Gesamtbesprechung
Nachdem für mich langsam bei der letzten Trilogie der Star Wars Filme eher die Luft raus war, war ich skeptisch, was ich von einer neuen Realserie, die im Star Wars Universum spielen sollte, zu halten habe. Ich wurde eines Besseren belehrt - hier atmet noch ein wenig der Geist der alten Star Wars Filme. Hier gibt es neue und vor allem liebenswerte Charaktere zu entdecken. Hier werden viele neue Handlungsstränge angefangen, die Fragen aufwerfen, so dass man, nachdem inzwischen die erste Staffel gesendet wurde, inzwischen mit großer Spannung dem Start der nächsten entgegenfiebert.
Der Protagonist der Serie ist ein anfangs noch namenloser Kopfgeldjäger, der aufgrund seiner Herkunft nur "der Mandalorianer" genannt wird. Meist im Auftrag der Kopfgeldjägergilde durchstreift er fünf Jahre nach dem Ende des Imperiums die Galaxis, um flüchtige Personen einzufangen und seinen jeweiligen Auftraggebern auszuliefern. Dabei ist er kein Freund der großen Worte und kommentiert seine Handlungen meist nur knapp und mit einer lakonischen Ironie. Der Anführer der Gilde, Greef Karga, verschafft ihm einen sehr lukrativen Job. Die Autraggeber sind geheimnisvoll (werden sie doch von heruntergekommenen imperialen Sturmtrupplern beschützt), was den Mandalorianer aber nicht stört, wenn er für seinen Auftrag nur ausreichend bezahlt wird (in Form eines kostbaren Stahls, das er für die weitere Verbesserung seiner Rüstung verwendet). Er soll einen fünzigjährigen Flüchtling auf den entlegenen Planeten Arvala-7 in Gewahrsam nehmen (wenn möglich lebendig). Als er dort ankommt, hat er es nicht nur mit einer Reihe gefährlicher Banditen zu tun, sondern ein weiteres Gildenmitglied (IG-11) macht ihm zuerst sein Kopfgeld streitig, ist dann aber einverstanden, es zu teilen. Nachdem die Banditen besiegt sind, finden sie keinen Fünfzigjährigen, wie sie sich diesen vorgestellt haben, sondern ein Baby ("Baby-Yoda"), das in einer fliegenden Babyschale sitzt. Nun muss sich der Mandalorianer entscheiden, ob er IG-11 folgt, der das Kind töten will, oder ob er einen anderen Weg beschreitet...
Soweit in Kürze ein Auszug aus der Handlung der ersten Folge der Serie (in der Hoffnung, nicht zu viel verraten zu haben). Die restlichen sieben Folgen bieten immer wieder neue und spannende Handlungsstränge und oftmals mehr Handlung, als in einem abendfüllenden Film (mit Spielfilmlänge) benötigt wird, um eine spannende Unterhaltung zu garantieren. Man merkt, hier waren auch die Drehbuchautoren mit Spaß dabei und schaffen so den Neustart der Star Wars Reihe, den man sich bei der Übernahme der Filmreihe durch den Disneykonzern lange Zeit vergeblich gewünscht hat.
Die unterschiedliche Länge der einzelnen Folgen ist bedingt durch durch die jeweils dargestellte Handlung und folgt keinem durch einen Sender vorgegebes Zeitkorsett (von 45 oder 60 Minuten). Diese Freiheit merkt man den Geschichten, die hier erzählt werden, an.
Auch die Tricks und technischen Effekte kommen in dieser Serie nicht zu kurz. Sie setzen mitunter neue Maßstäbe in Bezug auf die Kosten, die für eine solche Serie aufgewendet werden.
Die Schauspieler sind für ihre Rolle gut ausgewählt. Sie profieren aber auch von den mitunter liebevoll im Drehbuch gezeichneten Charakteren. Hut ab vor Pedro Pascal, der den Protagonisten verkörpert. Er spielt den Mandalorianer stets nur in Rüstung, ohne dass man sein Gesicht sieht. Sind andere Personen anwesend, darf der Mandalorianer seinen Helm nicht abnehmen darf, so dass auch der Zuschauer den Helden stets nur mit Helm erlebt. Liebenswert sind aber auch die mithilfe von CGI kreierten Figuren - allen voran natürlich das Kind ("Baby-Yoda"), aber auch Kuiil, ein Einwohner des Planeten Alvara-7. Craig Weathers spielt mit der Erfahrung seines Alters den Anführer der Gilde. Auch Gina Carano spielt die weibliche Heldin an der Seite des Mandalorianers mehr als überzeugend.
Man darf gespannt sein, ob Disney das hohe Level, das die erste Staffel von "The Mandalorian" erreicht hat, halten kann....