Im privaten Umfeld des Reporters Andrea Bild ereignet sich eine Mordserie, welche sich laut Ansagen des Täters auf 5 Personen seiner willkürlichen Auswahl beziehen soll, womit Andrea, der mit der journalistischen Aufdeckung dieser Sittenwidrigkeit beschäftigt ist, unfreiwillig immer mehr ins Licht der Verdächtigen gedrängt wird. Da sich unter den Opfern und Bekannten auch einige höchst einflussreiche Leute verbergen, verbietet man ihm weiter zu recherchieren, womit die Sache für Andrea immer mehr private Züge annimmt, denn auch der Mörder ist nicht gerade von den fruchtbaren Erkenntnissen des Reporters angetan. Andrea jedoch arbeitet von nun an gegen ein sich selbst auferlegtes Ultimatum: Entweder er liefert der Polizei binnen 24 Stunden den intelligenten Schlitzer, oder sie verknacken stattdessen ihn.
Luigi Bazzoni, welcher leider nur über eine Handvoll Filme drehte, liefert hier einen der besten Vertreter des Giallo-Genres für mich ab. Das liegt zum einen an der sympathischen Darsteller-Leistung von Schauspiel-Veteran Franco Nero, welcher den Film fast alleine tragen kann und muss, sowie an der wunderschönen Bildkomposition, für die ich Bazzoni und seinen Kameramann Vittorio Storaro sehr schätzen gelernt habe.
Auch der übliche Cast ist gut besetzt und keiner sticht negativ ins Auge. Neben Franco Nero, für den dieser Film leider der einzige Ausflug in dieses Sub-Genre war, überzeugen noch die bildhübsche Silva Monti als dessen Ex-Frau Helene und auch Ira von Fürstenberg kann man bewundern. Trotzdem reißt Nero alles durch seine zugegeben noch ruhige Performance raus, zwar darf auch er seinen Emotionen freien Lauf lassen, aber gerade hier überzeugt seine Gelassenheit, obwohl sich die Sache doch noch negativ für ihn auswirken könnte. Vermutlich liegt es aber auch daran, das ich den Franco gern sehe und seine Leistung, sei sie auch noch so gering, gerne anerkenne.
Musikalisch gibt es auch nix zu meckern, schließlich wurde der Altmeister Ennio Morricone für den etwas ruhig gehaltenen Score engagiert. Wie immer keine schlechte Wahl, denn er versteht es genau, diese doch eher dunkle und melancholische Atmosphäre perfekt in seinen Noten einzufangen.
Aber nicht nur deswegen steht der Film so hoch in meiner Gunst, denn wie oben schon geschrieben ist die Bildkomposition ein Traum für Surrealisten. Manche Bilder wirken sehr psychedelisch auf den Betrachter, andere wiederum wie wahre visuelle Kunstwerke. Das Einfangen solcher Momente hat Bazzoni auch in seinem darauffolgenden Film „Le Orme“ nicht verlernt, welcher auch eine einzigartige Atmosphäre durch das Zusammenspiel von Schauspielerei, Musik und perfekten Kamera-Einstellungen erzeugen kann.
Für mich läuft der Film auch entgegen einiger Behauptungen sehr flüssig ab, ich verspürte keine langweilige Minute, was vielleicht auch daran liegt, das mich dieser Streifen vom 1. Moment an fasziniert hat. Natürlich werden Giallo-Fans, deren Hauptaugenmerk auf ausgespielte Mordsequenzen und Nudity liegt, enttäuscht werden, denn beides hat Bazzoni's Werk natürlich nicht zu bieten.
Fazit: Leider immer noch ein Geheimtipp von einem Regisseur, der vermutlich mit mehr Output zu einer richtigen Legende hätte werden können. Für mich passt hier einfach alles und die nicht zu sehr opulente Handlung verfehlt in keinem Moment ihre Wirkung. Zwar kein üblicher Genre-Verteter, aber dadurch hebt er sich nur noch mehr von seinen Kollegen ab und genießt eine einzigartige Stellung für mich im gelblichen Universum. Ein Film, welcher mit jedem Mal anschauen mehr reift.
(08/10)