Wenn man an die Klassiker der italienischen Horrorwelle Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger zurückdenkt, erinnert man sich zuerst an Regisseure wie Lucio Fulci, Umberto Lenzi, Joe D'Amato oder Bruno Mattei nicht so sehr jedoch an einen gewissen Marino Girolami. Nicht, dass dieser der B-Filmerei nicht mächtig gewesen sei, aber mit Zombies und Kannibalen hatte er es bis dato nicht so. Umso erstaunlicher, dass ihm mit seinem Abstecher ins Horrorgenre mit „Zombies unter Kannibalen" ein echter Klassiker gelungen ist. Unterstützung immerhin hatte er vom Produzenten Fabrizio de Angelis, einen alten Weggefährten Fulcis und nicht zuletzt von den Hauptdarstellern Ian McCulloch und Alexandra Delli Colli, die beide bereits ebenfalls in Filmen Lucio Fulcis zu sehen waren. Da dann auch die etwas nach Pappmache aussehenden Zombies gleichfalls große Ähnlichkeiten zu ihren Kollegen aus besagtem „Woodoo" aufweisen, scheint es mir am Ende so, dass Meister Fulci hier schon im Hintergrund das Zepter geschwungen hat und vielleicht allein aus Terminnot nicht selbst die Regie übernahm. Das allerdings ist eine Spekulation meinerseits - immerhin entstand ja Fulcis „Woodoo" im selben Jahr.
„Klassiker" oder gar „Kult-Klassiker" ist ja ein viel strapaziertes Wort. Wo macht man fest, was ein Klassiker ist? Ich selbst denke, so einen „Kult-Klassiker" erkennt man daran, dass man sich an einige Szenen noch nach vielen Jahren erinnern kann. Als ich das Tape damals mit meinen Kumpels ansah war ich ungefähr 13. es sollten dann schon über 20 Jahre ins Land gehen, bis sich das Medium DVD immer mehr verbreitete und der Film schließlich Einzug in meiner Sammlung hielt. Vergessen habe ich die Szenen nie, wie sich eine rätselhafte Gestallt ins Krankenhaus schlich und mit einem Messer, mit quietschenden Geräuschen, die Hand einer Leiche abtrennte oder als eine junge Frau von einem wahnsinnigen Doktor gequält wurde, der an ihr krankhafte Experimente ausführte und dieser dann der Wimmernden die Stimmbänder durchtrennte.
Oder auch die Szene in der ein Mann einem sich anschleichenden Zombie einen laufenden Bootsmotor in den Kopf jagte und, und, und...Zur Handlung: In einem New Yorker Krankenhaus geschehen rätselhafte, unheimliche Dinge. Leichen werden verstümmelt, in dem man ihnen Körperteile abtrennt oder die Eingeweide entnimmt. Als dann ein asiatischer Krankenpfleger dabei auf frischer Tat ertappt wird, wie er einer Leiche das Herz rausreißt und beherzt hinein beißt, ist sein einziger Ausweg der Sprung durch ein geschlossenes Fenster in den Tod. Mit seinen letzten Worten erwähnte er „Kito". Die Anthropologin Lori Ridgeway (Alexandra Delli Colli) kann mit dem Wort etwas anfangen. Sie weiß, dass es sich um einen Südostasiatischen Kult handelt. Da sie auch sonst viel über die Kultur Südostasiens weiß, wird sie zur Lösung des Falls wissenschaftliche Beraterin des FBI und steht dem Agenten Peter Chandler (Ian McCulloch) zur Seite. Das dass FBI eingeschaltet wurde, hat natürlich einen schwerwiegenden Grund, ist New York doch nicht die einzige Stadt, in denen es zu solchen kannibalischen Übergriffen kam. Und wie sich herausstellt, spielt jedes Mal ein rätselhaftes Symbol eine Rolle: Ein Symbol des Kito-Kults, das man an den Opfern fand. Wie es sich für einen echten Kannibalenfilm gehört, wird jetzt eine kleine Expedition in exotischen Gefilden veranstaltet, mit an Bord Chandlers Kollege George Harper und dessen Freundin Susan Kelly, eine Reporterin. Ziel der Reise sind die Molukken-Inseln im Allgemeinen und die Insel Kito im Speziellen. Gastgeber der Vier ist ein gewisser Dr. O' Brian, der auf den Molukken geheimnisvolle Forschungen durchführt. Es sollen dann auch schon in der ersten Nacht seltsame Dinge geschehen, so findet Lori einen verwesten menschlichen Kopf in ihrem Bett vor. Allerdings soll das noch das Harmloseste sein, was den Vieren auf ihrer Expeditionstour widerfährt. Dr. O' Brian stattet die Vier mit seinen eingeborenen Helfern aus. Was sie aber nicht wissen: O'Brian wünscht nicht, das sie ihr Reiseziel, die Insel Kito, je erreichen. Jedoch soll alles anders kommen und O'Brian sieht seine Pläne durchkreuzt, als die Expedition wegen eines Motorschadens doch auf Kito an Land geht. Die Ereignisse überschlagen sich jetzt: Während George praktisch bei lebendigem Leibe von den Kannibalen verspeist wird, wird Susan von den Wilden entführt. Lori scheint als willige Opfergabe und Boddypainting-Model ein Festessen für das Kannibalenvolk zu werden und Peter müsste eigentlich durch die Hand unseres überambitionierten wissenschaftlichen Freundes Dr. O' Brian längst zur Strecke gebracht worden sein, ist es doch gerade Peter, den er auserkoren hat, seine nächste Arbeitsprobe zu werden. Peter jedoch ist zäh und das Drehbuch am Ende schwach. Peter wurde zwar betäubt, kam jedoch wieder zu sich und durchtrennte die Fesseln. So weit so gut...
...wo jedoch kam Lori her, die plötzlich in O'Brians „Versuchslabor" auftauchte? Als sich Peter selbst befreite, tauchte plötzlich Lori Ridgeway in durchsichtiger Reizwäche auf, nachdem sie kurz vorher noch nackt auf dem Opferaltar lag und ihrer eigenen Schlachtung entgegensah. Nun ja, die DVD soll ungeschnitten sein, es scheint sich also ein massiver Logikfehler eingeschlichen zu haben, der wahrscheinlich allein darauf zurückzuführen ist, dass am Ende aus Geld- und Zeitnot nicht alles gefilmt werden konnte, was gefilmt werden sollte. Das Vorhandene Material wurde dann so zusammengeschustert, dass es am Ende „Niemanden auffällt"
Das zusammengeschusterte Ende ist eigentlich schade und scheint mir auch unnötig, da ich ansonsten doch einen recht kultigen B-Movie Brüller gesehen habe, dessen Horroreffekte teilweise sehr realistisch in Szene gesetzt wurden und der eine Story erzählt hat, die doch zumindest als Rahmenhandlung alles das, was wir von einem stimmigen Zombie-Kannibalenfilm erwarten, bieten konnte. Hier Zombies und Kannibalen unter einem Hut zu bringen ist ebenfalls ein (wie ich glaube einmaliger) Versuch wert gewesen, der wie ich meine schlussendlich auch aufgegangen ist. Leider kam mir aber die Bedeutung der Zombies etwas zu kurz. Warum wurden sie selbst von den Kannibalen so gefürchtet? Ich habe nicht gesehen, dass auch nur ein Zombie irgendjemanden angeknabbert hätte. Vielmehr schienen sie mir tote Gesellen zu sein, die ausschließlich als Handlanger eines wahnwitzigen Doktors dienten und Abfallprodukte seiner kranken Forschungen waren. Dann waren sie mal langsam wie in George A. Romeros „Dawn of the Death", um im andern Moment umher zu springen, wie junge Kängurus. Gern hätte ich 10 Punkte vergeben für ein eigentlich völlig verblödetes Zombie-Kannibalen-Flickwerk, das sogar ohne den nicht gewünschten Tiersnuff auskam. Es ist die Vernunft die mich dazu zwingt hier mindestens zwei Punkte abzuziehen.