Wenn man von einer authentischen Gefängnisrevolte in den USA liest, die dann auch noch selber in den USA fürs Fernsehen verfilmt wurde ist Vorsicht geboten. Sind die Amerikaner doch eher wenig dafür bekannt ihre Fehler und Missstände im eigenen Land sich selbst einzugestehen. „Against the wall“ ist daher ein überraschend kritisches und mitreißendes Werk, dem man das eigentlich recht geringe Budget einer TV Produktion kaum ansieht.
Michael Smith (Kyle MacLachlan) ist angehender Gefängniswerter in Attico, einem überfüllten Gefängnis der USA. Sein Versuch sich mit den Gefangenen zu arrangieren scheitert, denn die Regeln verbieten es. Der Knast, der von gnadenlosen Wertern geführt wird, ist eine Zeitbombe die bald explodieren wird. Als es zum SuperGAU kommt, müssen viele Werter ihr Leben lassen oder werden als Geiseln benutzt. Das große Massaker steht aber noch bevor.
Der Film beginnt mit der erschütternden und eindrucksvollen Darstellung der Zustände in solchen Gefängnissen, zeigt aber vorher noch die damaligen politischen und inländischen Verhältnisse. Denn als der Vietnamkrieg tobte, waren Rassenunruhen und Demonstrationen an der Tagesordnung. Zuschauer wie auch Michael werden von den Verhältnissen geschockt sein. Ständig demütigt man die Insassen, bei welchen der Groll immer weiter anwächst. Obwohl sie sich fügen erniedrigen sie die Wärter immer weiter.
Charakterstudie wird bezüglich Michael Smith betrieben, der sich in seinem Job nicht wohl fühlt und sich immer weiter von seiner Frau entfernt. Tut er etwas für die Gefangenen wird er schon von seinem Vorgesetzten zusammengestaucht.
Bezeichnend, dass genau ein Racheakt der Wärter zur Explosion führt. Denn wie es schon die anfänglichen Regeln besagen: Verliert man eine Zelle, verliert man den Flur. Verliert man den Flur, verliert man den Block. Verliert man den Block.... Man kann es sich vorstellen... Eindrucksvoll wie viel Hass in den gebeutelten Insassen steckt, die nun selbst vor Misshandlungen vor den nicht zurückschrecken und sich wie ein Mob im ganzen Gefängnis ausbreiten. Die Art und Weise wie die letzten Wärter und der Direktor aus dem Gefängnis flüchten und die Insassen das ganze Gefängnis ins Chaos stürzen ist realistisch wie beeindruckend und beklemmend.
Die Kernfiguren des Films sind aber nun Jamaal und der neue Sträfling Smith, welche sich anfangs nicht leiden können, später aber Gemeinsamkeiten entdecken. Jamaal wurde als Sträfling gedemütigt, was Smith nun als Gefangener nicht hinnehmen will. Sie haben die Rollen getauscht, was für Michael eine schmerzliche Erfahrung darstellt.
Bemerkenswert auch das Vorgehen der externen Truppen, die das Gefängnis umzingelt haben. Denn man versucht nun wirklich erst mit den Insassen zu verhandeln. Als man aber merkt, dass ihr Anführer Jamaal sie nicht mehr unter Kontrolle hat beschließt man bewaffnet hineinzugehen und die Revolte blutig niederzuschlagen. Auf Insassen wie Wärter wird ohne Unterschied geschossen...
Der Film prangert nicht nur die katastrophalen Verhältnisse in amerikanischen Gefängnissen an, sondern zeigt dazu noch deutlich wie die Insassen hier behandelt werden: Nicht als Menschen, sondern als Sklaven und Tiere. Beeindruckend und herausragend ist dabei Jamaal, der sich als Anführer eindeutig in punkto Intelligenz und Überlegenheit von dem Rest des Mobs abhebt. Über die Vorgehensweisen des Direktors und das Ende des Films darf jeder selbst urteilen und wird zum selben vernichtenden Schluss kommen.
Obwohl nur, man muss es hier noch einmal hervorheben, ein TV Film war ein Gefängnisthriller selten kritischer, ehrlicher und bedrohlicher. Alle wichtigen Figuren werden deutlich in ihren Charakterzügen gezeigt und kritisiert. Natürlich tragen die Schauspieler einen Großteil dazu bei. Allen voran Samuel L. Jackson als Anführer Jamaal in weißen Gewändern, der als einziger überlegt handelt. Vielleicht etwas übertrieben, wenn der Rest nur auf Blut und Freiheit aus ist und nicht nachdenkt. Aber auch Kyle MacLachlan liefert eine gute Leistung als kritischer Neuling bei den Wächtern ab, da er überraschend ähnliche Ansichten wie Jamaal hat und seine Meinung zu einem großen Teil teilt.
Fazit:
Eindrucksvoller, kritisches und nichts beschönigendes Gefängnisdrama, dass auf authentischen Ereignissen beruht und mit guten Schauspielern überzeugen kann. Die anfänglichen Anlaufschwierigkeiten fallen da kaum auf.