Vor Jahrzehnten wäre die Besetzung für den Echtzeit-Thriller ziemlich eindeutig gewesen: Edward Norton als Bösewicht und Bruce Willis als zynischer und altmodischer Cop, der in guter alter Die-Hard-Manier die halbe Stadt ins Chaos stürzt. Und weil heutzutage jeder bei einem vermeintlichen Großereignis sogleich sein Mobiltelefon zückt, kann der Stoff im weitesten Sinne als Spiegelbild zeitgenössischer Berichterstattung betrachtet werden.
Steifenpolizist Frank (Aaron Eckhart) gerät eher zufällig zu der Verfolgung eines Entführers, den er in Notwehr erschießt. Als dessen Bruder (Ben McKenzie) auf den Plan tritt, wird die Zeit knapp, denn Frank und der Live-Bloggerin Ava (Courtney Eaton) bleiben nur 64 Minuten, um die Tochter des Polizeichefs aus einer lebensbedrohlichen Situation zu befreien…
Was einige junge Leute nicht für ein paar Klicks mehr auf die Beine stellen: Während sich die einen mit Make-up, Mode und moderaten Turnübungen begnügen, gehen andere auf Verbrecherjagd und präsentieren die Chose als Livestream, der zeitgleich in den Nachrichten übertragen wird. Nicht nur das ist hanebüchen, auch in Sachen Datenschutz mit Fotos, Namen und Adressen nimmt man kein Blatt vorm Mund und beteiligte Cops kommen ebenfalls nicht gut weg, wenn sich das Kollektiv von nur einem Schützen reihum über den Haufen ballern lässt.
Der Einstieg gibt indes die Marschrichtung vor, denn da werden gefühlte fünf Kilometer durch die Stadt gerannt, über Zäune gehechtet und zwischenzeitlich gefightet, während die Haare sitzen und nicht ein Schweißtropfen zu sehen ist. Ähnlich temporeich geht es in nahezu einer Tour weiter, wenn sich Fahrzeuge überschlagen, in einen Schacht gesprungen wird, ein tuckiger Muckimann beim Kampf sein eigenes Domizil demoliert und in luftiger Höhe auf einem Heli gerungen wird. Generell kann sich die Action sehen lassen, wobei einige CGI nicht sonderlich überzeugen und die heftige Wackelkamera die eine oder andere Szene verdirbt.
Als Bodygespann funktionieren die ungleichen Jäger besonders im ersten Drittel recht gut, denn so manch verbaler Schlagabtausch weist ein gutes Timing auf, während Klischees der Generationsunterschiede treffend auf den Punkt gebracht werden. Dem haben weder diverse Nebenfiguren noch der eigentliche Antagonist etwas entgegen zu setzen, zumal auch darstellerisch bis auf Giancarlo Esposito nicht allzu doll performt wird. Leider kommt auch Eckhart kaum über einen gehetzten Gesichtsausdruck hinaus, während Eaton trotz Eye-Candy-Faktors austauschbar bleibt.
Allzu viel Substanz weist die Story letztlich nicht auf, diverse Logiklöcher und Unglaubwürdigkeiten werden durch die Action und das latent flotte Tempo jedoch gut kaschiert. Die Echtzeithatz macht zumindest Laune und wer ein Faible für eher altmodische Action mitbringt, könnte mit dem Werk einigermaßen solide unterhalten werden.
6,5 von 10