ACHTUNG, SPOILER!
Wer das Ende nicht wissen will, sollte erst den Film gucken und nicht weiterlesen!
Um die Genialität dieses Films zu verstehen, muss man folgendes erkennen:
Im Grunde handelt es sich bei diesem Film um zwei Filme, die ineinander verwoben gezeigt werden. Bis auf zwei Berührungspunkte haben diese zwei Handlungen auch wenig miteinander zu tun, sie liegen zeitlich sogar ein Jahr auseinander.
Der erste Film ist die Geschichte eines 13jährigen Mädchens, welches auf dem Schulweg entführt und erst nach 15 Jahren im Alter von 28 wieder freigekommen ist. Der Entführer war ein psychisch gestörter Mann, der selber Opfer einer Entführung war und das nicht verarbeitet hat und so selber zum Täter geworden ist. Ein Detektiv (hervorragend gespielt von Toni Servillo), der zunächst vor 15 Jahren den Fall nicht aufklären konnte, nimmt sich die Befreiung noch mal zum Anlass, den Täter wieder zu suchen und hat letztendlich auch Erfolg.
Der zweite Film ist der eines Psychopathen (auch gut gespielt von Dustin Hoffman), der die Befreiung des Mädchens zum Anlass nimmt, eine Mitarbeiterin einer Vermisstenorganisation zu entführen und ihr vorzugaukeln, sie sei das entführte Mädchen. Die Frau kann letztendlich entkommen.
Es gibt nur zwei Berührungspunkte; Gegen Ende des Films sieht man, wie der Psychopath und der Detektiv zufällig im selben Cafe sitzen und in ein belangloses Gespräch kommen.
Zum Zweiten erfährt der Detektiv während seiner Recherchen im Vermisstenbüro, dass dort eine Mitarbeiterin nicht mehr erreicht werden kann.
Ansonsten haben dies Fälle nichts miteinander zu tun, zumal das "Spiel" von Dustin Hoffman, welches gezeigt wird, erst ein Jahr nach der Aufklärung der Entführung erfolgt. (Er sagt ihr zum Schluss, dass sie bereits 367 Tage in seiner Gewalt sei).
Das Geniale an diesen Film ist nun, dass man das während des Films nicht versteht. Es sieht so aus, als wäre es EINE Handlung.
Erst beim zweiten Durchsehen sind mir ein paar geschickt platzierte Hinweise aufgefallen, aber dazu musste man die Lösung kennen!
Dazu kommen noch eine wirklich sehr gute Atmosphäre, eine tolle Darstellung der entführten Mitarbeiterin (sehr gut ihr oft ungläubiges Gesicht, weil ja auch alles komplett daneben ist, was der gute Dustin ihr verkaufen will) und gute Musik.
Gefiel mir außerordentlich,
daher 9 von 10 Punkten.
P.S.: Wenn man die Mehrheit der Kritiken (nicht nur in der OFDB) durchliest, hat man den Eindruck, die haben das mit den zwei Handlungen gar nicht verstanden. Da hilft: Noch mal schauen!