Review

Bestandteil einer relativ neu gestarteten Reihe von Fortsetzungen zu eigentlich längst verblassten bis auch teilweise schon zum Starttermin eher wenig aufregenden oder wenig Aufmerksamkeit erregenden Kinofilmen, hier bei Bulletproof 2, dem zeitgleich erschienenen Undercover Brother 2 oder dem für Juni proklamierten Welcome to Sudden Death natürlich nicht für die Lichtspielhäuser, sondern dem direkten Verleih, dem ebensolchen Verkauf oder wie beim letzten Beispiel auch 'nur' für die Streamingdienste (in dem Fall für Netflix) und gar nicht mehr als physisches Medium gesetzt. Geschaut werden dergleichen Titel (wie auch bspw. Jarhead: Law of Return) schon noch und auch eher als 'herkömmliche' Produktionen, da ist ein Quäntchen Neugier da, mithilfe des gewissen Bekanntheitsgrades des oftmals davon vollkommen unabhängigen Originales, da ist die Hoffnung auf eine zumindest solide Finanzierung, welche durch das produzierende Universal 1440 als Seitenarm des Hollywoodstudios gestützt wird und schließlich und endlich auf einfach nur die Wahl des Titels. Dem Marketing sei Dank und den Kreativen mit. Interessant für die drei übrig gebliebenen Actionfreunde da draußen in den weiten Sphären ist natürlich noch der Regisseur, welcher sich mit dem Material auskennt und in Sachen DtV-Sequel schon zum Inventar gehört:

Nach einem eher missglückten Einsatz in Rom wird Detective Jack Carter [ Faizon Love ], der vom LAPD zum DEA gewechselt hat, im Auftrag seines Vorgesetzten Special Agent Battle [ Tony Todd ] nach Südafrika entsandt, um sich dort in der Identität seines früheren 'Bekannten' Archie Moses [ Kirk Fox ] in die lokale Schmidt-Gang einzuschleusen. Als bei einem von Carter geplanten Treffen sein derzeitiger 'Boss' Spyder Schmidt [ Neels Clasen ] die gegnerische Partei der mexikanischen Gangster ohne Vorwarnung erschießt, steht der Detective vor gleich mehreren Problemen. Das Kartell ist nicht nur hinter ihm her, sondern wegen des benutzten Namens auch hinter Moses, der noch allerdings nichts davon weiß, außerdem ist Spyder Schmidt noch der Harmloseste der Familie, welche von der Mama Pemilla [ Fiona Ramsay ] angeführt und den ebenso schießwütigen Töchtern Joanna [ Pearl Thusi ] und Gertie [ Roxy Nel ] und dem Ausputzer Wittings [ Garth Collins ] vervollständigt wird

"You don't get it. Doesn't matter where you are. They're the Mexican cartel. They will find you. You started a war, and guess who's gonna die first. Archie Moses."

Gedreht ist das Ganze von Don Michael Paul, welcher zuletzt u. a. den Kindergarten Cop 2 gewerkelt hat, den obengenannten Jarhead oder auch für Ableger von sowohl der Sniper-Saga, der von Scorpion King oder dem Death Race – an dessen bislang letzten vierten Teil Beyond Anarchy man hier mit der finalen Verfolgungsjagd in Buggys auch erinnert – verantwortlich und in entsprechenden Kreisen auch durchaus und (bislang?) auch durchaus wohlwollend beobachtet ist. Paul setzt auch hier phasenweise auf Action, immerhin gehört auch Teil 1 gleichsam in dieses Metier, als Buddy Picture der zweiten Garde mit sowohl lautmalerischen bis aggressiven bis anstrengenden Witz als auch einigen Kugelhagel und einer entsprechend erzählerischen Mär. Der Cop und der Gangster, hier reaktiviert, sogar tatsächlich, wird doch in den Rollennamen Bezug auf das Original genommen und auch die Prämisse von dort, der (fahrlässige) Schuss in den Kopf durch den (halbseidenen) Gauner und die Metallplatte und folgende schlechte Laune des Polizisten sowie beiderseits Anfeindungen bis hin zum notgedrungen vereinten Showdown gegen die wahren Bösewichte verbal und das sogar in der Metaebene (!) zitiert; der erste Bulletproof ist die Verfilmung der Vorgeschichte der Leute hier. ´

Dass die Figuren hier also weder aussehen wie Adam Sandler noch Damon Wayans, und die Verkörperung der letzteren Figur bspw. von einem Darsteller mit doppelt soviel Körpergewicht vorgenommen wird: geschenkt, da genau das aufgegriffen und sich darüber mokiert wird: "Did you ever see that shitty movie they made about us?" - "Of course I seen it." - "They made me Jewish. I mean, I got no beef with the Jews, but what the fuck? Look how tall I am. I'm the opposite of Jewish. Mustache-strong. They should've got someone like Daniel Day-Lewis, maybe Tom Selleck, just someone that's got a strong 'stache." - "They made me a Wayans." - "Yeah, but that's handsome. You scored. The Wayans are all gorgeous and they got the abs like they been to prison. Adam Sandler? He doesn't have an ab. He can't even grow a mustache." Eine Weitererzählung nicht bloß im Geiste bleibt es dennoch, der erste Bulletproof ist auch nicht gerade ikonisch und gehört eher ins Guilty Pleasure Milieu. "I can't believe they made a movie about you." - "You call that a movie?" - "I tried to find it on the Netflix, but then I had to download it off The Pirate Bay." - "You know that's illegal, right? I can take you in for that."

Immerhin startet man auch hier mit einem Polizeieinsatz, einem von Interpol sogar, wenn man den getragenen Jacken bei der Verhaftung Glauben schenken darf, und einer Festnahme, die weitab von Schuss in 'Rom, Italien' – wer's glaubt, wird selig natürlich nur – spielt; es löst sich sogar ein Schuss, aus Versehen auch nur, der aber gleich den Fuß des Gegenübers perforiert. Paul lässt auch später noch die Kugeln fliegen und das Blut spritzen, legt sich buchstäblich auch ins inszenatorische Zeug und in die Kamera öfters mal schräg und mal quer; offensives Verhalten aller Parteien und wenig Substanz trifft auch gleichzeitiges auffälliges Gebaren der Montage, die gefrorene Namenseinblendungen und Standbilder wie aus dem Neo Pulp zusätzlich zu deutlichen Perspektiven aus der Unter- bis hin zur Froschsicht generiert. Überraschend ist eingangs der Gewaltgrad, wird bei der Schießerei in Kapstadt am Verladehafen jemand aus nächster Nähe durchlöchert und die Einschuss- und Austrittswunden auch bei dessen Gefolge deutlich in Augenschein genommen und zelebriert. Ein noch kommendes Massaker in einer Transvestitenbar, in der das ungleiche Duo von lateinamerikanischen Killern mit Schießeisen heimgesucht wird, erhöht nochmal den Leichenberg; die Choreografie dessen ist übrigens eher meh, aber immerhin besser als das andauernde Gerede, welches ab folgend am Nervenkostüm zehrt.

Eine höhere Altersfreigabe hätte man auch ohne das Gesuppe und Gematsche, wird vor allem auch verbal mit den Schimpfwörtern um sich gehauen und gerne auch sexuelle Derbheiten sowie auch ein paar Nackedeiszenen im Vorbeigehen kommentiert – selbst der Fettmops mit seinen Schwangerschaftsstreifen zieht öfters blank und ist hier sowieso der Frauenaufreißer von der Welt; ein wenig verkrampft, überdreht im Ansinnen und auch unnötig siffig in der Herangehensweise, die den letzten Rest von Klasse der eigentlich gar nicht so schlechten narrativen Grundidee wegätzt und von vornherein und von Grund auf für die niederen Exploitationansprüche und das erstaunlich uncharmante und unsympathische Entertainment zum Feierabend gerichtet ist.

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