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Was in den USA eine erfolgreiche, musikalische Nische ist, wäre hierzulande wohl kaum von Erfolg gekrönt: Sanfte Popsongs mit christlichen Inhalten. Deshalb dürfte der Musiker Jeremy Camp auch kaum ein Begriff sein, dessen wichtigste Stationen seiner Biografie hier erzählt werden.

Jeremy (K.J. Apa) ist Songwriter aus Leidenschaft und geht neuerdings auf ein evangelikales College. Über den Musiker Jean-Luc (Nathan Parsons) lernt er die gleichaltrige Melissa (Britt Robertson) kennen und verliebt sich in sie. Nach zögerlichen Annäherungsversuchen erhält Jeremy in den Weihnachtsferien einen Anruf: Melissa ist sehr krank…

Die Ansammlung von Gutmenschen, welche die Gebrüder Erwin auf die Zuschauer loslassen, wirkt bereits in den ersten Minuten ein wenig befremdlich. Alles sind super drauf, ständig scheint die Sonne und es gibt rein gar kein Konfliktpotential. Selbst als Jean-Luc, der schon länger ein Auge auf Melissa warf, die Wahrheit über Jeremy und Melissa erfährt, zieht der sich beinahe gönnerhaft zurück. Spätestens nach einer halben Stunde wünscht man sich, dass wenigstens eine Person mal die Zehn Gebote missachtet und zumindest einmal flunkert.

Obgleich die Dialoge ab und an etwas weltfremd rüberkommen, stimmt die Chemie der beiden Hauptakteure, was gerade zu Beginn der Annäherung zumindest recht niedlich anmutet. Als Jeremy am nächtlichen Strand einen Song per Gitarre anstimmt und Melissa irgendwann mit einer gelungenen Zweitstimme einsteigt, sind da durchaus Emotionen im Spiel. Doch mit Melissas Krankheit gerät die Chose zunehmend manipulativ, was nah an christliche Propaganda grenzt.

Denn Kraft aus Glauben zu schöpfen bedeutet hier nicht, sich auf positives Denken zu konzentrieren, sondern ist eher auf blindes Gottvertrauen ausgerichtet: Wird Melissa wieder gesund, ist es ein Wunder, sollte sie sterben, hat Gott Größeres mit ihr vor.
Dabei hätte die Geschichte, die entfernt an „Love Story“ erinnert, definitiv mehr Raum für Tiefe hergegeben, zumal es trotz einiger kitschiger Momente auch berührende Szenen gibt. Die beste geht auf das Konto von Gary Sinise, der den Vater von Jeremy verkörpert und sich über die Bewandtnis von Schicksalsschlägen äußert.

„I Still Believe“, so auch ein Songtitel von Jeremy Camp, ist auf dem Papier eine Mischung aus romantischem Drama und Musikfilm, doch bei derart vielen unterschwelligen, aber auch direkten Bekehrungsversuchen, fällt es auf Dauer schwer, die eigentliche tragische Komponente ernst zu nehmen. Was bleibt, sind einige thematisch bedingte, emotionale Spitzen, sauber vorgetragene Songs von K.J. Apa und der Wunsch, auf die Schnelle eine Todsünde zu begehen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.
4 von 10

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