Review

Noch vor dem Ur-Giallo „Blutige Seide“ beeindruckte Mario Bava mit seinem Gruselfilm „Die Stunde, wenn Dracula kommt“, indem er geschickt diverse Gruselelemente miteinander verknüpft.


Im 17. Jahrhundert wird Asa Vajda (Barbara Steele) der Hexerei angeklagt und das sie mit dem Satan persönlich im Bunde sein. Die Bestrafung ist einfach und hart. Asa soll auf einem Scheiterhaufen verbrannt werden, vorher wird ihr noch die sog. Maske des Satans aufgesetzt. Diese Maske ist nach innen mit langen Spitzen gespickt. Asas Helfer Javutich wurde schon mit besagter Maske geschmückt. Kurz vorher spricht Asa noch einen Fluch aus, der alle Nachfahren treffen sollen. Kurz nachdem der Strohhaufen in Brand gerät, wird das Feuer durch plötzlich einsetzenden Regen gelöscht. So wird Asa in einer Gruft beerdigt, ihr Helfer in ungeweihten Boden beigesetzt.

Zwei Jahrhunderte später reist der Mediziner Prof. Kruvajan mit seinem Gehilfen Dr. Gorobec nach Moldawien, um an einer Vortragsreihe teilzunehmen. Beide stoßen auf die Gruft und entdecken eine noch relativ gut konservierte Asa. Kruvajan entfernt die Maske und verletzt sich dabei. Als beide die Gruft verlassen, tropft etwas Blut von Kruvajan auf Asas Gesicht und sie beginnt sich zu regenerieren.
Draußen treffen die beiden Ärzte Prinzessin Katja Vajda (ebenfalls Barbara Steele). Katjas Vater glaubt, dass Asa auch an seiner Familie Rache nehmen wird. Recht hat er, denn Asa hat schon ihren Helfer Javutich wiedererweckt. Schon bald darauf gibt es viele Tote...


Ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut vor Mario Bava. Nicht nur im Bereich des Giallos ist Bava ein Meister, nein, selbst stimmige Gruselfilme inszeniert der Italiener ohne Probleme.
In stimmigen schwarz-weiß Bildern zeigt Bava, was für ein Meister er hinter der Kamera war. Bava zieht alle Register seines Könnens. Ob starre Aufnahmen, schnelle Abfolgen, selbst die Zeitlupe setzt Bava gekonnt ein, um seinen Film die passende Atmosphäre zu liefern.

Atmosphäre ist hier das Stichwort. In einer Zeit, wo noch nicht viel auf Effekte gesetzt wurde, musste ein Film quasi eine gute Atmosphäre haben, um den Zuschauer zu gruseln und gebannt vor dem Fernseher sitzen zu lassen. Genau dies schafft Bava.
Bava benutz beliebte Orte, die man sofort mit Gruselfilmen verbinden. Ein altes Schloss, ein Friedhof und eine Gruft sind die Kernorte. Dort entwickelt Bava seinen Schrecken, der den Zuschauer bis zum Ende nicht mehr loslässt.

Doch nicht nur die Atmosphäre stimmt, es gibt sogar einige recht harte Effekte für die damalige Zeit. Wenn Asa die Satansmaske quasi auf das Gesicht geschlagen wird und das Blut spritzt, so dürften einige Zuschauer der damaligen arg aufgeschreckt worden sein. Auch Bavas Methode, die Untoten zu beseitigen, ist mal was neues.
Dazu muss man sagen, dass man hier nicht genau bestimmen kann, was z.B. Javutich für eine Figur ist. Ich würde ihn beschreiben als eine Art Mix aus Zombie und Vampir. Auch die Opfer Asas und Javutich werden zu diesen Wesen, die vor dem Kruzifix zurückschrecken und durch eine bestimmte Methode getötet werden. Doch diesmal schlägt man keinen Pflock durch das Herz, sondern....seht selbst.

Es gibt wieder einige Bilder, die man so schnell nicht vergisst. Die Auferstehung Javutichs ist einfach klasse gefilmt, wenn sich der Untote langsam durch die Erde nach oben kämpft und sich seiner Maske entledigt. Auch die Wiederherstellung von Asas Gesicht sieht für die damalige Zeit klasse aus. Auch Asas Alterungsprozess überzeugt auf ganzer Linie. Als Zuschauer bekommt man gar nicht mit, wie Bava es geschafft hat, wenn Asas faltiges Gesicht plötzlich glatt wird. Ein famoser Übergang, anders kann man es nicht nennen.
Warum der Film in Deutschland allerdings „Die Stunde, wenn Dracula kommt“ heißt, weiß wohl nur der hiesige Verleiher damals. Sicherlich war Dracula zu dieser Zeit gerade in und man kann die Figuren auch als eine Art Vampire bezeichnen, aber Dracula taucht hier sicherlich nicht auf. Da klingt der Originaltitel, den ich mal frei als „Die Maske der Dämonen“ oder so ähnlich beschreiben würde, viel besser.


Fazit: Bavas „La Maschera del Demonio“ ist ein Meisterwerk des italienischen Horrorfilms.
Die Atmosphäre ist stark, die Effekte sind angesichts der Zeit überragend und die Story überzeugt, auch wenn man sagen kann, die ein oder andere Lücke gibt es schon, z.B. die Bissmale, die im Film eigentlich nicht weiter erklärt werden und man auch nicht wirklich sieht, wie sie zustande kommen. Sei’s drum, für mich der beste Film von Bava, den ich bis jetzt von ihm gesehen habe, sogar noch vor „Blutige Seide“.

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