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Heutzutage eine vergessene Randerscheinung, bei zufälliger Wiederentdeckung vielleicht noch zum Ziel von Belustigung und Spott dienend, stellt Prime Target bereits die fünfte eigenständige Filmarbeit von singer-goes-actor David Heavener, Jahrgang 1958, geboren in Louisville, Kentucky und nur der Vorreiter von noch so vielem mehr dar. Heavener hat ab Ende der Achtziger und damit zur Hoch- und Blütezeit von Videotheken und der ständigen Nachfrage an Nachschub fleißig und in Personalunion auch als Autor, Darsteller und Regisseur produziert, zumeist im Actiongenre mit nur kleineren Abstechern außerhalb. Auf etwas über ein Dutzend entsprechend ausgestatteter Werke, darunter so Blüten wie Outlaw Force (1988) als Debüt hinter der Kamera, Twisted Justice (1990), Kill Crazy (1990), Ragin' Cajun (1991) oder Eye of the Stranger (1993) ist der nebenberufliche Countrybarde dabei gekommen; Hut ab vor dem Chuzpe trotz mangelnder Ausbildung und mäßigem Geschick:

Nach der skrupellosen Beseitigung von vier Verbrechern wird County Cop John 'Blood' Bloodstone [ David Heavener ] von seinen Chef Capt. Tompkins [ Isaac Hayes ] gerügt und zusätzlich von der Inneren und spezielle dem Commisioner [ Andrew Robinson ] mit Suspendierung bestraft. Da und für einen dringend benötigten Hauskredit von 25.000 USD trifft er sich gut, dass Bloodstone von den FBI Agenten Harrington [ Robert Reed ] und Robbins [ Michael Gregory ] für die Überstellung des lange gesuchten Gangsterbosses Marietta Copella [ Tony Curtis ] verpflichtet wird. Ohne seine Frau Kathy [ Jenilee Harrison ] von dem geheimen Auftrag informieren zu können, werden beide in eine Klapperkiste verfrachtet und auf Fahrt quer durch die Einöde, mit unliebsamen Überraschungen auf der Strasse gesetzt.

Im Nachhinein ist die Inszenierung gerade zu Beginn, die Einführung von 'Blood', dem Renegade Cop, wohl nur mit einem weinenden und einem lachenden Auge und so aus der Unsicherheit des Empfindens heraus zu sehen. Die Gürtelschnalle dick mit "Cowboy" bestückt, die Kleidung entsprechend ausstaffiert und kostümiert, das Auto mit einem "Don't Mess with the U.S.A." Aufkleber ebenso aussagekräftig formuliert, was sich in dem folgenden Polizeieinsatz gleich im Ausbruch von Gewalt und der Vernichtung von vier Gangster durchschlägt. Einer wird ungefragt und ohne Vorwarnung zum Krüppel gefahren, zwei weitere mit dem Flammenwerfer erledigt und schließlich der Anführer der Bankräuber und Geiselnehmer mit einem gezielten Schuss aus der Waffe vom Dach geholt; natürlich winkt auch hier der Vorgesetzte mit den Paragraphen und ist die Suspendierung nicht weit.

Bereits die ersten Minuten weiß man schnell, worauf man sich einlässt und was die Stunde schlägt; Zeit für das milde B-Picture, das The Gauntlet oder auch Midnight Run für Arme, in dem die Klischee vonnöten und die Karikaturen satt und statt der eigentlich gewollten Ikonographien vorhanden sind. Überraschenderweise hat Heavener diese Art von Stoff aber im Griff und zu noch größerer Verblüffung wird das auch ab und an unterspielt oder als "Alles halb so wild und ernst gemeint" formuliert, was je nach Gusto zu unterschiedlichen Betrachtungsweisen führen kann und den Wert der Unterhaltung dabei niemals schmälert. Ob nun knochentrockener und verstaubter Trip durch die Prinzipien des gemeinen Actionfilmes, oder doch heimliches Buddy Picture oder gerade rückwirkend auch satirischer Blick, Prime Target bekommt seine Geschichte in Fahrt und hält dabei sogar die Sympathien.

Zum einen lockert sich die Figur des 'Blood' dann doch ein wenig auf und wird zudem vom unfreiwilligen Begleiter und bald Kompagnon, dem altehrwürdigen Gangster verbal ganz schön als Maulheld vorgeführt; zum anderen lässt Heavener dem Mitspieler Curtis auch das Scheinwerferlicht und drängt sich nicht in jede Szene hinein und als Heroe hervor. Angenehmerweise ist der Rest der Angelegenheit auch hier und da mit etwas Mysteriösem, dem Hintermann, von dem man nur die schwarzen Schuhe und die ebensolchen Handschuhe und dem 'change of plans' und anderen Widrigkeiten wie ein paar kleine Schießereien oder Verfolgungsjagden bestückt, ist zwar kein Geld für die großen graphischen Angelegenheiten da, aber das Geschehen immerhin in Bewegung und auf der Strasse und quer durch Amerika, dessen Staubwüste und Kleinstädte zumindest unterwegs.

Zudem ist die Besetzung auch abseits von Curtis, der zu damaliger Zeit sowieso und leider nicht mehr in Hollywood gefragt und stattdessen in Ware zweiter (und dritter) Wahl unterwegs war, doch tatsächlich mit bekannteren Namen und Gesichtern in knappen Rollen besetzt. Veteranen wie Isaac Hayes, Andrew Robinson, Michael Gregory, Robert Reed und Don Stroud sorgen in der kurzen Anwesenheit für etwas Belang und leicht höheres Flair; der Rest vom eh kleinen und manchmal auch verirrten Publikum sieht sich am geographischen Nichts und architektonischen Wenig und der Weite vom Mittelwesten Amerikas, quasi der Canyon Road in Canyon Falls, also dem Beliebigen und mit Sand und Geröll bedeckten satt.

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