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Mit einiger Verzögerung der nach Lost in Russia und Enter the Fat Dragon dritte prominente und ursprünglich für die Feiertage zum Chinesischen Neujahr 2020 angesetzte Film, welcher statt den traditionellen Weg in die Kinos den heutzutage durchaus verbreiteten Gang über die Streamingdienste in die heimischen Stuben der Zuschauer antritt; aufgrund einer (damals) seit Wochen und Monaten nicht verbesserten und damit anhaltenden Lage der Weltgesundheitskrise, die nicht nur, aber auch im Herstellungsland der VRC zu geschlossenen oder nur unzureichend geöffneten Lichtspielhäusern führt. Zwar sind auch zwischenzeitlich einige deutlich kleinere Produktionen wie (gemutmaßt) das A Chinese Ghost Story - Remake The Enchanting Phantom oder das Boxerdrama Knockout auf die digitalen Anbieter ausgewichen, sind dort aber die Budgets wesentlich geringer, einen Bruchteil der hier bspw. veranschlagten 38 Mio. USD Produktionskosten gehalten (andere Quellen sprechen von 43 Mio. USD), und die Aussicht auf eine hohe Rendite beim Publikum gleich mit. Double World selber als Adaption eines seit 15 Jahren erfolgreichen gleichnamigen MMORPG, filmisch gesetzt im Genre der Fantasy Schrägstrich Wuxia, welche zuletzt auf den großen Leinwänden eher strauchelte, dafür in den letzten Jahren im Bereich der Webmovies (neben Horror und Military Action) ganz weit vorne als beliebtes Thema ist:

Die Königreiche Süd-Zhao und Nord-Yan sind seit längerem in einem erbitterten Konflikt verstrickt. Um die kriegerischen Auseinandersetzungen nach einem Attentat auf den König von Süd-Zhao fortsetzen zu können, wird innerhalb eines extra ausgetragenen Turniers ein entsprechend fähiger Feldmarschall gesucht. Bewerben tun sich u.a. vom Qingyuan-Clan Chu Hun [ Peter Ho ] und Dong Yilong [ Henry Lau ], auf der Anreise zum Austragungsort treffen sie auf Jinggang [ Lin Chenhan ], die sich ihnen anschließt.

Eine interessante und durchaus auch architektonisch und visuell ansprechende Gestaltung weisen vor allem die großflächigen Bilder der jeweiligen Welten auf, Phoenix City als monströse Tempelanlage, die gleichzeitig nach oben strebt, aber auch verwinkelt ist und über mehrere unterschiedlichen Ebenen und Treppen- bzw. Aufzugbauten zugänglich ist, später eine in Fels gehauene Siedlung als erste weitere 'Behausung', die sich ebenfalls in die Höhe ausbreitet und dazwischen landschaftliche Vielfalt mit arten- und variantenreicher Natur liegt. In der Erschaffung dieser Orte und des Drumherum sind mittlerweile auch die Effekttechniker unterschiedlicher Herkunft und Unterstützung aus dem Lande fähig genug, ein Ein- und Abtauchen in fantasievolle Begebenheiten so für den aufgeschlossenen Zuschauer problemlos erlebbar und ein Bewundern der Kreativität möglich. Eine Mischung aus Historie, aus Fortschritt und aus eigenen Idee, miteinander wie spielerisch vereint und jeweils auf den Hintergrund der entsprechenden Örtlichkeit abgestimmt, zwischen Alt und Neu pendelnd und trotz einer so nicht existierenden Grundlage auch jederzeit räumlich fühlbar und begrifflich empfunden.

Aufwändige, detailreiche Kulissenbauten, dazu Matte Paintings, dazu Green Screens, dazwischen allerdings auch immer wieder und gerne auch zu Beginn gleich einige reale körperliche Auseinandersetzungen in kräftigen, leicht entfärbten, zwischen Grau und Bordeaux gehaltenen Bildern, ein Attentatsversuch im Palast, bei dem sich eine in scheinbar friedlicher Absicht kommende Gesandtschaft als Assassinen entpuppt, später ein Diebstahlsversuch, der von Wachen vereitelt werden möchte und wo vor allem neben Flinkheit und Gewandtheit die Kampfkraft wichtig und entscheidend eingesetzt ist. Überhaupt macht man wenig Worte und verschwendet keine Einleitung, der Plot ist umrahmend Krieg und Frieden, sowie Sieg und Niederlage, der Tod gehört beizeiten schon dazu und wird hier auch blutig ausgeführt, mit abgehackten oder durchbohrten Körperteilen und teils auch dem (Tier)Horror zugehörig, wenn man sich eine schnelle Attacke hinterrücks in der Wüste durch riesige Skorpione und später eine blutverschmierte Insel, wo sogar die Flora letal ist ansieht. Auch die Erzählführung zwischen Abenteuer und Märchen und Seelenfindung gerade bezüglich der Herkunft und des Vermächtnisses ist relativ präzise gehalten, Massenszenen kommen erst beim Aufstand im Showdown zum Tragen, werden vorher die Figuren nach und nach und dies überschaubar eingeführt und vorgestellt. Mancherlei Rückblenden wirken eingangs unnötig, sind aber kurz gehalten und auch die Tiefe der Charaktere und deren einnehmendes Wesen sind jetzt eher übersichtlich, können aber nicht 'verhindern', dass der Tod eines der eindeutig positiven Hauptpersonen kurz vor Ende sehr überraschend in seiner Fatalität und Brutalität kommt und auch unabhängig davon recht am Wirken ist.

Eine Narration durch die Erschaffung einer speziellen Zeit und eines präsenten Raumes (mitsamt und aufgrund überzeugender Tricktechnik), einer brutalen Sklavenhaltergesellschaft mit viel Brot und Spiele gleichzeitig zum Vergnügen als auch als Katharsis, sowie quantitativ und qualitativ reduzierter Figuren, die eine knappe Geschichte haben und oft schon durch den Rufnamen ("Deserter" oder Bastard") ausreichend gekennzeichnet und nicht weiter zu erklären sind. Viel los auch in den 100min der Politikverschwörung, ein Sandsturm, ein Käfigkampf ums nackte Überleben, ein nächtlicher Überfall mit Racheansage, alles noch im ersten Drittel, in der Rekrutierung der Kombattanten und dem Setzen der Prämisse. Folgend geht es dann in das Zentrum des Geschehens und in den Ground Zero der Stadt auch, eine Art zentrales Kolosseum, ein interaktives Areal des Todes ohne festen Boden, welches zusätzlich mit vielen Fallen gespickt und unweigerlich als Zone des Sterbens proklamiert ist. Viele Aktionen mit Waffeneinsatz und Waffengewalt vorher, nachher und zwischen den einzelnen 'Disziplinen', werden Speere ebenso mörderisch benutzt wie die Armbrust, Messer oder auch Eisenketten, ein buchstäblich martialisches Vergnügen ohne Gefangennahme und mit auch ordentlich Blutspritzern.








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