Review

Vierter und bislang (durch den Halt der chinesischen Filmproduktion ab Januar 2020) auch letzter Vertreter der das Jahr zuvor aufgekommenen Reihe an Katastrophenfilmen mit mehr oder weniger realen bzw. historischen und teils auch propagandistischen Bezügen; nach The Bravest, The Climbers und The Captain, die (nahezu) allesamt auch im ehemaligen Gefilde von Hollywood und dessen Desaster Movies Höhepunkt in den Siebzigern wildern und das ehemals westliche Genre für sich und den Staat von Xi Jinping okkupieren. SkyFire hat von all diesen Filmen noch am wenigstens mit Politik oder auch der Wirklichkeit zu tun, erzählt auch keine tatsächlich geschehenen Belange nach und ist zudem nicht bloß mit 'ausländischen' Gesichtern besetzt, sondern auch von einem Regisseur von außerhalb, von Simon West nämlich gedreht; und all dies zusammengefasst und möglicherweise auch dem Überdruss des Volkes mittlerweile geschuldet und auch der filmischen Qualität ist mit ursächlich für ein wenig berauschendes Abschneiden des Werkes. An den einheimischen Kinokassen wurden überschaubare 24 Mio. USD. eingenommen, und ein anderweitiger internationaler Einsatz etwa ist ebenso wie eine Berichterstattung über den weiteren Versuch von West im Genre, dem Tsunami LA bislang nicht dokumentiert. (Wobei da über eine Abgabe an Regisseur Scott Mann gemunkelt wird.):

Der australische Geschäftsmann Jack Harris [ Jason Isaacs ] hat zusammen mit seiner Frau Qianwei [ Leslie Ma ] auf Tianhuo Island vor der Küste Chinas ein riesiges Resort eröffnet, welches noch weiter ausgebaut werden und dringend die gebeutelte Geldkasse füllen soll. Da auf der Insel ein Vulkan befindlich ist, hat er sich zur Absicherung den Wissenschaftler Professor Jiang [ Leon Shi Liang ] 'gekauft', der mit seinem Team auch vor Ort und den Vulkan von tausend Seiten untersuchen lässt. In dessen Team befindet sich neben Teng Bo [ Ji Ling-Chen ] und Xiao Zheng-Nan [ Shawn Dou ] allerdings auch die aufmerksame und nicht um Konfrontation verlegene Li Xiao-Meng [ Hannah Quinlivan ], die dem Finanzier bereits erste Warnungen über Ungereimtheiten in den Daten zukommen lässt. Kaum ist Lis Vater, der Vulkanologe Li Wen-Tao [ Wang Xue-Qi ] ebenfalls und dies von seiner Tochter unerbeten auf der Insel und ebenfalls warnend aufgetaucht, bricht auch schon der die letzten 20 Jahre ruhende Berg aus.

West, der zu Beginn seiner Kinokarriere sicherlich auch ein, zwei Hits hatte und für einen kurzen Moment für etwas Größeres gesetzt, löst mit der Übertretung nach China seinen Kollegen Renny Harlin ab bzw. ergänzt ihnen; beiden ist ebenso gemein, dass sie keine eigene Handschrift aufweisen, und dass sie bzw. ein Teil ihrer Arbeiten einen bekannten Namen aufweisen, welcher sich gut für das Marketing macht und nachhaltig für das Renommee. West ist hier natürlich nur das Mündel der Geldgeber, die Handpuppe der Finanziers, die ihre Arbeit im Sinn und Dienst der Auftrag- und Arbeitgeber macht und kein großes Theater um Kreativität oder dergleichen aufführt. Vom Plot her, der später noch erörtert wird, aber in der Synopsis schon deutlich wird dabei natürlich an den (auch schon viel zu späten und auch recht bescheidenen) Der Tag, an dem die Welt unterging (1980) geschielt, wieder die einsame Insel und die Eruption, und das darauf befindliche Resort und wo die Touristen nicht auf die Warnungen der Wissenschaftler hören und umgekehrt. Erzählen kann man das natürlich nochmal, so wie hier präsentiert ist das aber nicht "der erste chinesische Katastrophenfilm", was die Produzenten gerne hätten, aber nun mal den Fakten allein schon widerspricht, und es ist auch so kein Aushängeschild für das Filmland, da bereits der Beginn und die erste verhängnisvolle Speiung des Berges eher nach Asylum, mehr schlecht als recht getrickst, und dünn und irgendwie auch dämlich noch dazu aussieht.

Das Build-up selber geht natürlich auch getreu der Formeln, sieht in seinen 'stillen' Szenen aber phasenweise durchaus besser, d. h. imposanter aus, allen voran auch die hier erbaute Einrichtung, wovon man (anders als beim Film von James Goldstone) auch schon seine verschiedenen Anlagen, die Ideen dahinter und das Interieur, per Schwebebahn namens 'Monorail' auch die Größe des Ganzen also zumindest erahnt und auch das Umfeld der Natur (Wassergrotten, wäldlich angelegte Gärten, liebliche Lichtungen usw.) sieht. Ironischerweise sind hier wie dort die Männer wesentlich älter als ihre Partnerinnen, beide hier Anwesenden, Wang und Isaacs hat vergeblich versucht mit Make-up und gefärbter und auf modern getrimmter Frisur zu verjüngen und sie auf eine Ebene mit den gut zwei Dekaden jüngeren Partnerinnen zu bringen; wobei Wang weiterhin wie der Opa in der Geschichte wirkt und nicht wie der Vater, und auch Isaacs – der nicht ganz so einseitig geschrieben ist, wie es klingt – eine schlechte Karte als Sugar Daddy zieht.

Narrativ interessiert das Ganze natürlich nicht, weder der Konflikt innerhalb der geschrumpften Familie, die nach dem Verlust des Mittelpunktes des Lebens unterschiedlich und gegensätzlich damit umgeht, noch die Diskussion Sicherheit und Vorsorge gegenüber dem Spiel mit dem Risiko oder gar die offene Geldgier, noch die Liebesgeschichten, also gar nichts. Füllmaterial, das man auswendig kennt und auch so geschrieben und behandelt, also als Füllmaterial und damit nutzlos und unergiebig verwendet ist. Warten tut man auf abstürzende (CGI)Hubschrauber, Leute, die von einkrachenden Lavabällen getroffen werden und in (CGI)Flammen stehen, auf einen bald brenzlig werdenden Tauchgang und auf den ersten Geldsack, der von der plötzlich auftauchenden Druckluft ins Nirwana gepustet wird.

Als das Chaos auch bei den Gästen unten vor Ort eintritt, Menschen im Pool gegrillt werden und von Jetskis geschleudert, helfen auch die spendierten kostenlosen Drinks nicht mehr, werden gerade bei dem vielen nebensächlichen oder gleich anonymen Personal die Todesopfer hochgeschraubt und dann wieder auf die zentralen Figuren geblickt. Eine Verfolgungsjagd Jeep gegen Glutlawinen, dazu einprasselnder 'Bomben'hagel von allen Seiten, das Durchfahren pyroklastischer Surges, Kletteraktionen am abfallenden Berghang; viel los also, effekttechnisch ist das trotz oder wegen viel Arbeit im Studio bei hergerichteter Kulisse vor der Greenscreen und nachträglicher Bearbeitung vor allem des Hintergrundes dennoch jederzeit nur mäßig. Der Vulkan selber sieht gut aus, alles Drumherum ist leider buchstäblich durchsichtig oder bestenfalls dünn.

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