„Coma“ ist eine recht spannende Michael Crichton Verfilmung an welcher der Schreiberling ausnahmsweise mal nichts zu mäkeln hatte – weil er selbst Regie führte.
Die Geschichte spielt im Ärztemilieu, in das Crichton mit „Emergency Room“ noch mal zurückkehren sollen, doch hier geht es nicht um die Notaufnahme, sondern geplante chirurgische Eingriffe. Als Hauptfiguren steht ein Arztpärchen zur Verfügung: Sie, Dr. Susan Wheeler (Geneviève Bujold), ist eine engagierte Ärztin, die für ihren Beruf lebt, er, Dr. Mark Bellows (Michael Douglas), denkt vor allem an die Karriere und spekuliert auf einen Oberarzt. Das knistert natürlich öfter im Karton, sorgt aber dafür, dass die beiden Hauptfiguren trotz gleichen Berufes jeweils eigenes Profil gewinnen.
Dann fällt jedoch eine Freundin Susans bei einem Eingriff ins Koma, was die junge Ärztin aus der Bahn wirft. In ihrer Verzweiflung untersucht sie den Fall und stößt auf ein interessantes Detail: In der letzten war die Anzahl der Komafälle bei kerngesunden Patienten überraschend hoch…
„Coma“ baut seine Spannung langsam auf und lässt den Zuschauer lange im Dunkeln, ob es sich tatsächlich nur um einen Zufall handelt, wie man Susan weismachen will, oder ob System dahinter steckt. Die Lösung fällt zwar wie erwartet aus, aber an der ganzen Chose hängt noch ein Rattenschwanz an Verschwörungen dran und warum es die ganzen Komafälle gibt, wird auch erst recht spät klar. So ist „Coma“ ein alles andere als vorhersehbarer Film auch, zumal er in gewisser Weise wegweisend war. *SPOILER* Organhandel als Motiv wurde ja auch gerne in Gefängniskloppern wie „Mit stählerner Faust“ und „Hard Attack“ verwurstet *SPOILER ENDE*
Im Habenbereich kann „Coma“ auch die beiden überzeugenden Hauptfiguren vorweisen, wobei Michael Douglas als Karrierist einen recht unheroischen Part abgestaubt hat (aber er stand ja da noch am Anfang der Karriere). Durch dieses nicht allzu positive Image tun sich natürlich interessante Fragen: Ist Mark die Stimme der Vernunft, eventuell ein Verschwörer oder einfach nur ahnungslos. Da zweifelt und rätselt man gerne mit, auch wenn man auch zur Halbzeitmarke klar ist, zu welcher Fraktion Mark dann gehört.
Auch der Krankenhausschauplatz sorgt durchaus für Atmosphäre: Die Gänge kommen herrlich steril daher, im fast komplett menschenverlassenen Haus nach Dienstschluss kann es schon unheimlich werden, vom dunklen Keller ganz zu schweigen. Das nutzt Crichton dann auch aus, um die Spannungsschraube anzuziehen: Da muss ein Informant im Keller dran glauben oder man verfolgt durchs Spital, wenn fast alle ausgeflogen ist. Zwar zieht Crichton das Tempo in diesem eher gemächlich erzählten Thriller nur ab und zu an, dann aber richtig.
Doch ganz in Jubel verfallen kann man doch nicht, denn dafür hat „Coma“ doch so seine Längen. Gerade in der ersten Hälfte hätte man sich etwas kürzer fassen können, da man nach einer Weile schon weiß, wie der Hase laufen muss und die Heldin doch ein wenig lange braucht, um auf den richtigen Trichter zu kommen. Auch die Identität des Chefverschwörers kann man einfach erraten, aber vorhersehbar ist „Coma“ deshalb noch nicht. Es sind halt kleine Schwächen, die sich läppern und den Film etwas runterziehen.
Angesichts der Darstellerleistungen darf man die Oscars zwar ruhig im Schrank lassen, aber gute Arbeit leistet die komplette Schauspielerriege, allen voran das Hauptdarstellerduo, das den gegensätzlichen Liebenden genug Profil verleiht. Doch auch über die Nebendarsteller (u.a. Rip Torn) kann man sich nicht beklagen.
Alles in allem ist „Coma“ ein recht spannender, wendungsreicher Medizinthriller, der zwar seine kleine Längen hat, aber als gute Abendunterhaltung definitiv taugt.