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Man bekleckert sich nicht mit Schande, wenn man Italiens Horror-Aushängeschild der 60er, Mario Bava, für einen begabten Handwerker mit zeitweisen Genieanwandlungen und vielen Aussetzers hält.
Fakt ist aber, dass „Maschera del demonio“ für ihn fast so eine Art kleiner Geniestreich ist, ein stimmungsvolles und unheimliches Werk klassischen Gothic Horrors.
Das Besondere an Bavas monochromen Werk ist, dass es sozusagen die Wegscheide zum modernen Horrorfilm darstellt, etwas, was desöfteren Alfred Hitchcock für „Psycho“ untergejubelt wurde.

Wenn man aber bedenkt, dass Hammer den gothischen Grusel gerade erst salonfähig machten (damals etwa seit drei Jahren, seit „Frankensteins Fluch“) und die voyeuristischen Exzesse a la „Night of the Living Dead“ noch Jahre in der Zukunft lagen (Bava erledigte 1964 mit „Blutige Seide“ den Sprung zum „gehaltvollen“ Killer-Thriller aka Giallo gleich selbst), ist es sogar ein Meilenstein.

Nichts an diesem Film ist wirklich exzessiv oder eklig, aber mit ein paar Szenen geht Bava schon an den damals vorherrschenden guten Geschmack, wenn es schon als grausam galt, wenn Dracula sich unter Sonnenstrahlen dampfend wand.
Zweimal geht Bava in diesem Film ans Eingemachte, einmal wenn die stachelbewehrte Schandmaske gleich zu Beginn Ströme von Blut aus ihren Löchern spritzen lässt und das zweite Mal bei der Erlösung des vampirisierten Arztes, dessen Weißdornstich durchs Auge einen hohen Strahl Blutes oder einer anderen Flüssigkeit provoziert.

Ansonsten ist das natürlich von Splatter noch so weit entfernt wie Adam Sandler von intellektuellem Humor, ganz im Gegenteil fokussiert Bava auf die scharfen Schwarz-Weiß-Aufnahmen und kreiert so ein paar visuelle Tableaus (fast allesamt hervorragende Studioarbeit), in der sich die Finsternis scharf und kontrastreich vom wenigen Licht abhebt.
Ansonsten wehen die Vorhänge, knallen die Türen, flattern die Spinnweben in den Gewölben; Spinnen kriechen aus Totenschädeln, die Hexe starrt durch das Glasfenster ihres Sages, das Wetter dräut, die Dunkelheit leuchtet, die Nebel wallen und eine Kutsche des Bösen steht so gut ausgeleuchtet auf der Waldlichtung, als käme sie frisch aus der Hölle.

Daß da die altbackene (von russischen Gruselgeschichten angeregte) Story von der generationenübergreifenden Hexenrache nicht gegen punkten kann, ist klar; es geht wieder mal um Bann und Rache und nicht zuletzt um Reinkarnation. Untote Helfershelfer latschen durchs Bild und gestorben wird oft und reichlich, was die Nebenfiguren angeht, die hammer-like immer zu lange brauchen, um die Situation zu realisieren.
Selbstmurmelnd, dass man den „Dracula“ aus dem Titel bei der deutschen Synchro dreist eingeschmuggelt hat, so wird ständig von ihm gesprochen, der echte Lutscher ist aber nirgendwo zu sehen, auch wenns mal vampirische Male gibt.

Wer aber auf stylishen Old-School-Grusel Wert legt, wird hier so gut bedient wie selten, denn auf der atmosphärischen Seite verdient sich der Film eine Eins. Wenn auch die abgehangenen Storylines keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken können, die Bilder schaffen es! (7/10)

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