Nachdem er persönlich Zeuge der brutalen Gewalt wird, mit der der Diktator Rovak Alimov gegen die Bevölkerung seines eigenen Landes vorgeht, täuscht ein Selfmade-Milliardär seinen eigenen Tod vor und rekrutiert anschließend unter dem Codenamen "One" ein Team von Spezialisten, um auf eigene Faust dort für Gerechtigkeit zu sorgen, wo Regierungen keine Handhabe haben. Bevor es Alimov an den Kragen geht, gilt es allerdings erst einmal, dessen demokratisch gesinnten Bruder Murat zu befreien, um nach dem Sturz des Terror-Regimes den passenden Nachfolger installieren zu können. Leichter gesagt als getan, denn dieser wird in einem Apartment im obersten Stockwerk eines Luxus-Hochhauses in Hongkong gefangengehalten und steht zudem auch unter ständiger Bewachung... Netflix appelliert ganz augenscheinlich an das Schlechteste in jedem Filmemacher, indem der Streamingdienst seine Regisseure weitestgehend von sämtlichen Restriktionen und Studio-Vorgaben befreit werkeln lässt und ihnen dann auch noch ausreichend Kohle in die Hand gibt, um so ziemlich jeden Hirnfurz ungehemmt in die Tat umsetzen zu können... wenn man Glück hat, kommt dabei nur ein überlanger Scorsese raus, wenn man Pech hat aber eben sowas wie "6 Underground", der bislang Bay-igste aller Michael Bay-Streifen (und das ist nicht als Kompliment gemeint!). Wie eine wesentlich überkandideltere Version von "Bad Boys II" kommt einem das alles vor, nur dass man nun wirklich gar keine Verbindung mehr zu den Figuren hat und in Ermangelung eines richtigen Plots die hirnerweichende Action bestenfalls noch an einem rudimentären Handlungs-Gerippe aufgehängt wird. Die Art und Weise, auf die Bay hier zu Beginn ohne die Charaktere vernünftig einzuführen in medias res geht, dabei genüsslich auf die Exposition pfeift und sich stattdessen lieber prompt auf 'ne größere Krawall-Sequenz in Form einer Auto-Verfolgungsjagd quer durch Florenz stürzt, verrät dem Zuschauer da schon früh, was er von "6 Underground" zu erwarten hat... nämlich eine seelenlose Aneinanderreihung von Radau-Set-Pieces (übrigens: ziemlich heftig "unterstützt durch Produktplatzierungen"!), krassen Brutalitäten und blödem Humor, was in der Summe dann wohl zumindest die Illusion von echtem Entertainment erzeugen soll. Ob der unlinearen Erzählweise mit ihren vielen Zeitsprüngen und Location-Wechseln fällt es da allerdings zunächst ziemlich schwer, irgendwie durch die gereichten Szenen-Fragmente zu blicken und ich übertreibe mal echt nicht, wenn ich behaupte, dass während der gesamten Laufzeit kein einziger Dialog zustandekommt, der bei klarem Verstand Sinn machen oder auch nur entfernt daran erinnern würde, wie "echte" Menschen miteinander reden. Hach ja, wie schön waren da doch die Zeiten von "The Rock - Fels der Entscheidung" und "Armageddon - Das jüngste Gericht" als Michael Bay zumindest noch den Anschein erweckt hat, zwischen dem gereichten Spektakel noch ein klitzekleines bisschen an den etwas leiseren Zwischentönen und seinen Darstellern interessiert zu sein, denn immerhin sind damals ja noch mehr als 'ne Handvoll schauspielerisch starke, memorable Szenen abgefallen, die im Gedächtnis des Publikums hängen geblieben sind... bei "6 Underground" könnte ich 'ne Stunde später schon nicht mehr spontan sagen, wer außer Ryan Reynolds hier überhaupt mitgespielt hat und der bekommt hier nicht mal Gelegenheit, ein wenig seinen patentierten "Deadpool"-Charme spielen zu lassen. Okay, zugegeben, es ist nicht so, dass man dem Streifen die verballerten Produktions-Millionen nicht ansehen würde und gelackt sind die Bilder allemal, aber schon "Pain & Gain" hat gezeigt, dass Michael Bay dann am besten ist, wenn man ihn ein wenig an die Kandare nimmt und ihm das Budget radikal zusammenkürzt... zumal die Chose ob ihrer übersteigerten Visualität ja zumindest noch laut nach der großen Leinwand schreit, aber halt "dank" Netflix zu einem ewigen Flimmerkisten-Dasein verdammt ist und deshalb die eine echte Stärke, die sie hat (eben ein gewisser Eye-Candy-Wert), gar nicht richtig ausspielen kann. Nun ja, sei's drum, wer Bay bislang auch durch alle "Transformers"-Streifen die Treue gehalten hat, wird sich auch an diesem inszenatorischen Hickhack und erzählerischen Armutszeugnis nicht großartig stören... und für alle anderen reicht ein Blick auf den Trailer, der geht nur drei Minuten und hat genausoviel Substanz und Story wie der komplette Film mit zwei Stunden Laufzeit.
3/10