Review

Eher Fortführung eines speziellen Themas als Fortsetzung zum Special Female Force (2016), welcher zwar einige Gemeinsamkeiten aufweist und ursprünglich auch als Grundsteinlegung hierfür proklamiert wurde, sich die weiteren Zutaten über die Zeit aber geändert haben und man beide Filme durchaus eigenständig und vielleicht auch gleichwertig (?) betrachten kann; die schiere Anwesenheit der Werke zumindest schon mal die Erwähnung wert ist. Bereits der 'erste Teil' kam aus dem Nichts, eine sehr späte und (im Kino) auch vereinzelt gebliebene kunterbunte Rückrufaktion auf das Ende der Achtziger florierende Subgenre des Girl with Guns und der Fighting Femme, dort speziell als Art Modernisierung von The Inspector Wears Skirts a.k.a. Top Squad (1988) und dessen drei Sequel (1989/90/92), wobei mit der Mitwirkung von Jade Leung auch noch der allerletzten populären Darstellerin dieses Metiers gehuldigt wurde. Und der Bogen endgültig geschlossen ist. Der optisch wesentlich blassere, fast einfarben und auch nihilistisch gehaltene (Special Female Force 2:) The Fatal Raid als Zeichen dessen, dass es scheinbar doch einen Markt dafür gibt, ironischerweise auf dem Festland nämlich und dem dortigen Streamingangebot, sind doch über die letzten Jahre dort Web Movies mit Titeln wie The Mermaid Force, Naked Attack Force und auch (dem hier minimal dazugehörigen) Top Female Force, wenn eben auch nur rein für das Internet und nicht als physisches Medium erschienen:

Chief Superintendent Tam [ Patrick Tam ] hat zusammen mit Kollegin Jade Fong [ Jade Leung ] bei einer verheerenden Auseinandersetzung mit Drogendealern in Macau den Großteil des dortigen Teams, darunter auch seinen besten Freund Hei [ Michael Tong ] verloren. Trotz erbitterten Kampf seinerseits wurde der Vorfall auch von oben vertuscht und Entschädigungszahlungen an die Familien der Opfer deswegen ausgesetzt, entsprechend negativ ist Tam eingestellt, als jetzt ein neuer Auftrag wieder nach Macau und damit in den Zuständigkeitsbereich seine alten Rivalen und Vorgesetzten Yuen [ Andrew Yuen ] führt. Mit als Verstärkung im Team hat er die sich untereinander nicht verstehenden Alma [ Jeana Ho ] und Zhi Hen [ Lin Min-Chen ] sowie bald die vor Ort residierenden Polizistinnen Sheila [ Hidy Yu ] und Tong Yu [ Jadie Lin ], welche er au h relativ schnell und recht dringend benötigt.

Die Filme sind natürlich von Männern und für die Männer geschrieben und inszeniert, trotz einer Präsenz der Frauenfiguren dort wie hier, auch der Bedeutung als Protagonist(inn)en und der Einsatzbereitschaft der Damen der Gesellschaft als vollwertiges Mitglied, ist der Blick nebst Bewunderung der Kamera auf die weiblichen Schuss- und Kampf- und insgesamt die Handlungsfähigkeiten auch öfters auf den körperlichen Aspekt dabei, das entweder adrette Auftreten oder auch mal das (halb)nackte gerichtet. Im Titelvorspann einer ausführlichen, später aber erst genauer in Augenschein genommen und detailliert am Ende des ersten Drittels behandelten Schießerei auf offener Straße wird das Martialische und das Combat Wear durchaus gezeigt und in der ersten tatsächlichen Szene selber das Physische in alle seinen Facetten betont. Eine Undercoveraktion in einem Nachtclub, wo mit entsprechender legerer bis knapper Kleidung gearbeitet wird, die Haut deutlich sichtbar ist und bald auch das Agieren in engen Shorts und bauchfreien Top für den entsprechend neugierigen maskulinen Blick das Einschalten in den Film und das Dranbleiben lohnt.

Interessanter ist die Gangart und die Inszenierung des Ganzen, werden durchaus Verluste eingefahren bei den Anwesenden, wirkt der Martial Arts Bereich bzw. der Nahkampf bereits in der Eröffnung einer Razzia in ebenjenem Nachtclub mitsamt heftiger Gegenwehr der sich dort aufhaltenden Schergen zahlreicher und auch agressiver als im Vorgänger im Geiste, auch die Choreografie dessen mit nachvollziehbaren Techniken und Bodenkampf und Kollateralschäden beim Mobiliar lässt nicht zu wünschen übrig, nur der Kameramann ist wieder zu eifrig und schwenkt und zittert alldieweil und unnötigerweise mit. Das Nervöse, Unruhige kommt beim dramaturgischen Erzählen durchaus positiv zugute, hat der Film doch beizeiten eine gewisse Grundspannung und Aufgeregtheit, die als Vorbereitung für die noch kommenden Ereignisse und vor allem die Sprache der Waffen wirkt. Die längere Bebilderung der Rückblende der titelgebenden The Fatal Raid vor 20 Jahren lässt wieder die Kugeln fliegen und dies in teilweise enormen Zeitlupen zelebrieren; trotz im Grunde zahlreicher unbekannter Namen sowohl im Cast als auch im Drehteam ist die Präsentation (durch Action Director Johnny Tang, Mitarbeiter von Chin Kar-Lok) nicht nur der früheren Tradition die Ehre erweisend, sondern auch zeitgenössisch effektiv und modern.

Die durchaus gekonnte und auch finanziell sichere Ausführung der bleihaltigen Veranstaltung hier – (durch den früheren MV-Director Jacky Lee, der am Skript mitschrieb, welches sich zwischenzeitlich reichlich in seinen Aspekten verändert zu haben scheint) – ändert nur leider nichts daran, dass sich die Tonalität des Filmes recht merkwürdig anfühlt und spätestens bei dem weiteren Geschehen in Macau der bittere Ernst der Darbietung mit einigen unfreiwillig absurden Verhaltensweisen mal wechselt und auch mal ein gleichzeitiges Intermezzo eingeht. Ein Überfall mit vorhergehender Karambolage eines seitlich in einen Polizeikonvoi preschenden Autos als Rammbock und der im Grunde Nicht-Reaktion der betroffenen und auch kurz darauf noch zusätzlich eintreffenden Gesetzeshüter wirkt ebenso merkwürdig bis sloppy wie eine kurz darauf folgende 'Festnahme' der Tatverdächtigen, bei der sich drei knapp beschürzte Frauen mit Händen und Füssen mit einer Überzahl an Gegenüber anlegen müssen, während ein Raum weiter eine bis an die Halskrause bewaffnete Spezialeinheit quasi nur auf Abruf steht.

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