Review

„The Gentlemen" ist ein typischer Guy-Ritchie-Film. Da gibt es nun Leute, die bei einer solchen Aussage freudig die Mundwinkel nach oben ziehen, andere zucken mit den Schultern. Ich gehöre seit jeher zur letzteren Gruppen.


Der primäre Vorwurf, den sich Ritchie gefallen lassen muss, ist der des style over substance, der ihn bereits seit „Bube, Dame, König, GrAs" und vor allem „Snatch" begleitet. Alles seitdem habe ich nicht gesehen und thematisch passt „The Gentlemen" zu den beiden genannten Filmen wie die Faust aufs sprichwörtliche Auge. Wieder treffen wir auf eine Auswahl an Gangstern, die hauptsächlich in Bezug auf ihre Stilistik wahrgenommen werden wollen und allesamt aussehen, als habe man einfach Models aus einem britischen Mode- und Lifestylemagazin für Männer ab 40 zweckentfremdet. Hier ist alles so artifiziell, dass man zu keiner Figur auch nur den Ansatz einer Bindung aufbauen kann, wodurch der Spannung von vornherein eine klare Obergrenze gesetzt wird.


Unterstützt wird die inhaltliche Schwäche durch die verspielte Machart, die eine retrospektive Erzählung für zahlreiche Rückblenden und Schablonen nutzt, die dann ein Gesamtbild der Story ergibt, die jedoch keinerlei Überraschungen bereithält. Von Anfang bis Ende bietet „The Gentlemen" eine Ideenlosigkeit, die dem Filmtitel vollkommen gerecht wird. Das wird durch die handwerklich saubere Machart nur in Teilen aufgefangen und spätestens hier fängt der Film an zu nerven.

Matthew McConaughey, der allseits gelobte Tausendsassa, spielt seine Figur des coolen Obergangsters im Stand-By-Modus herunter und muss sich nicht wirklich anstrengen, um die Sympathien auf seine Seite zu ziehen. Hugh Grant als schmieriger und erpresserischer Reporter kommt auch kaum über den Eindruck einer Karikatur seiner Figur hinaus. Charlie Hunnam fasst dann in seiner Rolle alle Merkmale der klassischen Ritchie-Figur zusammen, wodurch seine Figur im Grunde genommen permanent das tut, was man von ihr erwartet. Alle genannten Darsteller zeigen, dass sie durchaus zu hervorragenden Schauspielleistungen fähig sein können, nur kommt es dem Regisseur zu keiner Sekunde darauf an, denn der konzentriert sich konsequent auf die Realisierung seiner pubertären Jungsfantasien, was insofern schon wieder sinnvoll erscheint, als dass eben diese pubertierenden Jungs in seinem Film selbst eine Rolle spielen und in diesen mit Sicherheit davon träumen, irgendwann mal genau so cool zu sein, wie die Abziehbilder von Ganoven, mit denen sie sich dauernd anlegen.



Fazit

Ich halte nichts von Guy Ritchie, denn der Mann hat außer einem recht einfallslosen Stil-Fetisch nichts zu verkaufen und alles in „The Gentlemen" vom peinlichen Titel bis zum Abspann schreit nach einem Publikum, das seine Prada-Brille und sein Gucci-Shirt aus chinesischer Produktion am Abend gerne in die Dorfdisko trägt. Ich sehe dabei eine hohe Kongruenz zur Gruppe der Fanbase von „John Wick 2“.

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