THE FIFTH CORD ist für mich einer der besten Gialli, die ich jemals gesehen habe - auch wenn in vielen Reviews des WWW Gegenteiliges steht.
Natürlich ist THE FIFTH CORD kein Film um sich auf lockere, anspruchslose Art und Weise unterhalten zu lassen - dafür ist dieser spannende Giallo/Mystery-Krimi viel zu komplex. Man muss schon mit erhöhter Konzentration am Ball bleiben bei diesem grandios fotografierten Meisterwerk.. Auch deshalb ist THE FIFTH CORD ein Film, den man sich öfters anschauen kann, ohne sich zu langweilen, weil man die Auflösung kennt. Möchte man sich noch intensiver mit der intelligenten Geschichte befassen, sollte man sich den Roman besorgen - und da liegt auch das einzige (winzige) Problem des Films, denn es ist absolut unmöglich den kompletten Romanstoff in einen 90minütigen Film zu packen. Aber wo andere Regisseure schon oft an einer Roman-Verfilmung gescheitert sind, macht Luigi Bazzoni das einzig Richtige: er konzentriert sich völlig auf den grossartigen Hauptdarsteller Franco Nero, der hier vielleicht die beste Leistung seiner gesamten Karriere zeigt - eine vergleichbare Rolle spielt er in dem nicht ganz so tollen UN DETECTIVE (DIE KLETTE).
Jedenfalls fällt einem schon nach wenigen Minuten die brilliante Fotografie von Kameragott Vittorio Storaro auf, der acht Jahre nach THE FIFTH CORD mit APOCALYPSE NOW zu den ganz Grossen aufschloss und mit diesem Film dann richtig berühmt wurde.
Das sind alles Dinge, die die Schlaumeier und Möchtegern-Kritiker immer wieder gerne vergessen: das es in bella Italia eben nicht nur billiges Exploitation-Kino zu entdecken gibt, sondern auch so eine hohe Qualität wie in THE FIFTH CORD - Dario Argentos, Mario Bavas und Luciano Ercolis sensationelle Kultstreifen aus den '60ern und '70ern nicht zu vergessen, die allesamt zu ganz Grossem fähig waren (auch wenn Argento heute nur noch miserable Graupen produziert).
Zwotens fällt in THE FIFTH CORD auf, das die Stadt namenlos ist - es könnte überall sein - nicht nur Rom oder Mailand.
Drittens wirkt alles geometrisch und ultramodern, besonders wenn man bedenkt, das der Film 1971 gedreht wurde. Die Gebäude, die Menschen, alles wirkt seltsam kühl, wie vereist (und mir schwant, das sich Dario Argento für seinen in der Zukunft spielenden TENEBRE von THE FIFTH CORD inspirieren liess).
Franco Nero spielt einen versoffenen Reporter, der langsam in den Strudel von Wahnsinn und Tod versinkt: nachdem ein Mann überfallen und halb tot geschlagen wurde, beginnt Nero zu recherchieren, nichtsahnend, das er sich damit in akute Lebensgefahr begibt, denn hinter dem versuchten Todschlag steckt ein gefährlicher Killer, dessen Morde visuell beeindruckend gefilmt wurden - extrem spannend und toll gestylt (z.B. der Mord an einer Rollstuhlfahrerin).
Franco Nero tastet sich langsam in die Nähe des Killers und die Auflösung des Ganzen ist überraschend und in einem aufregenden Finale mehr als spannend inszeniert...
Für mich zählt THE FIFTH CORD (der vor ca. einem Jahr auf einem Minisender im Fernsehen lief - völlig zerschnippelt und verhunzt) zu den 10 besten Gialli/Mystery-Krimis, die je gedreht wurden. Eine absolut beeindruckende Fotografie und tolle Darstellerleistungen (besonders Franco Nero, der viel mehr kann als es mancher Italowestern vermuten lässt) sind neben der vertrackten Story und der famosen Regie von Luigi Bazzoni wirklich wunderbar anzusehen - inklusive überragend gefilmter Suspense-Szenen, die kaum spannender sein könnten als in diesem Film.
10/10 Punkte für dieses Meisterwerk!