Inspektor Hillier von Scotland Yard ist am Verzweifeln: Seit Wochen geschehen unheimliche Fememorde in London. Kriminelle, denen nichts nachgewiesen, oder die nicht gefasst werden konnten, werden von einem geheimen Gericht zum Tode verurteilt und umgehend gehenkt. Hillier tappt komplett im Dunklen und möchte eigentlich wieder zurück zu dem Fall, von dem er kürzlich erst abgezogen wurde: Ein Frauenmörder macht London unsicher, und Hilliers Schwester war eines der ersten Opfer. Viel zu viele Probleme für einen überforderten Inspektor. Eine Chance ergibt sich, als Hilliers Verlobte Ann sich als Lockvogel im Fall des Frauenmörders anbietet, und ein fremder Mann tatsächlich Ann anspricht. Und die Polizei dann dummerweise geschickt abhängt wird …
Düstere Trommeln untermalen das Logo der CCC, und führen über zu einer Gruft mit Gerippe und Schädel. Die Kamera schwenkt und erfasst einen gefesselten Mann, der vor einem Tribunal steht, das angezogen ist wie der Ku-Klux-Klan oder mittelalterliche Inquisitoren. Die Richter sitzen an, zu Tischen umfunktionierenden, Särgen, und die Szenerie ist mit Kerzen schauerlich beleuchtet. Im Hintergrund sind graue Steinmauern und Torbögen, auf den Särgen liegen Schädel. Das Urteil lautet Tod durch den Strang, vollstreckt wird sofort. Der gefesselte Mann wird gepackt, in einen Sarg verfrachtet, und dieser durch einen Friedhof auf eine wartende Kutsche gebracht. Und wenn jetzt noch Barbara Steele auftauchen würde, dann wäre die Wonne perfekt …
Filme sind einfach fürs Kino gemacht, und dieser Beginn muss die Menschen 1963 im Kino restlos begeistert haben. Na gut, Hansjörg Felmy hat wenig Ähnlichkeit mit Barbara Steele, aber Maria Perschy kann ersatzweise für den Filmfan von heute durchaus was hermachen. Trotzdem, ich würde doch zu gerne wissen, wieviele Schauer damals über die Rücken der krimibegeisterten Zuschauer gewandert sind.
OK, danach wird der Film etwas … konventioneller, aber der Irrwitz und die Freude an der Inszenierung schlagen immer wieder durch. Edwin Zbonek nimmt die Bausteine eines herkömmlichen Krimis und setzt sie mit einem ganz leichten, kaum spürbaren Versatz zusammen. Dadurch ergibt sich ein Gesamtbild, das immer ein klein wenig anders zu sein scheint als man es gewohnt ist, ohne dass man genau sagen könnte was denn da nun anders ist. Chris Howland ist dieses Mal gar nicht wirklich komisch, aber wenn er unter dem Galgen steht, sein Lied aus der Bar singt, und die Kapuzenmänner um ihn herum Ringelreigen tanzen, dann weht schon mehr als nur ein Hauch Panzerknacker durch die Szene. Die Kutsche, welche die zum Tode Verurteilten transportiert, scheint direkt aus dem Fundus von Mario Bavas DIE STUNDE, WENN DRACULA KOMMT zu stammen, der Inspektor mault seinen Vorgesetzten an dass er den Fall mit dem Henker nicht mehr will, und alleine die Auflösung und das wunderbar melancholische Schlussbild sind den Film bereits mehr als wert.
Tolle Besetzung, starke Musik, stimmige Settings – In Summe einer der stärksten Vertreter der damaligen Krimiwelle, und unter den Nicht-Rialto-Edgar Wallace-Filmen sicherlich einer der allerbesten, spannendsten und atmosphärischsten einer.