„Die Stunde, wenn Dracula kommt“ gilt für viele als einer der besten Filme Bavas. Auch wenn ich bekennender Mario Bava – Fan bin, finde ich doch, dass der Meister schon stimmigere Filme abgeliefert hat. Alles das, was man bei Bava erwartet wie innovative Ideen und dichte Stimmungen sucht man bei diesem Werk fast über die ganze Länge vergebens.
Die Story ist ihrer Zeit entsprechend simpel. Die Prinzessin Asa verliebt sich in Dracula und wird deswegen von der Inquisition zusammen mit ihrem Geliebten hingerichtet. Sie verflucht kurz vor ihrem Tod ihre Familie und kehrt nach 200 Jahren zurück, um gemeinsam mit Dracula den Fluch umzusetzen. Das klappt nur mäßig. Am Ende wird sie verbrannt, was man schon vor 200 Jahren hätte tun sollen, aber damals aufgrund des schlechten Wetters (dünne Ausrede) unterlassen hatte.
Der Film versucht, einen gewissen Reiz aus der Doppelrolle von Barbara Steele zu ziehen. Sie spielt zum einen die Hexe respektive Prinzessin Asa und zum anderen die aktuelle Prinzessin Katia. Sie hat für diese Rolle viel Lob bekommen – ich finde beide Darbietungen eher mäßig. Auch der Rest der Akteure agiert hölzern bis albern. Aber wegen der Schauspieler lohnt es sich ohnehin nicht, Filme von Bava zu konsumieren. Der geneigte Zuschauer will Bavas Handschrift sehen.
In seinem Gesamteindruck wirkt Bavas Film nicht besser als die zeitgleichen Hammer-Produktionen, die atmosphärisch gleich gute Gothik-Horror-Streifen sind, aber dafür exzellente Schauspieler aufweisen. Dafür lockert Bava schon mal die Effekt-Bremse. Hier gibt es mehr Gore zu sehen, was zu der Zeit sicherlich schockierend war, heute aber niemanden mehr entsetzt (man denke an das Ungeziefer in Asas Kopf, der noch unvollständige Körper am Ende und das Pfählen ins Auge). Nur das Aufschlagen der Dämonenmaske, die sich in dem viel treffenderen Originaltitel wieder findet, kann heute noch unangenehme Gefühle wecken.
Man muss Bava zu Gute halten, dass er durch seine Vorlage Gewaltbarrieren eingerissen hat, die vor allem den späteren Hammer-Filmen gut bekommen sind. Auch das Einarbeiten einer unterschwelligen Erotik, die sich in dem leicht nekrophil wirkenden Verhältnis von Professor Kurvajan zur Untoten Asa ausdrückt, gibt Hammer wichtige Impulse für die Zukunft.
Der Film ist durchaus nicht schlecht. Wenn man Bava mit Hammer vergleicht, gibt es eine Art Gleichstand. Da ist die Frage gerechtfertigt, was für ein Meisterwerk entstanden wäre, wenn Bava auf Lee und Cushing hätte zugreifen können. So bleibt „Die Stunde, wenn Dracula kommt“ ein Film leicht über Mittelmaß mit reichlich verschenktem Potential. Von mir nur 6 von 10 Punkten.