Endlich mal wieder eine prall, vollfette Stephen-King-Verfilmung, großartig angekündigt, mit einem talentierten Regisseur versehen und mit ein paar brauchbaren Namen auf der Besetzungsliste - und das alles kann nicht kaschieren, daß dem Meister inzwischen einfach nichts Dolles mehr einfällt.
Ich will (und kann) mich hier jetzt nicht auslassen, wo die Unterschiede zum Roman liegen, denn letztendlich muß ein Film auch für sich bestehen können und dieser zerfällt immer genau dann in kleinste Einzelteile, wenn man glaubt, ihn endlich packen zu können.
Dabei fängt es vielversprechend an, ein atmosphärisch getrickster Vorspann und rein geht es ins gute King-Territorium mit seinen absoluten Stärken: Charaktere erschaffen, die einen auch interessieren, seien sie nun hyperintelligent oder grenzdebil.
Reihum werden uns die vier Mitglieder des Quartetts vorgestellt, die, Freund seit der Kindheit, offenbar das gewisse Extra in Form von übermenschlichen Kräften mitbekommen haben, vom Ordnungssinn über einen inneren Rückzugsort bis zur Telepathie. Das schmeckt nach mehr, denn anscheinend wurde das alles durch den Kontakt mit einem minderbemittelten Jungen namens Duddits bewirkt und mit solchen Kräften sollte ein brauchbarer Plot herzustellen sein.
Besonders, als sie sich für ein schönes Wochenende in eine verschneite Waldhütte in Maine zurückziehen, wo ja bekanntlich bei King immer was los ist. Einer von ihnen hatte eine mysteriöse Warnung erhalten, lief dann vor ein Auto und nun ist der Tag der Prophezeiung da, was jedoch keiner weiß. Einige wunderschöne Wortgeplänkel der derberen Bauart machen die Zuschauer schön warm und dann geht's ab: die Tiere des Waldes gehen stiften und aus dem dunklen Tann stapft ein Jägersmann mit wandernder Plauze und mächtig Flatulenzen, seine Holde sitzt derweil schockgefrostet auf der nächsten Landstraße und bremst Autos aus. Soweit, so gut.
Daß wir es wohl mit Aliens zu tun bekommen, haben wir auch schon vorher gelesen, doch als ein Militärhubschrauber über der Hütte kreist und darin Morgan Freeman sein Stoneface blicken läßt, beginnt die Kingsche Schlittenfahrt den Niveauhang hinab.
Denn nachdem wir uns auf das Mysteriöse eingeschossen haben, warten wir darauf von nun kräftig überrascht zu werden, doch der Film liefert einfach nicht. Stattdessen reiht sich eine Plattheit an die nächste, versinkt die Story in dramaturgischen Fehlern.
Zunächst mal bricht das Außerirdische in einem gewaltigen Blutaufwand endlich hervor und damit wird der Erste des Vierers abserviert. Kaum ein Drittel vorbei und schon sehen wir die Aliens im Breitwandformat und es spritzt und suppt wie irre. Na schön, kann noch Spaß machen.
Doch dagegen stellt sich plötzlich eine Nebenhandlung, die den Unsinn zur Methode macht. Statt auf eine Entdeckungsreise mit dem Zuschauer zu gehen, fängt das Skript an, alles platt zu erklären. Freeman und Sizemore, die wohl für den Scheck in diese blassen Nebenrollen schlüpften bilden plötzlich die Spitze einer geheimen Einheit, die derlei Alienlandungen schon kennt. Kompetenzgerangel, martialische Ergebenheit dem Führungsoffizier gegenüber, leichtes Überschnappen und den Landungsgrund wissen wir auch schon: sie wollen unsere Welt erobern.
Das ist alles, fragt das Publikum - ja, das war's!
Zwischendurch streut der Film immer wieder Reizvolles ein, so das Gedächtnisrefugium von Jonesy, der, von einem Alien übernommen, sich in die hintersten Winkel seines Geistes in einer (für den Zuschauer) echten Kammer zurückgezogen hat, während draußen (im Resthirn) das Böse tobt. Das ist eine Bombenidee, aber außer der schönen Ansicht bringt sie uns selten weiter.
Vollkommen unnützerweise muß noch ein zweiter Kumpan dran glauben und zwischendurch erleben wir neben der Militärwillkür gegenüber Infizierten einen Hubschrauberangriff auf das Alienraumschiff, der für den Film absolut überflüssig ist. Da dringen die Aliens mit einer hypnotischen Freundschaftsbotschaft in die Gehirne der Soldaten vor, die sind jedoch aus nicht erwähnten Gründen immun dagegen. Das Raumschiff ist gigantisch, aber die Aliens lassen sich von ein paar bescheidenen Raketen platt machen, statt mal in den Wald zu laufen. Warum sie überhaupt beim Raumschiff gewartet haben, bleibt offen. Und als sei das noch nicht genug, sprengen sie anschließend einfach sich und ihr Schiff in die Luft. Hä? Naja, vielleicht Alienlogik.
Der Rest des Film ersäuft dann mehr und mehr in Klischees: die Armee löst die Einheit ab, läßt Freeman aber freundlich noch ein Stündchen weiterarbeiten. Thomas Jane, der letzte Freie des Vierers macht in einer abgenutzten Suspenseszene die Alienbrut in der Hütte platt und läßt den Militärhund Sizemore mit ein paar Telepathieäußerungen komplett konvertieren. Jonesy plant inzwischen die Trinkwasserinfiltration und wird doll gejagt und Duddits schaut zum Schluß auch mal rein.
Das ist alles so maßlos platt, wie es optisch gut gemacht ist, doch allein das Verschwinden von Freeman und Sizemore aus der Handlung zeigt ihre Unwichtigkeit und der Clou beim Showdown ist ein netter Effekt, aber reißen kann der auch nichts mehr. Ein hastiges Ende begräbt dann auch noch das Kingsche Auslaufen mit dem weiteren Lebensweg der überlebenden Charaktere, aber mit 135 Minuten ist der Film eh schon sehr lang. Trotzdem hat man ständig das Gefühl, daß essentielle Teile fehlen müssen.
Die Wirkung des Films ist für Horrorfans äußerst interessant. Direkt nach Filmende ist man mit dem bunten und bisweilen recht blutigen Spektakel (ohne daß es wirklich gorige Details geben würde) recht zufrieden, aber mit jeder Minute, die vergeht, bleiben mehr Fragen offen.
Die ständig gegen Aliens kämpfende Einheit und ihr Hintergrund bleibt schemenhaft, ebenso wie die Zusammenhänge der einzelnen Stadien von Alienlebensformen, die wir hier sehen. Es gibt Pilze, es gibt Ausschlag, es gibt Eier, aus welchen Würmer schlüpfen, die dann zur mörderischen Vaginas Dentatas heranwachsen und irgendwas mit den großen Aliens zu tun haben. Wieso, warum, weshalb aber - das bleibt im Dunkeln. Zwischendurch werden dann zur Erklärung ein paar Jugenderlebnisse eingetreut, die fatal an ein zweitklassiges Stand by me erinnern und das Gefühl geben, eine Miniserie hätte die Zuschauer hier besser bedient.
Lawrence Kasdan jedenfalls hat sich bemüht, hier alles prall, gut und richtig zu machen, doch der Eintopf will zum Schluß nicht schmecken. Das Skript läuft über und die guten Zutaten wurden weggeschwemmt - was bleibt, ist dünne Brühe, die Kings doch sehr altbekannte Story wenig nahrhaft erscheinen lassen.
Am Ende strandet alles leicht unter Durchschnitt und genauso schnitt der Film auch an der Kasse ab. Born to be a DVD-success! (4/10)