In seinem 1982 gedrehten Film (oder sollte man Machwerk sagen?) hält uns Enzo "Keoma" Castellari seine Vision einer nahen Zukunft vor. Oder er war einfach nur finanziell am Ende und wollte auf den seinerzeit erfolgreichen Endzeit-Film-Zug aufspringen, um nochmal Kasse zu machen - wir wissen es nicht.
Es ist jedoch festzustellen, dass Castellari das fortsetzt, was die italienische Filmindustrie in den 60ern mit den Italo-Western so erfolgreich begonnen und mit den Zombiefilmen in den späten 70ern weitergeführt hat (und dabei sowohl perfektioniert wie auch z.T. verhunzt hat!), nämlich das schon fast schamlose Abkupfern der amerikanischen Vorbilder. Und so erkennt man auch hier auf den ersten Blick, was die Drehbuchautoren bei diesem Film inspiriert haben muss: John Carpenters "Die Klapperschlange" und Walter Hills "Die Warriors".
Ich denke, ich nehme nicht zuviel vorweg, wenn ich schon hier sage, dass Herr Castellari weder das Niveau des einen noch des anderen erreicht. Nichtsdestotrotz sollte der der Schundfilmkunst zugetane Filmfan dem Streifen durchaus aber noch etwas abgewinnen können.
Eine eigene Handlung hat der Film nicht, auch hier bedient er sich hemmungslos, ebenso wie beim Look seiner handelnden Figuren, bei den o.a. Vorbildern. Die Welt des Jahres 1990 ist in Castellaris Streifen ziemlich runtergekommen. Tiefpunkt ist der New Yorker Stadteil Bronx, in dem anarchisches Chaos herrscht. Die 17-jährige Ann soll zu ihrem nächsten Geburtstag ein riesiges Firmenimperium erben, was bei ihr nicht grade Begeisterungsstürme auslöst. Also flieht sie dahin, wo jeder andere Mensch in solch einer Situation - vorausgesetzt er hat ‘nen kompletten Sockenschuss- auch gehen würde: In die Bronx. Zwar wird ihre Motivation (sie fürchtet, nicht wirklich Einfluss zu haben und nur eine Marionette der tatsächlichen Unternehmensleitung zu werden) kurz angerissen, warum man jedoch deshalb gleich von Reichtum und Wohlstand auf die Seite des Flusses, auf der ein Menschenleben dann nun gar nichts mehr wert ist, fliehen muss, ist nicht wirklich nachvollziehbar.
Dort trifft sie recht schnell auf Trash, den Anführer der Riffs, dargestellt von Mark "Thunder" Gregory. Und der dürfte sich auch heute noch, fast 25 Jahre nach Entstehen des Films, für sein Outfit schämen. Mit den Stiefeln und der hautengen Jeans und vor allem dieser schwuchteligen Brustfrei-Weste dürfte er an den drehfreien Abenden der Star auf jeder Homo-HappyMetal-Party gewesen sein. Man, man, man, ich war zu der Zeit ja auch schon auf der Piste, und die frühen 80er haben ja einiges an modischen Verirrungen parat gehabt, aber mit solchen Klamotten hätten mich wohl meine Eltern nachträglich zur Adoption freigegeben. Absoluter Kult - schon wieder sehenswert!!!
Zwischen Trash und Ann bahnt sich eine zarte Romanze an, die aber von Hammer (Vic Morrow), einem größenwahnsinnigen Cop, dessen Ziel es ist, die Riffs zu vernichten, gestört wird. Ann wird im Zuge des weiteren Geschehens entführt und Trash versucht alles, sie zu befreien. Hierbei kommt ihm letztendlich Ogre, der Anführer der Tigers (glänzend wie immer: Fred Williamson - der Mann kann gar nicht schlecht sein!!!) zur Hilfe. Es gelingt Trash in einem mehr oder weniger dramatischen Finale, Hammer zu vernichten. Ann bleibt dabei, den Gesetzen der Endzeit-Dramaturgie folgend, auf der Strecke. Zu erwähnen bleibt noch George "Maneater" Eastman als Gangleader der Rollers, der einen soliden Part runterspielt, aber insgesamt, wie die meisten der mehr oder weniger prominenten Darsteller auch, wohl doch unter seinen Möglichkeiten bleibt.
Für den Gorefan bleiben ein paar gut gemachte Einschüsse und für den Trashfan eine recht ordentliche Ansammlung von logischen Löchern in der Handlung, ein lauwarmer Hauptdarsteller und ein hart an der Grenze zum Overacting stehender Vic Morrow. Für den Italo-Fan bleiben eine handvoll Nebendarsteller, die zwar amerikanische Heranwachsende darstellen sollten, aber allein mit den Pornobalken im Gesicht wohl italienischer nicht sein könnten (mal ehrlich, hat man solche Schnurrbärte jemals außerhalb Italiens erspäht???). Der geneigte Musikfan wird zum einen mit Original-70/80er-Jahre-Pornogedudel im Hintergrund verwöhnt, zum anderen gibt es hier noch eine handfeste Überraschung: Zu Beginn des Films wird das Treffen der Gangs am Flussufer von einem 1-a-Drumsolo untermalt. Nur läuft dieser Score nicht, wie üblich, im Hintergrund ab - der zur Rede stehende Drummer wird dabei tatsächlich im Bild gezeigt, was sogar meines Erachtens sogar sehr gut funktioniert (muss man echt gesehen haben!).
Ach ja - für Cineasten hält dieser Streifen nichts, aber auch gar nichts, bereit. Wen wunderts...
Trotz der vielen kleinen und großen Fehler, Schludrigkeiten und Unzulänglichkeiten - fünf Punkte für den Film, einen für Trash’s Outfit und noch einen aus Nostalgie - weil solche Filme wohl nie wieder gedreht werden.
Und das ist dann doch ein bißchen schade.
7 / 10 Punkte.