Als des Morgens schon im Hochbetrieb im Skiparadies Stephanszell in einem der Skilifte der Orthopäde Hans Dreyer erschossen aufgefunden wird, machen sich vnm Rosenheim aus die Hauptkommissare Sven Hansen [ Igor Jeftić ] und Anton Stadler [ Dieter Fischer ] auf dem Weg zum Tatort, nur um dort und in der näheren Umgebung gleich auf mehrere Personen wie dessen Frau Daniela Dreyer [ Isabell Gerschke ] oder den Geschäftspartner Johannes Graulinger [ Andreas Borcherding ] zu stoßen, die allesamt ein Motiv aufweisen könnten. Zudem ergeben sich bei Befragungen unter den Anwesenden auch Spuren in Richtung der von Wirt Richard Brandt [ Anton Algrang ] geführten Almhütte und dessen Hüttenbedienung Sophie [ Franziska Janetzko ] plus dem früher vom Arzt angeblich falsch behandelten Skilehrer Frank Steidl [ Adrian Spielbauer ], sodass die Polizisten bald froh über Schützenhilfe vom eigentlich an etwas anderem tätigen Kollegen Korbinian Hofer [ Joseph Hannesschläger ] sind.
Gedreht wie zuvor das Winterspecial Die Rosenheim-Cops: Der Schein trügt (2017) von Jörg Schneider, einem der seit 2005 für die Serie tätigen und hauptsächlich auch seitdem dafür verantwortlichen Regisseur, geschrieben vom Autorenduo Kerstin Oesterlin und Jessica Schellack, die im Grunde immer miteinander arbeiten und sonst auch vermehrt für leichte Kost, also Komödchen oder Dramödchen für die öffentlich-rechtlichen Anstalten (wie bspw. Vollweib sucht Halbtagsmann, Trennung auf Italienisch, All You Need is Love: Meine Schwiegertochter ist ein Mann etc.) am Verfassen sind. Oesterlin und Schellack haben entsprechend auch vermehrt Fernsehfilme geschrieben, der Neunzigminüter ist ihnen also nicht unbekannt und wird auch hier handlungsfähig und das gar mit ungewohntem Witz erklimmt.
Wie gewohnt für die Dramaturgie, die sich nicht nur, aber gerade eingangs nach Schema F und mehr oder weniger streng an eine gewisse Reihenfolge richtet, wird auch hier gleich in der ersten Szene der Tote der Geschichte gefunden (ausnahmsweise aber als Notfall und mit Ankündigung eines Notfalls am Lift, also mit dramatischer Spitze), danach kommt die Information an die Polizei, das Zusammentrommeln der Kräfte, die Begehung des Tatortes, die erste Untersuchung der Gerichtsmedizinerin usw. usf.; das schreibt sich von selbst und wird nur geringfügig variiert. Das will der Zuschauer so, das mag er, das bekommt er hier auch geboten und das hat er auch so verdient. Immerhin liegt der Schnee hier tatsächlich, massiv sogar, die Bilder sind strahlend weiß, der Himmel blau und die Postkartenaufnahmen fressen sich in die Retina. Aufwändiger als üblich ist dabei schon der Aufenthalt am Tatort selber, mit auch emsiger Bewegung, zu Fuß, per Lift hinauf und hinab, per Schneemaschine, alles eine Nummer größer hier und aufwändiger und kostspieliger. Wie auch beim vorherigen Film sind drei Stammkommissare vor Ort bzw. aktiv, das Urgestein Hannesschläger als Verstärkung bei Befragungen und im Archiv (und damit eher größeres und dennoch merkliches Cameo) sowie die beiden jetzigen Hauptakteure Jeftić und Fischer, den sonst als 'Ersatz' einspringenden bzw. anwesenden Darstellern wird hier noch keine Ehre des Einsatzes ermöglicht. Das höhere Polizeiaufgebot braucht man im Übrigen, die möglichen Verdächtigungen und sowieso das Umfeld sind eher auf Krawall gebürstet und auf Angriff eingestellt; die Atmosphäre ist eingangs so frostig wie das Klima quasi, da braucht man schon mehr Leute zum Unterstützen und zum Aufwärmen.
Aufgrund der 'Brisanz' des Falles wird hier auch weniger als üblich zwischen den Ereignissen während der Ermittlung und den Nebenschauplätzen im Polizeirevier umher geschnitten, gerade eingangs bleibt man lange direkt an der Sache und ist dort tatsächlich (uriger) Krimi, viele Nachfragen, viele mögliche Motive, die die gewohnte Breite von Rache, Geld, Fremdgehen etc. und pipapo, dazu auch mehrere Beteiligte, die deutlich gut betuchter sind und wo man neben der sowieso einheimischen guten bayerischen Stube auch deutlich besser gestelltes, also kostspieliges in Sachen Wohnung und Beruf zu sehen kriegt. "Nobel geht die Welt zugrunde", wie es dazu passend mittendrin bemerkt wird.
Ansonsten wird das eingespielte Team hinter der Kamera von dem eingespielten Team vor der Kamera gut ergänzt, sind auch die Nebendarsteller in der Geschichte, also die Zeugen, Verdächtigen, Mitwisser oder auch nicht schon bekannte Gesichter, haben alle schon einmal oder mehrfach (in damals anderen Rollen als Zeugen, Verdächtigen, Mitwisser oder auch nicht) mitgewirkt, wodurch sich trotz hier auch neuer Behandlung des Szenarios und einiger Zwischentöne – die Polizisten müssen notgedrungen auch mal auswärts übernachten bspw., weil das Auto lahmt, später liegt noch ein zweiter Toter in der Wildspur – grundsätzlich die Vertrautheit breitmacht und das fast schon familiäre Gefühl.