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Der junge Ti Yuen [ Ng Yuen Jun ] wird unschuldig ins Gefängnis gesteckt, um in Ruhe den dort befindlichen Ting Dien [ Jason Pai Piao ] auszuhorchen, der als Einziger um das Tödliche Geheimnis weiss. Ting Dien misstraut erst dem neuen Mitbewohner; sieht allerdings dann schnell, dass er von nichts weiss und nur selber der Intrige seines Lehrmeisters Qi Cheung Fat [ Tong Kam-tong ] aufgesessen ist. Während Qi neben seinen Brüdern und der halben Welt von aussen hinter das Rätsel kommen will, versucht es der ortsansässige Magistrat Ling Tui Si [ Yueh Hua ] innerhalb der Mauern und setzt dafür auch seine verliebte Tochter Ling Seung Wa [ Si Si ] ein...

Heutzutage nur noch wegen seinem Regisseur und dessen durch Men behind the Sun bzw Black Sun – The Nanking Massacre festgelegten Ruf verkaufbarer Shaw – Film, dessen sonstige Qualitäten nicht ausreichen würden, ihn aus der Masse des Angebotes hervorzuheben.
Das man ihn nun primär über seinen Macher Mau Dui-Fai vertreibt und auch einige indirekte Verbindungen zu seinen späterer Werken knüpft, legt die Messlatte fehlerhaft an und ergibt daraus falsche Erwartungen und wahrscheinlich sogar ein Mehr an Enttäuschungen.

Nun ist der Film zwar durchaus etwas anders gestrickt als die übliche Shaw – Ware, aber nur zu einem relativ kleinen Prozentteil. Richtige Exzesse sind bis auf ein, vielleicht zwei Foltereinlagen nicht zu finden; optisch auffallend ist vor allem die fast ständige Dunkelheit, die das moralische Paradigma von Verrat, Betrug, Gier und Tod atmosphärisch dicht einkleidet. Ebenso wie die Tatsache, dass auch die sonstigen Farben hierbei sehr abgeschwächt wirken, geradezu blass.
Die visuelle Ummantelung reicht allerdings nicht aus, die eher dünne Geschichte für die gesamte Zeit zu transportieren, zumal das Drehbuch von Ni Kuang ungünstig aufgebaut ist. Die erste Hälfte legt den Jetzt – Zustand fest und erzählt in der zweiten die Damals – Ereignisse, dessen Bebilderung man aber gar nicht bedurft hätte. Soweit kann man noch mitdenken und sich die entsprechenden Vorgänge allein ausmalen; etwaige Erklärungen durch erlebte Rede und den inneren Monolog wären nicht mehr nötig gewesen.
Der Überbau der Rückblenden ist beileibe nicht verwirrend, aber trägt zu nichts bei; eher noch brechen sie in der assoziativen Erzählung die mühsam konzentrierte Form viel zu weit auf. Dementsprechend verliert sich das Interesse dann natürlich endgültig, auch vorher wird nicht gerade für Intensität gesorgt.
Das liegt vor allem daran, dass die Umstände nie glaubhaft erscheinen und auch die Verhaltensweisen mehrerer Beteiligter mit einigem Unterbau weder motiviert noch logisch wirken:

Ting Dien ergeht die ganze Qual nur, damit er in der Nähe von Ling Seung Wa sein kann; wegen ihr wartete er auch mal ein halbes Jahr vor ihrem Tor, ohne auch nur ein Wort zu wechseln. Das ist von den Gefühlen her ja sehr edel, aber dergleichen Unrationalität wird man wohl nicht nur in der heutigen Zeit als sehr weit hergeholt und unplausibel attestieren und lässt sich auch nicht einfach mit den Umständen und der literarischen Vorlage „Requiem of Ling Sing“ [ Louis Cha, 1963 ] voraussetzen. Die Mischung aus Lächerlichkeit und Ernst macht zumindest nicht sonderlich viel einleuchtender, wieso er seine Kraft – kann Eisenstangen verbiegen, Ketten brechen etc – nicht dafür nutzt, um mit seiner Angebetenen abzuhauen, sondern immer nur nachts mal ein Schäferstündchen bei ihr auf dem Balkon einlegt und dann wieder brav in seinen Kerker zurückkehrt.
Sowieso herrschen in der Festung Zustände wie beim Frauenknast Reutlitz; reges Kommen und Gehen von weiteren Wissbegierigen zeugt nicht gerade von einem Hochsicherheitsgefängnis.
Einmal bricht der feindliche Hue Dao Clan ein; später lässt sich die restliche Bande samt Anführer sogar freiwillig in den Todestrakt einsperren, nur um beide Male anschliessend von Ting Dien zerrupft zu werden. Dieser legt auch mal hier und da einen aufmüpfigen Wärter um, lässt sich aber ansonsten brav zur allmonatlichen Misshandlung schleppen; die Knochen brechen und sich mit einem angespitzten Holzstab penetrieren.
Wirklich naheliegend im Benehmen ist etwas anderes. Realitätsnähe nicht zu finden.

Ähnlich unstimmiges Fehlverhalten legen auch andere Hauptbeteiligte wie Ti Yuen [ hält fast bis zuletzt zu seinem Lehrer Qi Cheung Fat ] oder Ling Tui Si [ das Lebendig Begraben seiner Tochter ist eigentlich komplett nutzlos ] an den Tag, so dass eine emotionale Einbeziehung in das abstrakte Geschehen nicht möglich ist. Auch nicht über die schon so nicht wahrlich beeindruckenden Darsteller, die auch noch mit sichtlich falschen Bärten und Perücken gestraft sind.
Hinterher fallen einem dann noch einige Schnitzer in der Struktur auf, die den Rest unterminiert. So wusste Seung Wa die ganze Zeit das Tödliche Geheimnis eben nicht, kann es aber vor ihrem Tod trotzdem aufschreiben.
Erklärung dafür: Fehlanzeige.

Die fällige Action von Chen Ti Ko und Tyrone Hsu Hsia geht soweit in Ordnung, berauscht aber abgesehen von einigen wenigen gut gesetzten Einzelaufnahmen nicht. Dort ist auch das Problem, dass übermässige Kampfeinlagen zu dem residualen Geschehen fast vollständig kontraindiziert wirkt; es stört mehr als das es nötig und überzeugend wäre.
Auch das war bei dem gleichjährigen, settingsähnlichem The Heroes [ DT: Ti Lung – Die tödliche Kobra ] anders, der nicht nur deswegen vorzuziehen ist.

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