Der chinesische Nationalheld Wong Fei-Hung ist die wohl am meisten dargestellte Persönlichkeit in der Geschichte des Hongkong Kinos. Viele moderne Filmklassiker hatten sich in der Vergangenheit dem beliebten Kampfkünstler, welcher Anfang des 19. Jahrhunderts in Kanton lebte, angenommen. Die vielleicht bekannteste Interpretation von Fei-Hung in „Once upon a time in China“ machte Jet Li Anfang der 90’er Jahre zum Superstar und auch international bekannt. Yuen Woo-Pings „Iron Monkey“ mit Donnie Yen in der Rolle von Fei-Hungs Vater konzentrierte sich ein paar Jahre später auf dessen Kindheit. Doch auch die berühmte Shaw Brothers widmeten sich in ihrer Blütezeit mehrmals der bekannten Persönlichkeit. Neben „Challenge oft he Masters“ sticht dabei vor allem Lau Kar-Leungs erstklassiger Kung Fu Kracher „Martial Club“ hervor.
„Martial Club“ entstand 1981, zu dieser Zeit war der Zenit der Shaw Brothers bereits überschritten und junge ambitionierte Filmschmieden wie Golden Harvest liefen der altehrwürdigen Produktionsschmiede langsam aber sicher den Rang ab. Dennoch entstanden gerade in dieser Zeit einige der herausragendsten Shaw Filme, zu denen auch dieser hier gezählt werden muss. Viele Zugpferde hatten die Shaws zu diesem Zeitpunkt nicht mehr unter Vertrag, die aber wohl Wichtigsten wie Regisseur und Choreograph Lau Kar-Leung (Liu Chia Liang) und dessen schauspielernder Bruder Lau Kar-Fei (Gordon Liu) blieben hingegen. Zusammen drehten die beiden Lau-Brüder einige der bedeutsamsten Filme in der späten Phase der Shaws, wobei sich hier insbesondere Lau Kar-Leungs Wirken hinter der Kamera bezahlt machte. Da die Shaw-Filme unterdessen den Ruf genossen nur noch Altbackenes zu präsentieren bildete die Arbeit der beiden einen angenehmen Kontrast, denn das hier Gezeigte brauchte sich vor den Konkurrenzprodukten anderer Studios nicht zu verstecken.
„Martial Club“ bietet in erster Linie Altbewährtes auf hohem Niveau. Die Geschichte über drei rivalisierende Kung Fu Schulen hat man schon in unzähligen Varianten gesehen und lockt sicher Niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Was diesen Film dennoch von unzähligen Anderen mit gleichem Unterbau abhebt ist die Art wie man bei einer solchen Geschichte im rechten Moment die richtigen Knöpfe drückt.
Der Film startet mit einer außergewöhnlichen Präsentation des Löwentanz, ansonsten dominiert aber klassisches Kung Fu. Besonders interessant ist bereits das Intro, indem der Regisseur Lau Kar-Leung höchstpersönlich die Regeln des Löwentanzes erklärt. Wie schon in „Heroes of the East“ nutzt Lau Kar-Leung das Medium Film als Plattform um die Philosophie hinter der Kampfkunst zu transportieren ohne dabei groß die Moralkeule zu schwingen.
Die Figur Wong Fei-Hung erinnert hier zu Beginn keineswegs an den gereiften Meister, den Jet Li später so unverwechselbar mimte. Der Wong Fei-Hung hier befindet sich noch in der Ausbildung und sich zwar schon für einen großen Kämpfer, muss aber erkennen dass sein jugendlicher Leichtsinn ihn immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Der Lausbubencharme Fei-Hungs wird von Lau Kar-Fei sehr gewitzt rübergebracht, wobei seine Figur sogar einen gewissen Reifeprozess durchläuft und am Ende deutlich erwachsener wirkt als noch zu Beginn des Filmes.
Besonders die Reibereien zwischen Fei-Hung und dessen Kumpel Yin-Lin (Mai Te-Lo) und Chu-Ying (Kara Hui) gehören zu den unterhaltsamten Momenten in diesem Film. Nicht nur der Humor stimmt, auch die freundschaftlichen Kampfszenen sind erstklassig und von Lau Kar-Leung meisterhaft inszeniert. Überhaupt beweist Lau hier dass er nicht umsonst zu den besten Choreographen in Hongkong gehört. Sind es zu Beginn noch kleinere Schlägereien innerhalb der Kung Fu Schulen, wird gegen Ende die Actionschraube deutlich angezogen. Besonders hervorzuheben ist der Kampf in einer Kanton-Oper, bei dem alles und jeder in die Kämpfe involviert wird. Lau behält trotz der großen Zahl an Menschen den Überblick und schafft es die Massenszenen in gute Actionszenen zu verpacken. Überhaupt erinnert die Choreographie kaum mehr an die statischen Kampfszenen früherer Tage, die sich in erster Linie durch statische Aneinandereihungen einzelner Bewegungen auszeichneten. Lau Kar-Leung zeigt hier das auch in Shaw-Filmen durchaus schnelle und dynamische Fights möglich sind, die sich auf der Höhe der (damaligen) Zeit bewegen.
Das Sahnestück schlechthin und daher auch einer besonderen Erwähnung wert ist der Schlußkampf zwischen Wong Fei-Hung und einem anderen Kung Fu Meister aus dem Norden. Als Schauplatz dient eine verwinkelte Gasse, die im weiteren Verlauf immer schmaler wird und die Kontrahenten zwingt ihre Techniken an die Umgebung anzupassen. Durch dieses Hilfsmittel kommen verschiedenste Stile wie Tiger, Schlange und Drache zum Einsatz und machen diesen Schlußkampf zu einer der besten Zweikämpfe die je in Shaw Filmen zu bewundern waren. Es überrascht auch wenig dass der Film sehr versöhnlich und ohne Blutvergießen endet, denn um die Essenz und Werte von Kampfkunst darzustellen ist ausufernde Gewalt nicht notwendig.
Fazit:
Die Wong Fei-Hung Interpretation der Lau-Brüder ist ein erstklassiger Kung Fu Film mit superben Kampfszenen, tollen Locations und tieferen Sinn. Aus der späten Schaffensphase der Shaw Brothers sicher einer der eindrücklichsten Filme und ohne Frage auch eine Sternstunde des Kung Fu Films. Ein Must-See für jeden Eastern-Fan!