Star Wars: Endlame
„Force Awakens“ war vielen zu mutlos und zu recycelt von Abrams, „Last Jedi“ ging vielen zu weit und wirkte respektlos - was kann nun Episode 9, der Abschluss der aktuellen Trilogie und der gesamten Skywalker-Saga? Abrams sitzt wieder am Steuer, muss einige Scherben seines Vorgängers zusammensetzen und ausbaden, auch als solider Techniker und Filmfan, wie ich ihn einschätze, eine mächtige, nahezu unmachbare Aufgabe antreten... Handlung: Palpatine ist zurück (ohne großartige Erklärung!), hat die ganze Zeit schon die Fäden im Hintergrund gezogen und nun muss sich eine Welt aus Grautönen und Unsicherheiten zusammenreißen für das (vorerst?) letzte Gefecht um die Freiheit der Galaxie...
Während ich den ersten Teil der neuen Trilogie noch immer sehr mag (obwohl meine Wertung damals vielleicht etwas zu hoch war) und den frechen Rian Johnson-Versuch das Franchise auf Biegen und Brechen zu revolutionieren allgemein etwas zu kritisch betrachtet sehe, muss ich bei diesem Finale wirklich sagen, dass ich enttäuscht bin, dass es weder das Eine, noch das Andere ist, dass Abrams unter dem Druck zusammenbricht und den Weg des geringsten Widerstands geht. Verübeln will man ihm das nicht, allen recht machen hätte er es wohl eh nicht können und seinen Job will man nicht. Dennoch darf man von einem Star Wars-Abenteuer mehr erwarten. Egal wie die Vorbedingungen sind. Episode 9 ist nur einer von hunderten Kinofilmen 2019. Kein Leuchtfeuer, kein Highlight, kein Fest. Nur Durchschnitt mit minimalem Nostalgiebonus. Uff.
„Rise of Skywalker“ fühlt sich unfassbar zerstückelt und hektisch an, gleichzeitig über weite Strecken aber auch zugleich dröge und schon tausendmal besser gesehen. Eine tödliche Kombi! Abrams versucht Wogen zu glätten und viele Boxen abzuticken - das Endergebnis ist allerdings ein zutiefst künstlicher, unpersönlicher und unkreativer Best Of-Auflauf. Bei anderen Franchises ala „Jurassic World“ ist das schon unschön, aber da kann ich damit noch leben. Bei Star Wars tut das allerdings schon deutlich mehr weh...
Warum? Puh, wo soll man da anfangen. Anstelle von einigen fragwürdigen Szenen wie in „The Last Jedi“ gibt es dieses Mal nämlich einen ganzen Berg von Fehlern und Schwächen. Die „Einführung“ Palpatines ist lächerlich, wie sich dauernd indirekt für den direkten Vorgänger entschuldigt wird oder diesem gar der Mittelfinger gezeigt wird, ist noch lächerlicher. Wenn auch manchmal unumgänglich, wie bei der Aussage zu den Lichtschwerten. Zudem merkt man brutal, dass über die komplette neue Reihe die kreative Richtung und ein echter Plan fehlt. Das kann doch nicht wahr sein. Das soll alles sein? Die Spaceschlachten bleiben nicht hängen, die Laserschwertduelle auch kaum mehr. Der ganze Film wirkt heftig zusammengeschnitten und gekürzt, gewollt episch und nie richtungsweisend und auch selten final, befriedigend, aufregend. All das, was in seinen zwei Vorgängern so oft kritisiert wurde, schlägt hier bei mir schmerzhafter denn je durch.
Die überblickende Vision fehlt, ein Mastermind scheint es nicht (mehr) zu geben, unter beiden Regisseuren dieser Trilogie scheint es kaum Kontakt und Absprachen gegeben zu haben und im Kopf bleibt hier rein gar nichts länger als ein paar Tage. Ein Stück weit Plastikprodukt und Freizeitpark ist das definitiv. Scorsese lacht sich ins Fäustchen. Und das war mal anders bei Star Wars. Weitere Tüpfelchen auf dem i meiner leichten „Igitt-Reaktionen“ sind außerdem General Hux, reingewürgter Fanservice-Overkill ebenso wie noch reingewürgtere Political Correctness. Von Logiklöchern, größer als Todessterne, ganz zu schweigen. Auch optisch bzw. von der Auswahl seiner Welten wirkt das nicht würdig eines Abschluss und sehr nichtssagend, farblos, kreativlos. Das hier wäre gerne das „Endgame“ für Star Wars - ist davon aber meilenweit entfernt.
Aber da einem Star Wars als Ganzes nah am Herzen liegt und viel Leidenschaft auslöst, kann man sich da schonmal schnell in Rage kritisieren. Deswegen will ich natürlich auch betonen, dass auch an Episode IX sicher nicht alles mau ist. Poe bzw. Isaacs stiehlt sich einige Momente, allein mit Mimik und Charisma. Zudem sind die Effekte natürlich wieder auf der höchsten Höhe der Zeit, oberflächlich kommen keine Längen auf und es passiert immer etwas. Fast atemlos und sicher ohne Zeit für Genuss, Verdauung, Sackenlassen. Einige kleine Wesen, Roboter, Geschöpfe haben mein Herz im Sturm erobert, grundsätzlich herrscht schon ein klassisches Abenteuerfeeling, die Inszenierung des Imperators war schön düster (wenn auch inklusive leicht trashigem Overacting) und der Score kracht in genau den richtigen Momenten die Gänsehaut auf den Arm. Nur sind das leider eher oberflächliche Pluspunkte - der Kern der Sache stößt zu oft übel auf bzw. lässt einen eher total kalt. Und das selbst wenn wichtige Entscheidungen getroffen werden oder große Charaktere von uns gehen - bei mir war da eher „Okay“ als „Oh nee“, eher Achselzucken als Träneneinschuss, eher Leere als Erfüllung. Autsch.
Episode I - 5,5/10
Episode II - 5,5/10
Episode III - 7,5/10
Episode IV - 9,5/10
Episode V - 10/10
Episode VI - 9,5/10
Episode VII - 8,5/10
Episode VIII - 6,5/10
Episode IX - 5,5/10
Fazit: zuerst stotternde Schadenbegrenzung und dann blasser Nostalgieklau. Das ist einfach zu wenig und für mich der schwächste Teil der neuen Trilogie. Klar, immer noch Star Wars und mit seinen Momenten, aber insgesamt erschreckend... egal. Star Wars ist leider nur noch ein weiteres Abenteuer und ein austauschbarer Vergnügungsparkritt. Hübsch und laut, aber nur selten mit Seele und Herz. „Rise of Skywalker“ gibt sich Mühe und versucht es allen recht zu machen - ist im Grunde aber nur ein erschreckend oberflächliches Produkt, das die Zeit nichtmal ansatzweise so überdauern wird, wie die originale Trilogie. Nicht mies und kein Weltuntergang - aber traurig und schade schon irgendwie...