So, hier ist sie, meine erste Kritik bei der ofdb. Und sie hat nicht zufällig eine King-Verfilmung getroffen, denn die Werke des Master of Horror haben vor Jahren meine Begeisterung für Filme um diejenige für die Welt der Romane bereichert.
So viele King-Romane ich bereits auch verschlungen habe, "Duddits" gehörte noch nicht dazu. Im Falle von Lawrence Kasdans Verfilmung erscheint mir diese Tatsache als ein Vorteil, da die Ereignisse im Film doch sehr von der Romanvorlage abzuweichen scheinen und es bei deren Kennern dementsprechend viel Unzufriedenheit gibt. Ich will deshalb die Möglichkeit nutzen, den Film isoliert von allen äußeren Einflüssen zu bewerten.
Die Story dürfte inzwischen aus anderen Rezensionen bekannt sein, deshalb gehe ich gleich auf die Umsetzung ein.
Die King-typischen Elemente sind sehr zentral und stechen sofort ins Auge. Da wäre mit den verschneiten Wäldern Maines der altbekannte Austragungsort zwischen Gut und Böse, die zunächst formlose Bedrohung sowie vor allem der verschworene Freundeskreis, deren Mitglieder eher Verlierertypen sind, wie sie der Roman "ES" (wohl das beste Werk Kings) als Prototyp hervorgebracht hat.
Diese Eckpfeiler einer jeden King-Verfilmung wurden weitgehend gut verarbeitet. Vor allem, was die mit Hilfe der Drehorte hervorgebrachte Atmosphäre betrifft, kann sich "Dreamcatcher" mit jedem Suspense-Thriller locker messen. Die eingeschneiten Wälder wirken surreal und fremd, als finde der Kampf zwischen Mensch und Alien nicht auf der Erde statt, sondern auf dem Heimatplaneten der Aliens. Dieser Eindruck wird bestärkt durch das anormale Verhalten der Tiere und Menschen, auf die die Freunde treffen (die flüchtenden Waldtiere, der furzende Besucher etc.).
Nun zu den Freunden rund um "Duddits": in Anbetracht der Atmosphäre kommt der von warmem Licht durchtränkte Kreis, welcher durch die außerirdische Bedrohung zu zerbrechen droht, gut zur Geltung. Dies ist nicht zuletzt auf die guten Schauspielerleistungen zurückzuführen, allen voran die von Damien Lewis, der schon als Protagonist der Miniserie "Band of Brothers" glänzen konnte. Die u.a. aus dem Trailer bekannte Szene, in der er ausdruckslos die Hütte verlässt, um im nächsten Moment blitzschnell den Kopf zu drehen und teuflisch zu grinsen, wurde einfach umwerfend inszeniert.
Zwischendurch erfährt man in Rückblenden, wie die Freunde in jungen Jahren Duddits kennenlernten. Die Jungdarsteller wurden gut ausgewählt und passen zu ihren älteren Pendants, auch wenn sie nicht an die Jungschauspieler aus der Kingschen TV-Serie "ES" (darunter Seth Green und der inzwischen leider verstorbene Jonathan Brandis) heranreichen. Außerdem scheint sich die Storyline oft in diesen Rückblenden zu verlieren und erreicht kein nötiges Gleichgewicht zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Auf Seite des Militärs wäre neben Tom Sizemore nur noch Morgan Freeman erwähnenswert. So sehr ich seine Leistungen aus vergangenen Filmen schätze (für mich ist er einer der Besten seiner und folgender Generationen), die Rolle des Colonel Kurtz will man ihm nicht so recht abnehmen.
Die Aliens - und damit auch ein Wort zu den Special Effects - sind nicht besonders originell, aber recht ordentlich (wenn auch sehr künstlich) animiert. Was die äußere Erscheinungsform betrifft, so gibt es zumindest eine Erklärung dafür, weshalb das Klischee des grauen Männchens mit großem Kopf und dünnen Gliedmaßen so sehr erfüllt wird.
Die Auflösung teilt die Zuschauer dann endgültig in zwei Lager. Die einen werden bestens unterhalten, für die anderen ist das Ganze einfach zuviel des Guten. Man sollte selbst entscheiden, zu welcher Kategorie man sich zählt.
Ein amerikanischer Kritiker schrieb, daß "Dreamcatcher" als Mini-TV-Serie besser funktioniert hätte. Dem mag man durchaus zustimmen, gibt es doch nicht nur viele Abweichungen vom Roman, sondern auch logische und strukturelle Schwächen in nicht geringem Maße. Schwächere Bewertungen haben daher durchaus ihre Berechtigung. Warum ich dennoch 8 von 10 möglichen Punkten vergebe? Nun, die wirklich gelungene Atmosphäre und der sehr eigene Look des Films machen alle Schwächen vergessen. Die größtenteils guten Schauspielerleistungen komplettieren das Filmvergnügen und machen die neueste Leinwandadaption zu einer der besseren King-Verfilmungen; da gibt es schließlich auch einige Gurken.
8/10