Als die Charles-Band-Schmiede Empire 1988 insolvent ging, machte der Produzent mit Full Moon einen neuen Laden auf, während sich das Release der letzten Empire-Titel verzögerte, sodass Werke wie die Komödie „Kannibalinnen im Avocado-Dschungel des Todes“, Stuart Gordons „RobotJox“ oder „Arena“ von Charles-Band-Hausregisseur Peter Manoogian erst nach der Pleite der Firma herauskamen.
Nach einem putzigen Sci-Fi-Intro, in dem ein Modellbau-Raumschiff zu einer Modellbau-Raumstation fliegt, wird das Publikum mit den Basics vertraut gemacht. Die besagen, dass auch in der fernen Zukunft Brot und Spiele immer noch ein großer Bringer sind, um ein Arbeitervolk aus Menschen und Aliens bei Laune zu halten, während sie dort malochen. In der Arena treten Kämpfer verschiedener Spezies zum Kampfsportduell gegeneinander an, wobei Horn, eine Mischung aus Oger, Werwolf und Cyborg, der amtierende Champ in den Diensten des Gangsterbosses Rogor (Marc Alaimo) ist.
Außerhalb der Arena lässt Imbisskoch Steve Armstrong (Paul Satterfield) die Fäuste fliegen, als sein vierarmiger Chef Shorty (Hamilton Camp) Stress mit einem Gast bekommt. Den Kampf gewinnt er, den Job verliert er deswegen allerdings. Besagter Gast ist aus dem Umfeld der Promoterin Quinn (Claudia Christian), deren Leute sich dann mit Steve anlegen und ebenfalls vertrimmt werden. Natürlich erwartet man als Zuschauer, dass sie Steve direkt anwirbt, aber Pustekuchen. Weiter geht es mit relativ uninteressanten Storyumwegen über Steves angedachte Rückkehr zur Erde, Geldbeschaffungsversuchen für das teure Ticket, Diebstahl während einer Casino-Durchsuchung und schlussendlichem Knatsch mit Rogor, was das Erwartete letztendlich hinauszögert, um „Arena“ auf Spielfilmlänge zu bringen.
Um seine Schulden bei Rogor zu begleichen und sich plus Shorty zu retten, heuert Steve also bei Quinn an und kriegt dafür einen bärigen Vorschuss. Den ist er glücklicherweise wert, denn schon den ersten Kampf gewinnt er souverän. Er ist seit Jahren der erste ernstzunehmende menschliche Contender in der Arena, was Rogor als Bedrohung für seinen Champ sieht…
Wäre da nicht das Science-Fiction-Setting, dann wäre „Arena“ ein ausgesprochener herkömmlicher Genrefilm, dessen Plotbausteine das Einmaleins des Box- und Martial-Arts-Films bedienen. Da ist das junge Naturtalent, das zum überraschenden Contender wird, dem der eigene Ruhm zu Kopf zu steigen droht. Da ist der Gangsterboss, das Treiben kontrolliert, da sind die Hustler, die durch Wettmanipulation zu Geld kommen wollen. Als der Held nicht beim Schurken unterschreiben will, sucht der nach schmutzigen Tricks, um den Final Fight zu manipulieren. Dafür wird das Gangsterliebchen Jade (Shari Shattuck) eingesetzt, auf die der Held schwanzgesteuert hereinfällt, ehe er zum Schlussgong erkennt, was er eigentlich an Quinn hat. Alles reichlich vorhersehbar und nach den Standards, die „Rocky“ und Co. gesetzt haben, noch dazu in gemächlichem Tempo erzählt, denn Manoogian dehnt manche Szene über Gebühr, etwa wenn der vergiftete Paul vor dem Endkampf darniederliegt. Da man weiß, dass er schon aus dramaturgischen Gründen antreten wird, wäre das auch kürzer gegangen, ähnlich wie manche Gesangseinlage Jades.
Aber wie sieht es dann actionseitig aus? Auch da muss das genreinteressierte Publikum kleine Abstriche machen, gerade angesichts der damals aufziehenden Ära jener Martial-Arts-Filme für den Videomarkt, in denen ehemalige Kampfkunstchamps ihr Können auf Zelluloid bzw. Magnetband bannen durften. Paul Satterfield hat da merklich weniger drauf, weshalb er in seinem Kampfoutfit irgendwo zwischen American Gladiators und intergalaktischer Reizwäsche meist nur ein diverse Schwinger und ein paar okaye Kicks raushaut. Dafür punktet der Film den phantasievoll gestalteten anderen Kämpfern und deren Techniken, was für den eher dezenten Spektakelfaktor und die relativ wenigen Fights entschädigt, denn der Aufstieg Steves wird größtenteils in einer Montage abgehandelt, in der in erster Linie er selbst zu sehen ist.
Aber der größte Wert von „Arena“ liegt in der dargestellten Welt. Nicht, dass diese besonders einfallsreich wäre, aber gerade für Charles-Band-Verhältnisse ist diese recht aufwändig gestaltet. Bei den Fights sitzen dutzende Menschen und Aliens im Publikum, es gibt viele toll designte Kreaturen zu sehen. Sparring mit einem Fischmenschen, ein Kampf gegen eine riesige Insekten-Wurm-Mischung, Quinns erster Fighter, der wie eine Mischung aus Reptil und R2-D2 daherkommt – hier haben die Make-Up- und Effektkünstler, darunter Screaming Mad George, John Carl Buechler und Steve Wang, ganze Arbeit geleistet. Aliens mit Namen wie Weezil oder Skull sehen dann ungefähr so aus wie sie heißen und turnen durch Raumschiffkulissen, denen man nur gelegentlich ansieht, dass sie in irgendwelchen Lagerhallen errichtet wurden. Da verzeiht man auch die pure Naivität des Films, wenn Steve bereits nach seinem Debüt als Great Human Hype im Box-Business gefeiert wird, er dies selbst überzogen findet, aber der letzte menschliche Ex-Champ ihm (und mit ihm der Film) erklärt, dass die Begeisterung schon ihre Richtigkeit habe.
Hauptdarsteller Paul Satterfield gehört leider auch darstellerisch nicht zu den Stärken des Films, da er einen relativ austauschbaren Helden auf darstellerisch relativ austauschbare Weise gibt. Dafür sieht es in den Nebenrollen besser aus, in denen sich einige spätere „Star Trek“- und „Babylon 5“-Beteiligte schon mal fürs Genre warmlaufen dürfen. Claudia Christian überzeugt als Promoterin zwischen Härte und Herz, Marc Alaimo ist als Oberschurke recht brauchbar und Armin Shimerman kann als wieseliger Handlanger auch unter dickem Make-Up starke Akzente setzen. Shari Shattuck verleiht dem Gangsterliebchen, das irgendwann bekehrt wird, Profil, die restliche Belegschaft gibt sich keine allzu schlimmen Blößen.
„Arena“ gehört also zu den vielleicht am besten ausgestatteten Produktionen von Charles Band, hapert aber etwas daran, dass er hier keinen Stuart Gordon („From Beyond“) oder Renny Harlin („Prison“) auf dem Regiestuhl sitzen hatte. Masken, Effekte und Alien-Design sind auf starkem B-Niveau, sodass es ordentlich was zu gucken gibt, während die Action (bis auf das Design der Gegner) eher handzahm daherkommt und die Story altbekannte Boxfilm-Klischees abspult. „Arena“ ist schon ganz okay, hätte allerdings das Potential für eine B-Perle gehabt, das ungenutzt bleibt.