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Ein Crime Drama, ein Drogenthriller, ein Actionpulp, ein Stirb langsam im Tierhorrormilieu, ein Science fiction Horror nach Lovecraft und nun ein Verwirrungskrimi mit Horroranleihen; das Angebot von Nicolas Cage für seine treuen Zuschauer ist auch im Jahre 2019 nicht nur zahlreich, sondern vor allem auch vielseitig und angesichts der Masse und der (niederen) Herkunft qualitativ auch durchaus bereichernd, wenn letztlich auch nicht richtig ergiebig. Ein Bespielen der Video on Demand - Stätten, ein Unterhalten der extra dafür zahlenden oder die Werke noch 'herkömmlich' Kaufenden bzw. in den letzten existierenden Videotheken Leihenden, gleichzeitig auch das 'Austoben' der eigenen Spiellust und -freude in divergierenden Rollen und mit jeweils unterschiedlichen Sujets und dies produzieren und inszenierenden Kreisen. Cage weniger als Widerständler der eigenen darbenden Karriere aus Hollywoods nunmehr zweiten Reihe, sondern als Charakterdarsteller in B-Pictures, als Finanzierungs-, da Verkaufsargument sonst in Sachen Aufmerksamkeit Gescheiterter:

1988, Louisiana.
Der junge Vater Buddy [ Luke Benward ] wird noch mit heftigen Blessuren vom Detective Jones [ Kelsey Grammer ] und Detctive Newton [ Zulay Henao ] über die Geschehnisse der vergangenen Nacht befragt, wurde er doch mit einem toten jungen Mann im verunfallten Auto aufgefunden. Buddy fängt damit an, wie er vom Ehepaar Walter und Fancy Franklin [ Nicolas Cage & KaDee Strickland ] beauftragt wurde, ihren Zaun zu reparieren, und wie dann der Hurrikan aufkam.

"You don't get it. At this point, I was just trying to figure out a way to survive the night."
"Just how'd you do that?"
"Hitting up against each other."
Leichter Nebel hängt über dem Ort, ein trüb-nasses Kleid, eine Dunstglocke, die die Sicht einschränkt, die Gegend umhüllt und ihr die Grenzen aufzeigt. Alleinstehende edle Häuser, aus ländlichen Holz gewerkelt und mit Verzier vertäfelt, weiße Zäune in Reih und Glied nicht als Schutz, sondern als optisches Schmankerl vor den meist dunklen Tönen der Gebäude gestellt. Eine Reihe ist durchbrochen, durch das Gewicht eines Mannes, den die Pistolenkugel von hinten aus dem Frontfenster des Hauses traf; weitere Schäden sind eine durchdrungene Glasscheibe, und beim Mann selber oberflächlich aufgerissene Arme und ein zerschundenes Gesicht.

Der Zaun war schon mal kaputt, vorher, am Anfang der Geschichte, die vielleicht mehrfach begonnen hat, vielleicht auch anders ablief, vielleicht auch anders enden wird als das, was die erste Szene des Filmes uns zeigte; wie es sowieso immer verschiedene Sichtweisen, unterschiedliche Motive, geschickte Lügen und versteckte Wahrheiten gibt. Von der kurzen Ruhe vor dem Sturm wird uns dann erzählt, von der Momenten, an denen man den Weg noch anders hätte gehen können und noch der Gefahr ausweichen und sie umrunden, von der Situation vor dem Hurrikan, der in den Nachrichten (mitsamt noch anderen wichtigen lokalen Meldungen aus dem Fernseher) schon angekündigt wird und erste Vorbereitungsmaßnahmen getroffen, und von der Anziehungskraft zweier Personen zueinander, die eigentlich anderen 'gehören' und nicht füreinander bestimmt, sondern nur unabdingbare körperliche Reifung zwischen den Beiden besteht.

Was allerdings noch besteht und was von Anfang an auch spürbar ist und der Geschichte, die auf ein Drei-Personen-Stück zusammenschrumpft (insgesamt werden 12 Darsteller überhaupt gelistet) auch hinsichtlich der stets latenten Spannung nützt, ist ebendiese Dreierbeziehung, in denen Einer immer zu viel ist und möglicherweise der Hass, der sich zwischen zwei Menschen entwickeln kann und die stete Gefahr daraus, in der das nächste Wort oder der nächste Blick auch das eh längst schwelende Pulverfass dann zum Explodieren bringt. Gefangen in der Falle, draußen der Hurrikan, ein kaputtes Auto und irgendwo weit weg auch eine wartende Freundin mit krankem Kind, drinnen ein Ehepaar, dass längst über die Liebe hinaus und nur noch in der Aggression zueinander, aber wohl auch miteinander verbunden ist. Und der Mann scheint offen gefährlich. Da weiß man aber noch nicht, wie dessen Frau so tickt und was in der Beziehung zwischen den Beiden und auch was an der Erzählung des Erzählenden Wahrheit ist und was nicht. Ein Hauch bloß von Southern Gothic durchwebt das Geschehen, welches mehr vom Vorspiel lebt als vom eigentlichen Höhepunkt, und mehr von den potenziellen Möglichkeiten, die sich aus der Geschichte ergeben könnten, aber dann dennoch einen recht vorhersehbaren und/oder deplatzierten Weg gehen – darunter auch mehrere uninspiriert scheinende, aber tatsächlich von der Regie als wichtig erachtete und gar final gewidmete ("For our brave troops, around the world.") Punkte, allen voran die Kriegstraumata der beiden Männer wirken eher auffällig inadäquat 'integriert'. Ein Kleinkunst-Dilemma der vertanen Chance, die oftmals auch die anderen Werke mit Cage in ebenjenem Jahr 2019 als Fazit beiliegt.

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