Nach dem Nicolas Cage Actionthriller 211 - Cops Under Fire (2018) die zweite für die verhältnismäßig breite Masse inszenierte Produktion des zuvor vermehrt in Independenz tätigen Filmemachers York Alec Shackleton, welcher die Vorarbeit dort natürlich und natürlich nur über den gefallenen Star Cage verkauft hat und hier im nächsten Anwärter für den Zuspruch der DtV- und VoD-Kunden auf Guy Pearce zurückgegriffen hat; erneut ein Schauspieler, der genauso über einen (nicht so großen) Bekanntheitsgrad verfügt und auch erstmal (eine gewisse) Aufmerksamkeit im Wulst der Konkurrenz bringt. Auch die Prämisse beider Werke ist gleich kommerziell zugkräftig gehalten, dort das Aufgreifen eines realen Ereignisses mit den Mitteln eines schießwütigen Polizeifilmes und einer Belagerungssituation zwischen einer Gruppe schwerbewaffneter Bankräuber und einem Trupp nicht ganz hilfloser Kleinstadt-Cops, während hier ganz Ähnliches, wenn auch kleiner beginnend schon und kleiner gehalten insgesamt, aber im Ansinnen und auch im Scheitern eines Neo Western geschieht:
Der ehemalige Texas Ranger und Marine James Dillon [ Guy Pearce ] ist jetzt als Marshal in Horse Cave, Kentucky, zusammen mit dem jungen Deputy Matt Reynolds [ Michael Sirow ] als Hüter von Recht und Ordnung tätig. Viel zu tun ist bislang nicht, Dillon trägt aus Überzeugung und nach dem versehentlichen Verletzten eines Kollegen während einer Verhaftung auch keine Schusswaffe, sondern beschäftigt sich eher mit der Dame des Städtchens, die auf den Namen Catie Reynolds [ Kelly Greyson ] hört. Eines Tages muss er doch eine Verhaftung vornehmen, wegen Ruhestörung und tätlichen Angriffs, ist das allerdings nur ein Ablenkungsmanöver von 'Diablo' [ Devon Sawa ], der die Männer des Staates entfernt von der örtlichen Bank haben will und zudem noch auf einen Geldtransporter am Auflauern ist.
Ein Unfall im Dienst, ein Trauma, dass seit 10 Jahren auf der Brust, im Kopf und in dem Herzen lastet, brauner Fusel, welcher vielleicht nicht tröstet, aber über die Nacht und über die Tage hilft. Das Amerika des Mittleren Westens hier ist von früher und soll es vielleicht auch wieder werden, aufrechte Männer zumindest in der Uniform, die dem Unheil in Rocker- und Lederkleidung gegenüber treten, dazu eine Landschaft, die weit und voller Natur gehalten ist, wo noch an der letzten brüchigen Scheune zumindest die Stars and Stripes hängen und in der von Rost zerfressenen Schrottkarre im Vorgarten das Bäumchen blüht. Ein landschaftliches Meer voll nichts und doch voll mit so viel mehr, mit Erinnerungen an bessere Zeiten, mit Träumen davon, mit Wünschen nach einer Rückkehr dessen und der Nostalgie und Tradition und dem Wiederaufleben lassen der alten Tugenden (von Roy Rogers' Sunset in El Dorado und Richard Dix' The Vanishing American und Douglas Fairbanks Wild and Woolly), die automatisch diese Leere füllt. Die Frauen vor Ort und umliegend, selbst die Jüngeren, sind alle relativ verbraucht oder schauen zumindest so aus, außerdem gibt es den dicksten menschlichen Schutzschild der Welt.
"I hate this fucking town."
Horse Cave nennt sich die Kleinstadt in dieser Einöde, 1259 rechtschaffene Einwohner und ein United States Marshal mit der 'Angst' vor der Handfeuerwaffe werden gezählt; der Marshal kann sich allerdings auch so oder notfalls mit dem Totschläger verteidigen und ist bald sowieso der Einzige, der hier (abgesehen von dem alten Sniper versteckt im Pickup) zur rettenden Kavallerie gehört. Das Umfeld der auch Gunfighter oder Redemption Road oder Never Forgive betitelten Geschichte, die man so und ähnlich schon öfters und meist besser gesehen hat, ist dabei gar nicht so schlecht aufgebaut und montiert, auch wenn alle Beteiligten in ihr nicht von der schnellsten Truppe sind und die Hellsten auch nicht. Einer von außen, welcher zur Ablenkung der Gesetzeshüter Ärger macht und sich mit der Dame vom Café eine (schlechte) Prügelei mit Handkante liefert, einer der observiert, einer, der die Stromzufuhr kappt und die Telefon- und Handyverbindung und schon ist das (real existierende und auch vor Ort abgefilmte) Städtchen noch weiter als schon zuvor von der Außenwelt abgeschnitten und unter seiner ganz eigenen Glaskuppel isoliert.
"You should've seen that inbreed. It looks like his parents were brother, and sister, and first cousins."
Pearce in der Hauptrolle ist nicht bloß unterfordert, sondern hat auch die Ruhe weg, zumal es zwischendurch aussieht, als hätte man das eigentliche und auch optisch blanke und trockene Geschehen komplett um ihn herum oder ihn wie beim Bowfingers große Nummer meist heimlich gefilmt. Sawa als sein Gegenspieler (und auch Co-Producer) ist wie zuletzt seinen vielen Gehversuchen im Erwachsenenfilm durchaus solide und trotz seiner Beschränkungen im Automodus auch noch gern gesehen, muss aber aufpassen, dass er nicht zum Klischee seiner selbst wird. Ansonsten kennt man Niemanden und braucht man das auch nicht, werden sowieso überhaupt nur ein Dutzend Menschen (in dieser scheinbaren Geisterstadt) überhaupt gesehen, und ist davon vielleicht noch der schmierige Bürgermeister mit stilecht dem Hitlerbärtchen und das Urgestein Branscombe Richmond (ist Mitglied der Southern Kentucky Film Commission) auffälliger im Geschehen. Das hätte eine Mischung aus Assault - Anschlag bei Nacht, The Last Stand und Stirb langsam werden können, ist es aber nicht, ein Fernsehfilm der Woche vielleicht, ein C-Grade Kentucky-Howdy-Neowestern für das Hinterland und die Videotheke auf dem Dorf, nicht wirklich modern oder global ansprechend, sondern eher leblos und auch ein wenig dumm bis lachhaft wirkend und aus der Zeit fallend und in Sachen Action mit zwei Kopfschüssen, einer Schießerei in der Polizeistation und zwei selbstgebastelten Explosionen oder auch Explosiönchen gedreht.