Bisheriger Abschluss der ab 1992 in unregelmäßigen Abständen veröffentlichen Alls Well Ends Well - Reihe, die nach einem ersten furiosen Start mit damaliger und auch im Nachhinein bestehender Star- bis Klassikerbesetzung mit u.a. Stephen Chow und Leslie Cheung die erste lange Durststrecke bereits in den Nullerjahren hatte und dann plötzlich ab 2009 wieder mit den entsprechenden Titel All's Well, Ends Well 2009, All's Well, Ends Well 2010, All's Well, Ends Well 2011 und All's Well, Ends Well 2012 neu reaktiviert. Auch diese Neuauflagen hatten einen Blockbusterstatus zu vermelden, teilweise bekannte bis (für ihren Komikergehalt) berüchtigte Darsteller und dieselbe Formel der üblichen Chinese New Year - Filme vorzuweisen, konnten sich aber keinen weiteren Ruf und auch keine Nachhaltigkeit erwerben. Das Problem bei All's Well, Ends Well 2020 ist nicht die Herangehensweise, die gewohnte Gänge geht, sondern vielleicht der Macher dahinter, Urgestein Raymond Wong, welcher mehr oder minder auch für die anderen Ausgaben verantwortlich war und hierbei eventuell am Ende seines Lateins und nur noch in der Ecke der Wiederholungen ist. Außerdem ist die Besetzung bestenfalls medioker, sodass kurz vor dem Pandemiejahr 2020 schon nur 5 Mio. HKD eingespielt wurden (die direkte einheimische Konkurrenz mit The Grand Grandmaster hatte das vierfache, während bspw. der noch unterlegene Enter the Fat Dragon immerhin in der VRC als prominentes und teures VoD an den Start ging); wobei noch erstaunlicher und fast beunruhigender noch ist, dass der Titel bis heute keine Auswertung auf Heimmedien gefunden hat und quasi 'verschwunden' ist:
Die Schwindelbrüder Yau Wing-Fu [ Raymond Wong ], Yau Wing-Chung [ Julian Cheung ] und Yau Wing-Chi [ Louis Cheung ] schließen sich eines Tages mit den ähnlich arbeitenden, allerdings auch die Waffen der Frauen einsetzenden Lei Mona [ Chrissie Chau ] und Lei Monroe [ Dada Chan ] zusammen, wobei sie die Damen auch brauchen, als es an das Austricksen des exzentrischen und umso gefährlichen Triadenhäuptlings 'Crooked' Tam Tai-Ngok [ Patrick Tam ] geht. Tam, der zuvor einen Anschlag auf seinen abtrünnigen Buchhalter und damit auch dessen schwangeren Frau Lam [ Karena Ng ] verübt hat, will unbedingt in den Besitz eines wertvollen Diamanten gelangen, was das nunmehrige Quintett als Hebel zum Ansetzen nimmt. In die Quere kommen könnte ihnen allerdings auch durchaus auch gerissene Adam [ Adam Pak ], der sich erst bei den Yaus vorgestellt hat, aber nunmehr für Tam tätig ist.
Wong ist seit Anfang der Achtziger einer der treibenden Kräfte des HK-Kinos, als Darsteller, als Autor, als Produzent, vor allem auch und als Präsenter, wobei er vergleichsweise relativ selten Regie geführt hat, aber dies hier erneut eine inszenatorische Arbeit mit darstellt und er sich mit den vielen Aufgaben vielleicht auch übernimmt. Dabei ist das Werk eine Familienproduktion, schreibt Sohnemann Edmond Wong am Skript und wirkt Tochter Karena Ng als Schauspielerin mit, die ausführende (und finanziell durchaus und sichtlich solide aufgestellte) Produktionsfirma ist mit Mandarin Motion Picture die eigene und der Film so vollständig seiner Verantwortung unterlegen. Dass es erstmal überhaupt vorhanden ist, ist dabei willkommen, die Kung Hei Fat Choy Filme aus (dem je nach Stand der Dinge und Ansicht mal sterbenden, mal schon längst toten, dann wieder in Nischen auferstandenen) Hongkong Kino haben eine lange gute und auch beliebte Tradition; ein neuer weiterer Versuch ist immer besser als gar keiner, zumal auch das lokale Publikum seine Unterhaltung braucht und (nicht bloß die ehrbaren Sozialdramen und) nicht etwa automatisch den (wesentlich erfolgreicheren) Filmen aus der VRC zugetan und damit einverstanden sind.
Entsprechend bekommt das Volk aus der Sonderverwaltungszone hier seine Stadt zu sehen und Bilder daraus, was gleichsam wie die Verwendung einheimischer Mitarbeiter positiv ist. Ein buntes Treiben gleich von Beginn der 90+ Laufzeit an, mit viel Bewegung durch Ort und Straßen, wobei die im Mittelpunkt des Ganzen stehende Sippschaft Yau gleich einzeln vorgestellt werden und Raymond Wong als Oberhaupt des Gaunerclans dabei mittlerweile wie seine eigene Karikatur aussieht. Immerhin sind die anderen auch nicht hübscher, ausgenommen Schönling Julian Cheung natürlich, aber Namensvetter Louis Cheung auf jeden Fall nicht. Beides zusammen sind auch keine Komödianten, das hat man das zweite Mal im (ebenso untergegangenen) Benefizium All U Need is Love gesehen, welcher von der gleichen morbiden Neugier lebt und wo der Film bei Betrachtung eher an einen sehr merkwürdigen Unfall erinnert, und vielleicht aufgrund seiner knalligen Farben und dem vielen Getue und Gehabe auch so aussieht.
Inhaltlich greift man hier übrigens auf einige der Vorgänger gar zurück, durch die Verbindung von Sheila Chan als verlorenes Love Interest von Oberhaupt Yau, was auch durch eine entsprechend verwendete Rückblende mit Originalaufnahmen zum Vorschein kommt und als Hinweis ganz nützlich ist; schon aufgrund der langen Pause zwischen einzelnen Geschichten wäre die Referenz sonst vollends verpufft und untergegangenen. Als Subgenre erwählt man sich die Conman- und die Heistklamotte, in Verbindung mit dem Gambling Movie, was ganz clever, durch stete Weiterentwicklung der Erzählung nicht verkehrt und speziell für den männlichen Zuschauer sicherlich interessanter als sonst oft die Romantische Komödie ist. Als Mittel der Wahl in Sachen Humor nimmt man zeitgenössische Verhohnepipelungen, die den Film jetzt schon antik machen (der Trump-Gag), sexuell eindeutig zweideutige Anspielungen, Schabernack und Schadenfreude, Mimik, Gestik und Verkleidung (der kürzlich verstorbene Liu Kai-Chi mit Hitlerbärtchen), sehr alte Finten und Kniffe (der Gläser-Gag, bei dem während eines scheinbar unfairen Trinkwettbewerbs das leere große Glas über ein volles kleines gestülpt wird, damit der Konkurrent nicht dran kommt, weil Berühren ausdrücklich verboten ist) und physischen Klamauk, hier vor allem bei den Actionszenen - meist kurze Kampfszenen, eine Angelegenheit mit einem führerlosen Auto -, plus natürlich ein paar Cameos, eher kleine und weitgehend unerheblich, plus ein Running Gag und es wird die vierte Wand durchbrochen.
Dabei ist das ganze Geschehen durchaus seinen Zweck erfüllend, manche Szenen wie die im Labor eines Magiers sogar etwas kreativ und damit überraschend, die eingestellten Schauspieler sind deutlich spielfreudig und nutzen die Gunst der Stunde, zudem ist es wie angedacht schlicht bis leichtfüßig, und wirft anders als die letzten Versuche von Wong in diese Richtung (Der furchtbare An Inspector Calls, oder Hello Babies) auch nicht mit zu viel Popanz, Fremdscham und Verkrampftheit um sich.