iHaveCNit: Der Fall Richard Jewell (2020)
02.07.2020
Mit Blick auf mein „Kino-Filmtagebuch“ des Jahres 2020 sehe ich, dass mein letzter Gang ins Kino am 07.03.2020 gewesen ist. Nun haben wir den 02.07.2020 bzw. 03.07.2020, wenn ich diese Zeilen hier schreibe und vieles hat sich in der Welt verändert – viele gesellschaftliche Wunden wurden aufgerissen und auch die letzten Monate im Trott verantwortungsvoller sozialer Distanzierung habe ich kaum ein Wort zu Filmen geschrieben und mich auch nicht mit ihnen kritisch auseinandergesetzt. So ist nach der längsten Kinopause meines Lebens seitdem ich mich quasi exzessiv auf die Lichtspielhäuser losgelassen habe nun ein kleiner Neuanfang notwendig um wieder in meine große Filmleidenschaft rein zu finden – auch wenn das Gefühl wieder im Kinosaal zu sitzen und mit neuen Regeln umgehen zu lernen noch etwas Zeit braucht. Aus der relativ überschaubaren Auswahl der aktuellen Kinostarts ist nun die Wahl auf den neuesten Film von Altmeister, Schauspieler und Regisseur Clint Eastwood gefallen, der sich in seinem neuen Film mit einer wahren Begebenheit auseinandersetzt und mir einen tollen Kinoabend beschert hat.
Richard Jewell ist ein einfacher, unbescholtener Mann aus Atlanta, der sehr aufmerksam ist und den beruflichen Weg als Sicherheitsmann anvisiert. Im Alter von 33 Jahren arbeitet er bei den Sicherheitskräften als große Feierlichkeiten im Rahmen der olympischen Spiele 1996 stattfinden. Bei einer dieser Feierlichkeiten vereitelt er einen Bombenanschlag und wird in den folgenden Tagen als Held gefeiert. Als die Behörden und die Medien jedoch nach einem Verantwortlichen für die Tat suchen ist er in Richard schnell gefunden.
Clint Eastwood hat mit „Richard Jewell“ einen relativ nüchternen und unaufgeregten Film geschaffen, der sich bei seiner Darstellung und Erzählung der Ereignisse möglichst realistisch anfühlt, auch wenn einige der Charaktere von Seiten der Ermittlungsbehörden und Medien ein wenig über das Ziel hinaus geschossen sind. Der Film zeigt auf sehr interessante Art und Weise, wie sich eine Hetzjagd von Seiten der Behörden und der Medien auf das Leben von unbescholtenen Bürgern auswirkt und wie damit umgegangen wird. Hier hat mir vor allem ein Dreiergespann sehr gut gefallen. Da wäre zum einen der immer wieder großartige Sam Rockwell als Anwalt von Richard Jewell. Desweiteren ist auch die Darstellung von Kathy Bates als die Mutter von Richard Jewell zu erwähnen – hier erkenne ich auch, warum zu Anfang des Jahres dafür eine Oscarnominierung für Bates drin gewesen ist. In „I, Tonya“ ist mir Paul Walter Hauser noch als etwas dümmlicher Nebencharakter in Erinnerung geblieben, in „Richard Jewell“ liefert er jedoch in der Hauptrolle eine sehr großartige Leistung ab. Wie er den einfach gestrickten, aufmerksamen Sicherheitsmann spielt zu dem man einfach weil er ein Normalo ist auch einen guten Zugang bekommt ist toll und welche Vielschichtigkeit sein Charakter mit der Zeit offenbart hat mir sehr gut gefallen – genau wie das Zusammenspiel von Hauser, Bates und Rockwell.
„Der Fall Richard Jewell“ - My First Look – 8/10 Punkte