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Im "Boston Memorial Hospital" gehen seltsame Dinge vor sich: Nachdem eine Freundin der Ärztin Susan Wheeler nach einem Routine-Eingriff nicht wieder aus der Narkose erwacht, entdeckt diese, dass es in lezter Zeit immer wieder vorkam, dass eigentlich stabile Patienten nach kleineren Operationen ins Koma gefallen sind. Ihr Freund Dr. Mark Bellows und der Klinik-Leiter Dr. Harris sind zwar der Meinung, dass Susan sich aufgrund ihrer persönlichen Betroffenheit zu sehr in die Sache hineinsteigert, aber dennoch lässt sie nicht locker und schnüffelt weiter nach. Da sämtliche Koma-Patienten zur Pflege in das ominöse "Jefferson Institut" überwiesen wurden, stattet sie dem Laden auch einen Besuch ab und muss entdecken, dass dort ein florierender Organhandel betrieben wird, bei dem die bewusstlosen Körper als unfreiwillige Spender herhalten müssen... und nun schwebt Susan selbst ebenfalls in Lebensgefahr, denn die Hintermänner der Angelegenheit hetzen ihr einen Killer auf den Hals, der sie beseitigen soll... Ähnlich wie zuvor bereits bei seinem hintersinnigen Science-Fiction-Streifen "Westworld" nähert sich Michael Crichton auch mit "Coma" dem Genre von einer ungewohnten Seite her an, indem er völlig auf übertriebene Schock-Effekte und jedwedes Brimborium verzichtet und stattdessen gänzlich auf den realistischen Anstrich seiner Geschichte setzt. Basierend auf einem Roman des Doku-Fiction-Autors Robin Cook ist der größte Pluspunkt des Films auch heute noch seine Glaubwürdigkeit, die auch ein Resultat des genau beobachteten und authentisch geschilderten Krankenhaus-Alltags durch den studierten Mediziner Crichton ist, der hier sicherlich auch persönliche Erfahrungen in diesem Bereich verarbeitet und erneut mit einer schnörkellosen Auf-den-Punkt-Inszenierung groß auftrumpft. Da braucht es dann auch keine breit ausgewalzten OP-Szenen oder das Herumwühlen im blutigen Gekröse, umd das volle Schreckens-Potenzial auszuschöpfen, das der Prämisse und dem damit einhergehenden Szenario innewohnt, denn wer liefert sich schon gerne auf Gedeih und Verderb den Halbgöttern in Weiß aus? Die Spannung baut sich da fast unmerklich und mit beinahe schon Hitchcock'scher Finesse auf, unterstützt durch einen sehr akzentuiert eingesetzten Jerry Goldsmith-Score, während die zurückhaltend aufspielenden Darsteller die wenigen Zweifel, die man an der doch recht spekulativ erscheinenden Geschichte hegen könnte, doch einfach so vom Tisch fegen, denn im Gegensatz zu heutigen Teenie-Nulpen weisen Genevìeve Bujold und Michael Douglas in den Hauptrollen noch so was wie Persönlichkeit auf. Im Grunde genommen ist "Coma" dann aber auch einfach nur ein in ein moderneres Setting transferierter Gothic-Horror, bei dem die Heldin eben im Ärzte-Kittel statt im wallenden Nachthemd nicht durch ein gruseliges Schloss, sondern eben sterile Krankenhaus-Flure schleicht... und dabei allerdings nicht minder erschreckende Entdeckungen macht: Die an Seilen von der Decke hängenden Koma-Patienten sorgen dabei immer noch für das einprägsamste Key-Visual des Streifens, das ob seiner schockierenden Nüchternheit heute noch genauso beklemmend wirkt wie 1978. Ach ja, trotz des weitestgehenden Verzichts auf kinowirksame Action ist die letzte Viertelstunde dann aber doch wirklich Nervenstrapaze pur, die einem mächtig an die Nieren und Fingernägel geht...! Als prophetischer Thriller, der sich des Themas "Organhandel" annimmt, passt "Coma" übrigens gut zu dem ein Jahr später entstandenen, deutschen Fernsehfilm "Fleisch" (der ja selbst auch sowas wie ein kleiner Klassiker ist) und gibt inhaltlich auch ein prima Double-Feature mit dem ebenso überzeugenden Krankenhaus-Schocker "Todes-Poker - Terminal Choice" von 1985 ab, der in der Auswahl seiner Mittel jedoch wesentlich weniger zimperlich ist und 'ne ganze Spur krasser daherkommt...

8/10

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