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Gothic-Vampire waren nie betörender

Mario Bava ist das italienische Kino - wenn ich das einem Kritiker oder Zuschauer im Land meines Vaters (Italien) vor 50 Jahren gesagt hätte, wäre ich wohl entweder geohrfeigt oder ausgelacht worden. Oder beides. Doch Mario Bava hat das italienische Kino, eigentlich fast das weltweite Kino, genauso sehr geprägt wie damals gerade im eigenen Land viel höher angesehene Regisseure ala Bertolucci, Fellini oder Antonioni. Horror, wäre ohne ihn, wäre nicht das was er heute ist. Egal ob die Hammer Studios oder Argento, Del Toro oder die aktuelle Vampirwelle, die Grufties dieser Welt oder die Pattinsons - alle währen ohne ihn nicht das was sie nun sind, nicht da wo sie gerade sind. Im Guten wie im Schlechten. Wir schulden Bava einen Dank & die italienischen Kritiker, die seine wegweisenden Werke lange als Schund abtaten, eine Entschuldigung. "Black Sunday" aka "Die Stunde, wenn Dracula kommt" aka "La Maschera Del Demonio" ist sein Debüt, sein Vermächtnis & sein berühmtestes Werk. Die Konzentration des glorreichen Bava-Grauens. 

Nicht sein unumstritten bester, aber trotzdem DER Bava überhaupt. Ein Gothic-Grusler der eindringlichsten Sorte - gespenstig hübsch, zeitlos böse & leidenschaftlich blutig. Gewaltspitzen treffen auf einen der unvergesslichsten Vampire aller Zeiten, Barbara Steele in einer hypnotischen Doppelrolle auf ein ebenso unsterbliches Setting. Es geht um Hexen, Vampire, Schlösser, Rache. Alles kulminiert in purer Angst & gleichzeitig einer anziehenden Schönheit. Ein Film für die Geisterstunde, Bilder die man nicht vergisst. Einer der feinsten Alpträume, in die ich mich immer wieder gerne hinab begebe. Was der junge Bava hier aus seinen frühen Möglichkeiten & dem geringen Budget herausholt, passt auf kein Hexengrab. Unverständlich wie man dieses Talent damals nicht noch stärker würdigen konnte. Doch besser spät als nie: ein verführerischer, schlafwandelnd sicherer Gothic-Meilenstein, der nie seine Wirkung verfehlen wird. Nicht 1960, nicht 2016, nicht 2166.

"Black Sunday" bleibt wohl auf ewig das Paradebeispiel, wenn Amerikaner über europäische Horrorklassiker schwärmen. Zu recht. Die betörenden Nebelschwaden, die verwinkelte Architektur, die virtuosen Kamerafahrten & -Tricks - viel kreativer & schauriger ging es in den 60ern nicht & wurde es auch später selten. Seiner Zeit voraus - ja, das war er wohl eindeutig in seinem eigenen Land. Schon allein wenn ich an Barbara Steeles Schlafzimmerblick denke, egal ob als böse Asa oder nette Katia, bekomme ich Herzklopfen & Schwindelgefühle. Die lückenhafte & nicht immer ganz überschaubare, sogar sprunghafte Erzählung, kann man als kleinen Kratzer im Lack sehen - oder als Unterstützung der schwerelosen Hilflosigkeit & des gleitenden, verunsichernden Horrors für uns Zuschauer. Niemand soll sich Horror- oder Vampirfan schimpfen, wenn er nicht einmal diese stachelige Maske auf hatte. Blutiger, sexy & melancholischer Kult.

Fazit: DER Bava-Klassiker ist immer noch atmosphärisch eine Wucht! Wahrscheinlich der beste & einflussreichste Gothic-Horror-Film außerhalb der Hammer-Studios!

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