Review

1990.
Die Bronx ist vom restlichen New York abgeschottet und wird den unterschiedlichen Gangs überlassen. Der Stadtteil ist komplett verwüstet und zu einem Kriegsschauplatz verkümmert, in dem Gewalt und Haß dominieren.
Als die reiche Erbin Ann [ Stefania Girolami Goodwin ] freiwillig aus dem wohlsituierten Manhattan aus irgendeinem Grund in das "No Man's Land" der Bronx flieht, beschwört sie damit einen Machtkampf zwischen den Oberen und den Ortsansässigen herauf.

Semiprominente Italo - SciFi - Action, die heutzutage nur noch aus nostalgischen und vielleicht kriminalhistorischen bzw. kriminologischen Gründen interessant ist, wobei diese eigentlich eine gute Einheit und Prämisse für den Film eingehen. Dieser selber ist nicht so schlecht wie sein Hauptdarsteller Mark Gregory, der wörtlich mehr Trash hineinbringt als der Stoff selber verdient hat; die offensichtlichen Zitationen an US amerikanischen Elaboraten wie Carpenters Die Klapperschlange und Hills The Warriors verziehen aber natürlich.
Der Ausgangspunkt des Plots zeigt die Flucht der 17jährigen Ann, die trotz Sonderbewachung aus dem College ausbricht. Sie ist die Tochter eines der reichsten und mächtigsten Männer der Welt; mit dem bevorstehenden nächsten Geburtstag soll sie die ominöse Manhattan Corporation übernehmen und damit unvorstellbare finanzielle und politische Macht erlangen. Zuviel für die Kleine, hat sie doch die Befürchtung, nur vor den Karren korrupt - kapitalistischer Gauner gespannt zu werden.
Natürlich erregt ihr Erscheinen auf der nicht nur geographisch anderen Seite der Stadt mächtig Aufsehen, aber sie wird schnell unter die Fittiche von Trash [ Mark Gregory ] genommen, der zwar kaum älter ist, aber schon eine Motorradgang namens "Riffs" befehligt. Trash sieht so aus wie er heisst; obszön enge Jeans und ein brustfreilegendes Oberteil als Ausstaffierung lassen ihn mitsamt der lockigen Haarpracht eher als ganz schreckliches Modeopfer im Rambo - Sog erscheinen denn als Gangleader, aber die Mädels bzw. die Homosexuellen anfangs der 80er hatten bestimmt ihren Spass.
Ann ergeht es ebenso; als Trash sie gleich bei der Ankunft aus den Klauen der gegnerischen Rollers heraushaut, laufen während der lyrischen Zeitlupe wohl nicht nur die Schweissperlen von ihrer Stirn.

Die Wahl des Schauplatzes Bronx ist sicherlich nicht unwillkürlich und zu dem Zeitpunkt auch ganz logisch gewählt. Die hier abgefilmten Schuttbauten auf trostlosester Gegend und die allgemeine Verkommen- und Versifftheit des gesamten Szenarios entsprachen der damalig durchaus berechtigten Vorstellung, New York und einige Stadtteile speziell würden zu einem gigantischen Verbrechensmoloch mutieren. Die fortschreitende Verwahrlosung und die steigenden Kriminalitätszahlen auch in den besonders schweren Indexdelikten gingen mit neuen Versuchen der Prävention und Bekämpfung einher. Der Erklärungsansatz der "broken windows" Theorie von Wilson und Kelly und die daraus abgeleiteten Maßnahmen zur Abwehr devianten Verhaltens waren ebenso Schlagworte wie die "zero-tolerance" Strategie. Hierbei hat man sich anscheinend für die einfachste aller Lösungen der unterschiedlichen Möglichkeiten dieser Ausgangssituation entschieden: Die spezifische Konfliktregulierung wird abgeschafft, primäre und sekundäre Kontrolle ganz aufgegeben und ein Raum geschaffen, in denen Aggressionen ausgelebt und Konflikte gewalttätig ausgetragen werden können.
Die verschiedenen Defintionsmächte hierbei haben sich ähnlich wie in Hills Variante in ethnische, religiöse und ideologische Gruppen aufgeteilt und voneinander abgeschottet; Trash' grösster Konkurrent ist der Anführer der "Tigers", The Ogre [ Fred Williamson ]. Dieser kurvt mit seinen Mannen vorzugsweise im Pelz in alten Luxuskarossen herum und zieht sonst öfters mal an der Zigarre, er und seine Leute haben insgesamt dem meisten Stil unter den Gangs, was aber auch nicht so die Auszeichnung ist.
Als die Manhattan Corporation CEOs mit Hammer [ Vic Morrow ] einen verrückten, größenwahnsinnigen Cop einsetzen, um Ann zurückzuholen, müssen sich Trash und Ogre gegen die gemeinsame Gefahr verbünden.

Castellaris Film hat nicht wirklich was Neues, Bewundernswertes, sondern eher was Stupides, Banales zu erzählen und tut das dann auch mit gemässigtem Tempo, zumindest für 80min langt es. Dummerweise hat man öfters das Gefühl, in dem grundweg naiven Drehbuch um die besten Szenen gebracht zu werden, aber vielleicht klärt dass das gerüchteweise bessere Sequel. Einen Blick auf die anderen Seite der Stadt zum Beispiel wird verweigert, man sieht nur ständig heavy Traffic in ganz weiter Entfernung; so schlimm und post-apokalyptisch kann es mit der Stadt selber nicht stehen, zumindest die Benzinpreise sollten beileibe nicht den heutigen Standard erreicht haben.
Die Location der Bronx [ wohl eher Brooklyn ] selber ist anfangs großartig und wird dann schnell eintönig und nur selten durch die Hauptqartiere Turnhalle und Tigerpalast aufgewertet; auch materielle Aufregung und Spannung in dem Schauplatz nie erreicht.
Zudem schuf man unerklärlicherweise einige Szenen, die schon damals einfach nur schlecht gewesen sein müssten; warum man sie überhaupt dreht und sich dann traut, diese im Film zu belassen, weiss anscheinend nur das Team selber. Dazu gehört das musikalisch untermalte erste Treffen zwischen Ogre und Trash, wo doch tatsächlich eine One-Man-Combo aufpeitschendes Schlagzeug dazu spielt. Nicht nur auf dem Soundtrack wohlgemerkt, sondern an Ort und Stelle.
Auch die eine Cabaret / A Chorus Line inspirierte Gang ist einige Fragezeichen wert und würde mit ihren ballettinspierten Kampfstil sicher keine Minute überleben.
Um warum die Vereinigung von Ogre und Trash wirklich nur in den beiden Männern stattfindet und die ihre Schergen in einem Höhepunkt der Absurdität nicht mal mit in den Showdown nehmen, ist auch nicht ganz logisch. Das Gleiche gilt für die Anpreisung einer "sauberen, nicht zu verfolgenden" Pistole; wen interessiert denn sowas, wenns eh kein Gesetz mehr gibt ?!

Die Action in dem illustrierten Heldenroman hält sich in Grenzen und wird leider zumeist in körperlichen Auseinandersetzungen von Rocky’s Stuntman Team ausgetragen, die man nicht wirklich empfehlen kann. Eine kurze Pumpgun - Sequenz arbeitet sowohl mit gelungenen Einstellungen als auch Zeitlupen, aber ist dann auch sehr schnell vorbei. Das Finale sieht die angreifende Polizeiflotte beritten und mit Flammenwerfern ausgestattet vor, herkömmliche Schusswaffen kommen wohl nicht mehr in Frage.
Bei den Darstellern gibt es viel Totalausfall, auch Morrow überzieht sehr. Aber auch einige überraschend markante Nebenpersonen sind zu finden, vor allem Williamson, Christopher Connelly als halbwegs ehrliche Seele, Joshua Sinclair als verräterischer Überläufer und auch George Eastman als mongolisch angehauchter Leader der Rollers bringen für das Sujet ordentliche Leistungen.

Schade um das verschwendete Thema und die Chance um nicht wirklich vergangenen Aktualitätsbezug. Schade um die misslungene Interpretation eines ernsten Actionreissers. Man bekommt wirklich nur mässigen Italo – Trash.

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