kurz angerissen*
„Iron Fists and Kung Fu Kicks“ ist eigentlich eine Dokumentation über den Einfluss der Hong Kong Martial Arts auf das Weltkino. Doch teilweise fühlt man sich bei den einprasselnden Tags mit klatschenden Soundeffekten wie bei der „Fast Draw Slap“-Sequenz aus „Vier Fäuste für ein Halleluja“: Ohrfeige links, Revolver rechts aus dem Halfter, Drehung, Revolver zurück, Ohrfeige rechts, Pause. Ohrfeige rechts, Ohrfeige links und nochmal von vorne. Natürlich alles in 1,5-facher Geschwindigkeit.
Oder anders gesagt: Regisseur Serge Ou findet exakt den richtigen Ton, um das östliche und westliche Trivialkino der Handkantenschläge und schnellen Bewegungen in einem gemeinsamen Konsens zu verbrüdern. Die schrille Präsentation im Stil alter Grindhouse-Tempel übt somit einen entscheidenden Einfluss auf die Grundaussage aus: Das Kung Fu Cinema habe die Herzen der Cineasten durch seinen Spektakel-Faktor im Sturm erobert und so binnen zweier Jahrzehnte globale Akzeptanz erlangt.
Wer auf der Jagd nach den tiefsten Ursprüngen der Entstehung des Martial-Arts-Films ist, sollte folglich lieber Bücher wälzen gehen, denn allzu tief dringt der Stoff nicht in die Untiefen der Szene vor, auch wenn gerade zu Beginn interessante Zusammenhänge zu Wirtschaft und Kultur des Landes gezogen werden. Es geht hauptsächlich um die schleichende Entwicklung von der Sparten-Unterhaltung bis zum Blockbuster und somit um die Verbreitung des Kung Fu über die Grenzen Chinas hinaus. Vom Blaxploitation-Film der 70er bis hin zum jungen Science-Fiction-Klassiker „Matrix“ wird vor allem der Einfluss auf die amerikanische Filmindustrie herausgearbeitet, mit der internationale Stars wie Bruce Lee und Jackie Chan verbunden waren, aber auch einige weniger naheliegende Nebenschauplätze werden beleuchtet. Stets mit dieser nerdigen Begeisterung für fliegende Fäuste, transportiert von diversen direkt Beteiligten und auch heute noch aktiven Stars wie Michael Jai White oder Scott Adkins, aber auch Filmhistorikern wie Grady Hendrix, der mit seiner Tarantino nicht unähnlichen Art zu reden besonders gut ins Ambiente passt.
Auf satte 104 Minuten gestreckt kann die Euphorie der Beteiligten zwar auch mal anstrengend werden und echte Cracks werden sich kaum herausgefordert fühlen, sondern hinter der grellen Fassade womöglich sogar Blendwerk vermuten, das wenig Inhalt mit vielen stilistischen Spielereien ausschmückt. Die Liebe zum Genre schafft es aber mit einem spektakulären Flying Side Kick durch den Fernsehbildschirm und der Getroffene verspürt seinerseits den Drang, ein paar alte Martial-Arts-Schinken nachzuschieben.