Zum Teil kann Mann eine gewisse Form von Feminismus nur begrüßen, speziell, wenn es um Regisseurinnen im Horrorbereich geht, welche im Genre viel zu selten vorzufinden sind. Was jedoch die Quintessenz des Debüts von Autorin und Regisseurin Romola Garai betrifft, scheint es da ein tief verwurzeltes Problem, weit über Harvey Weinstein hinaus zu geben.
Der ehemalige Soldat Tomas (Alec Secareanu) hält sich in London mit Hungerjobs über Wasser, als er von der Nonne Claire (Imelda Staunton) zur allein stehenden Magda (Carla Juri) vermittelt wird, um das baufällige Haus auf Vordermann zu bringen. Magda, die sich um ihre todkranke Mutter kümmert, scheint ein Geheimnis zu verbergen, während Tomas zusehends vom Trauma des Krieges heimgesucht wird…
Mit den insgesamt fünf relevanten Figuren wird man zu keiner Zeit warm, da niemand sonderlich mitteilungsbedürftig ist und nur sehr wenig Austausch stattfindet. Dadurch entsteht eine Distanz zum Geschehen, die im Verlauf nur schwerlich überbrückt werden kann. Auch die Rückblicke zu Tomas, der im nicht näher genannten Krieg einen einsamen Grenzposten mitten im Wald bekleidet, brauchen viel zu lange, um letztlich die Katze aus dem Sack zu lassen. Überhaupt ist der behäbige, zähe Aufbau alles andere als vorteilhaft.
Die latent bedrückende, triste Stimmung kann dem nur bedingt entgegenwirken. Diesbezüglich punktet vor allem das Haus der Kategorie „geschenkt ist noch zu teuer“. Überall finden sich Schimmelflecken, Tapeten lösen sich, die wenigen Gegenstände sind Jahrzehnte alt, es gibt keinen Strom (nur Gas) und statt klarem Wasser findet sich im Toilettenspülkasten eine undefinierbare schwarze Suppe. Hinzu kommen die Geräusche der Pflegeperson aus dem Obergeschoß, wodurch man sich rasch an Zelda aus „Friedhof der Kuscheltiere“ erinnert fühlt. Zudem zeichnet sich an Magdas Arm ein Gebissabdruck ab, den sie sich wohl kaum selbst zugefügt haben dürfte.
Was es mit dem titelgebenden Amulett auf sich hat, erschließt sich indes erst später, bis dahin gibt es genau einen jump scare und überhaupt kein Blutvergießen, auch keine paranormalen Vorzeichen. Erst zum finalen Akt wechselt die Erzählung die Tonart und schlägt für wenige Momente einen halbwegs brachialen Weg ein. Hätte man es beim ersten Twist belassen (der hinsichtlich des eigentlich guten Make-ups wenig Sinn ergibt) und die Pointe bodenständiger gehalten, wäre mehr drin gewesen, doch die letzten Minuten brechen dem Stoff definitiv das Genick.
Was auf technischer Ebene überzeugt, gelingt auch auf darstellerischer. Zwar erhält Imelda Staunton kaum die Gelegenheit, ihr facettenreiches Spiel unter Beweis zu stellen, dafür gelingt es Carla Juri mit auffallend zurückhaltender Performance eine geheimnisvolle Aura zu schüren. Secareanu hat als Tomas deutlich weniger zu tun, wodurch er keinen bleibenden Eindruck hinterlassen kann.
Rein handwerklich ist es kein misslungenes Debüt von Garai. Farbgebung, Kamera und Schnitt sind ordentlich aufeinander abgestimmt und auch die Sounduntermalung geht in Ordnung. Die Geschichte kommt hingegen nur schwer in Gang und vermag lange Zeit nur auf atmosphärischer Ebene zu überzeugen, wogegen zum finalen Akt der Holzhammer in mehrerlei Hinsicht herausgeholt wird. Ein sonderbarer, eigenartiger und seltsamer Film, - aber eben nicht im positiven Sinne.
Knapp
4 von 10