Luigi Bazzonis Ausnahme-Giallo aus dem Jahre 1971 mit Franco „Django“ Nero in der Hauptrolle ist ein unheimlich durchästhetisiertes Meisterwerk in Sachen Cinematographie. Kameramann Vittorio Storaro, der später „Apocalypse Now“ drehte, zieht von der ersten Sekunde an sämtliche Register und setzt die Drehorte, insbesondere ihre Architektur, überaus stilvoll in Szene, dass man sich in den Bildern, die passend zur Stimmung des Films düster, kalt, abweisend und traurig, dabei aber seltsam faszinierend wirken, verlieren möchte und die eigenwillige Atmosphäre in sich aufsaugt. Die sparsam, zurückhaltend eingesetzte Filmmusik von Maestro Ennio Morricone unterstreicht die Atmosphäre geschickt und erzielt durch die zahlreichen ruhigen, gänzlich ohne musikalische Untermalung auskommenden Szenen, eine noch intensivere Wirkung. Bei meinen Gedanken an diese ihrer Zeit voraus wirkende, perfekt subtile Emotionen hervorrufende Gestaltung durchfährt mich eine Gänsehaut. Die Geschichte des Films weist viele Giallo-typische Versatzstücke auf; so gibt es einen Mörder mit einem undurchsichtigen Motiv, der unerkannt meuchelt, einen mehr oder weniger durch Zufall involvierten Mann, der auf eigene Faust Ermittlungen anstellt und selbst in den Verdacht der Polizei gerät und schöne Frauen, in diesem Falle in tatsächlich erotischen Szenen anstelle schmierigen Sleazes. Franco Nero mimt den Reporter Andrea, dem der Fall keine Ruhe lässt, bis er selbst in Gefahr gerät und gibt dabei einen klassischen, immer nachvollziehbaren Anti-Helden, der in Frauengeschichten verwickelt ist, gerne mal tiefer ins Glas schaut und den eine melancholische Aura umgibt, die sich auf den Zuschauer überträgt. Eine von Neros eher „leiseren“ Rollen, die er mit Bravour meistert. Dabei drosselt das Drehbuch das Tempo der Handlung stellenweise doch arg, was ohne die meisterliche Atmosphäre, den Stil des Films, sicherlich nicht so ohne weiteres funktionieren würde. So aber gibt man sich der behutsamen Dramaturgie gerne hin und braucht gar keine sonderlich spektakuläre, überraschende Wendung mehr. Inhaltlich ist das, was „Ein schwarzer Tag für den Widder“ bietet, aber grundsolide, nicht unkomplex und keinesfalls langweilig, das Spannungsbarometer köchelt auf kleinerer Flamme beständig vor sich hin. Das Erzeugen der speziellen, unterkühlten Ästhetik wurde nach meinem subjektiven Empfinden in den 1980ern des Öfteren versucht, allerdings selten so erfolgreich wie in diesem Frühsiebziger-Werk. In der richtigen Stimmung und ohne falsche Erwartungshaltung konsumiert, nein, erlebt, ist „Ein schwarzer Tag für den Widder“ ein Genuss der besonderen Art, dem man sich mit Einsetzen des Abspanns am liebsten gleich noch einmal hingeben würde. Dem Drehbuch liegt übrigens eine Literaturvorlage zugrunde, ich wage aber zu vermuten, dass es sich um keinen Groschenroman im gelben Einband gehandelt hat, oder?