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Eine Dating-App funktionierte früher so, dass jemand in einer bestimmten Lokalzeitung oder Musikzeitschrift eine Anzeige schaltete, worauf sich Angesprochene mit einem handschriftlichen Brief melden konnten und bei längerem Kontakt Fotos austauschten. Die Wahrscheinlichkeit von Fakes und Manipulation war beileibe nicht so hoch wie heute, denn per App auf dem Mobiltelefon bleibt in der Regel Anonymität gewahrt. Außer bei Regisseur Elisa Fuksas, der die Folgen solcher Datingportale zu veranschaulichen sucht.

Nick, Sohn eines reichen italienischen Industriellen, reist von LA nach Rom, um dort seine erste Hauptrolle im Film auszuüben. Während seine Freundin ihm eine neuartige Dating-App zu Versuchszwecken aufs Auge drückt, wehrt er zunächst alle Annäherungsversuche ab, bis er auf Maria stößt, mit der er viele Vorlieben zu teilen scheint. Doch dann lässt sich Nick auf Marias kleine Psycho-Spielchen ein…

Die äußeren Umstände für Nick als Sympathieträger gestalten sich alles andere als optimal: Will uns die Story im Endeffekt darauf hinweisen, wie einsam manche Menschen durch die dauerhafte Benutzung diverser Apps eigentlich sind, lebt der junge Mann in Saus und Braus im Nobelhotel mit eigenem Zimmermädchen, er führt eine halbwegs glückliche Beziehung und erhält die Chance auf die erste Hauptrolle. Vom Menschen Nick erfährt man allerdings recht wenig, weshalb die plötzlich aufkeimende Anziehungskraft durch Maria zu keiner Zeit nachvollziehbar erscheint, zumal er die Dame lediglich hört, jedoch nie zu Gesicht bekommt.

Was indes recht treffend auf den Punkt gebracht wird, ist die latente Bereitschaft, ans Telefon zu gehen und Tag und Nacht erreichbar zu sein, sei es beim wichtigen Gespräch mit dem Regisseur oder beim Geburtstag des kleinen Bruders. Das sprichwörtliche Abschalten scheint einigen Individuen völlig fremd und ein aufrichtiges Zuhören unter vier Augen ebenso.

Nun hätte Fuksas, der auch als Co-Autor fungierte, den Weg eines Thrillers mit Stalker-Elementen einschlagen können, doch in diesen Belangen bleibt er viel zu harmlos und gleichermaßen zu oberflächlich. Im letzten Drittel gestaltet sich das Treiben gar dramaturgisch katastrophal, denn plötzlich werden scheinbar entscheidende Begebenheiten ins Spiel gebracht, die kurz darauf wieder nichtig erscheinen, während die stumpfsinnige Auflösung nebst Nachspiel komplett undurchdacht erscheint und gegen Ende noch neue Fragen aufwirft.

Inszenatorisch wird dem nicht entgegengesteuert, da sich die komplette Produktion auf dem Niveau einer austauschbaren Soap befindet. Darsteller, Kamera, Ausstattung, Dialoge und Score verdeutlichen dies auf ganzer Linie.

Was einigermaßen ansprechend beginnt und seine Grundidee anfangs ordentlich entwickelt, schürt im Verlauf kaum Spannung und wird deutlich zu belanglos aufgezogen, als dass es auch nur ansatzweise mitreißen würde. Diverse Plotlücken, Kontinuitätsmängel und die dämliche Auflösung geben dem uninteressanten Treiben den Rest.
3 von 10

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