Fantasy Island ist (für die Älteren unter den Zuschauern) so etwas wie Love Boat oder Hotel, eine langlebige Fernsehserie nicht mit geschlossener Handlung, sondern mehrerer kleinerer Geschichten pro Episode, die ständig an ein und demselben Schauplatz spielen und durch eine Stammcrew sowie diversen Gaststars zusammengehalten sind. Das Genre ist seichtes Drama, plus leichter Humor und Liebe/Romantik; ein antikes Produkt aus der Mattscheibe, welches heutzutage mit Nostalgiefaktor hoch Zehn belegt, aber schon eher rein war für die betagten (oder die sehr harmoniesüchtigen) Leute war und ist. Die Prämisse vom "Accounts of visitors to a unique resort island in the Pacific Ocean that can fulfill literally any fantasy requested, but rarely turn out as expected. " ist natürlich nicht bloß narrensicher, sondern auch vielfältig variierbar, vom Schauplatz schon, von der Gestaltung, und bis zur Veränderung der Genre selber, hier als Art Prequel und 'Horror' Re-Imagination, mitsamt dem Eindringen einer russischen Killertruppe, einer militärischen Geiselbefreiung, einem riesigen und maskierten Dr. Torture, der seinem Namen alle Ehre macht usw. usf.:
Als Gewinner eines Preisausschreibens werden Gwen Olsen [ Maggie Q ], Melanie Cole [ Lucy Hale ], Patrick Sullivan [ Austin Stowell ] und die 'Brüder' Brax Weaver [ Jimmy O. Yang ] und J. D. Weaver [ Ryan Hansen ] von Mr. Roarke [ Michael Peña ] auf einen Urlaub auf seiner 'Fantasy Island' eingeladen, wo jeder von ihnen auch einen Wunsch frei hat, der in Erfüllung gehen soll. Was sie da noch nicht wissen, ist, dass sich auf dem beschaulichen Fleckchen im Dschungel der leicht verwilderte Damon [ Michael Rooker ] herumtreibt und kurz zuvor auch Sloane Maddison [ Portia Doubleday ] auf die Insel entführt worden ist.
"As I have told you, once a fantasy begins, you must see it through to its natural conclusion."
"Nobody knew what you meant by that!"
"Have a good night."
Fünf neue Gäste, zwei davon miteinander vertraut, drei Männer und zwei Frauen. Exklusiv von den Neuankömmlingen ist keiner, leisten könnte sich das Resort vielleicht eine einzelne Person der Touristen, der Rest muss das Geld eher zusammenhalten und hat das Träumchen inmitten des strahlend blauen Ozeans und auf einer ebenso knackfrisch aussehenden Insel auch nicht auf dem geistig(eingeschränkt)en Schirm und auch nicht verdient. Gewonnen haben sie die Reise, ein Gewinn ist vor allem auch der Anblick des Eilands, von oben aus der Ferne, beim Anflug mit dem Privatflieger, beim Übergleiten der letzten Meter von Wasser und Strand und erst recht auch unten am Boden, beim Anwesen selber, das in Holz getäfelt ist und mit Geschmack und dennoch Reduktion und Moderne und Antiquität gleichzeitig bestückt und nicht erschlagend, sondern einladend wirkend ist. Die Bedienstschaft scheint etwas komisch, und im Dickicht haust ein verwilderter Einzelkämpfer und des Nachts wird man von maskierten Männern übers Gelände gejagt, aber das weiß bislang bloß der Zuschauer, die Urlauber ahnen noch nichts.
Der Botschafter der Sehnsüchte und Begierden und der Diener des Volkes hört hier auf den Namen Jeff Wadlow, der den Film mitgeschrieben hat und gedreht, der die Einführung macht und die Party wenig später, die Bikinigirls auffährt und die ebenso halbnackten Männer, und das Versprechen im Paradies. Alkohol, Drogen, Sex, Macht, Luxus, plus verräterische Spuren im Bad, unerwünschte Besucher im Schlafzimmer und eine mysteriöse schwarze Flüssigkeit, die von der Decke tropft, aber nur der Anfang von vielem noch Kommenden, manchen guten Momenten und manchem Quark und der Beginn einer speziellen Sorte von Fantasie ist. Was ist wahr und was nicht, was ist Trug und was ist Lug, oder sollte man als einziger Spieler in einem womöglichen Rollenspiel dieses genießen und die Vergangenheit neu oder wieder gestalten und etwas früher Gewünschtes im möglicherweise virtuellen Hier und Jetzt auferleben? Kreativ sind eingangs die Wünsche, die Motivationen, die Umsetzungen auf der Insel auch, und das Spiel mit verschiedenen Optionen und diversen Ebenen, das Erbauen einer mehrdimensionalen Bühne für die Protagonisten, die gleichzeitig eine Charade auch für das Publikum vor ihr, für den Kinobesucher oder den Gast daheim in seinen vier Wänden und bei seiner medialen Abendgestaltung, und eher mehr Abenteuer mit Spukelementen und eine Achterbahn mit paar Buh!-Effekten als der viel proklamierte Horror übrigens ist.
Zwischen Theateraufführung, LARP, Halluzination und Illusion, aber auch mit Schnipseln verschiedener Genre wie Liebesdrama, Torture Porn, einer Deppenkomödie und einem Behind Enemy Lines - sowie gar Zeitreisegeschehen und Erinnerungen an Wadlows eigenen Truth or Dare (2018) gehalten, erst im Einzelfokus und parallel und später mit Interaktion zueinander und Überraschungen nicht nur am Ende der Geschichte, sondern vermehrt auf dem Weg dahin erzählt. Anfangs funktioniert das ganz gut, so ab etwa zwei Drittel und im Nachhinein dann plötzlich nicht mehr, ist das Dahinter banal und das Prozedere auch erstaunlich moralinsauer und von den Aussagen her leer. Die Figuren bleiben dabei trotz zunehmender Konflikte und gezeigter Hintergründe erstaunlich blass, wirken teilweise auch in der Tiefe reduziert bis entnervend und in der Dimensionalität gering. Die Inszenierung ist solide, das geringe Produktionsvolumen von 7.5 Mio. USD gut genutzt, wenn auch bißchen nach größerem Fernsehen schreiend und als spätes Serienspecial agierend.