Review

Kennt ihr den gemeinen Spruch: „Ein Kind, so häßlich, das kann nur eine Mutter lieben!“
Nun ja, mit ’Zärtlich aber frech wie Oskar’ und mir ist das irgendwie dasselbe.
Natürlich bin ich meilenweit davon entfernt, ein Elternteil dieses Werkes zu sein (eine Verantwortung, der ich mich nicht stellen könnte), jedoch war ich in den frühen 90ern ein regelmäßiger ’Bewunderer’ dieses Films. Warum? Nennen wir es: Ein Familienritual.

Zugegeben; wer den Titel liest, ist versucht zu glauben, dass es sich hierbei um eine ganz üble, deutsche Schundkomödie aus der alpenglühenden Lederhose handelt, die mit Herbert Fux in der Hauptrolle daher kommt. Aber keine Angst, ich kann euch beruhigen: Herbert Fux ist nur in einer Nebenrollevertreten.
In den beiden Hauptrollen sind Régis Porte (ein ehemaliger französischer Teenieschwarm) und Tobias Meister (heutzutage bekannt als Synchronsprecher für Stars wie Brad Pitt) als dufte Kumpel Peter und Freddie zu bewundern.
Was machen dufte Kumpel in 'Dufte Kumpel Filmen'? Ganz einfach; sie fahren in den Urlaub nach Italien, im pinken Käfer Cabrio. Selbstverständlich ohne weibliche Begleitung (oder ’Bienen und Hasen’, wie sie im Film genannt werden). Von denen hat Peterle zwar daheim schon genug (drei an der Zahl), aber was soll’s: "Man muß die Mädchen feiern, wie sie fallen!"
Als die beiden einen kurzen Pitstopp am Bodensee machen, treffen sie an der Zapfsäule Peters Flamme aus dem Vorjahr, die bezaubernde Billy. Und die Funken sprühen auf’s Neue.
Dumm gelaufen für Freddie, der übrigens die Rolle des lustigen Dicken hat und somit auch eher kein Casanova ist. Aber natürlich wäre Peter nicht der 'Stecher', der seinem Rollenklischee entspricht, wenn er nicht für seinen lollilutschenden Amigo auch noch einen Fisch an Land ziehen könnte.
Und so geht sie los, die wilde Hasenjagd im tiefen Tal der Superkalauer.

Als die ’Eis am Stiel’ Welle nach Deustchland schwappte, dauerte es nicht lange, bis einige Trittbrettfahrer im Fahrwasser des Erfolges ähnliche Wolkenkuckucksheime zimmerten.
Eines davon ist 'Zärtlich aber frech wie Oskar', das damals von der katholischen Kirche, ob der offen dargestellten Nacktheit, auf’s Schärfste kritisiert wurde.
Den Film aber auf seine Nacktszenen zu beschränken, wäre eine sträfliche Vernachlässigung seines ’Gesamtpotenzials’.
(Es folgt eine sinnfreie Aneinandereiung besagter 'Potenzialelemente'.)
Ein notgeiler Berliner Tourist namens Otto Bronski; ein Furzkissen; Schattenspielchen mit Riesengenital a la Austin Powers; Otto W. Retzer (der Erfinder, oder Erdenker, oder Direktor vom "Schloß am Wörthersee") beim Glatzepolieren; Herbert Fux als Pfarrer ("Lauter Nackete. Selbst wenn Euch der Herrgott nacket auf die Welt geholt hat, so habt ihr noch lang nicht das Recht nacket drauf rumzulaufen!"); ein 'uriger Nachtschuppen', in dem immer und immer wieder (und jede Nacht) das gleiche beknackte Discolied gespielt wird (das sich anhört, als ob Dieter Bohlen 'Another Brick in the Wall' von Pink Floyd durch den Fleischwolf gezerrt hätte); Schwule Polizisten ("Du Jochen, komm schnell. In der Strandbar, da kloppen sich fünf Schwule mit vier Mädels." "Hach. Nichts wie hin...hoffentlich gewinnen wir!") und weibliche Brüste aller Art (manche machen sogar Glockengeräusche).

Also, wen das jetzt nicht überzeugt hat, dem pack ich noch die dämlichsten Kellnerwitzte oben drauf („Herr Ober, haben sie Zucker?“ „Nein Gicht.“) und wickele das ganze in den schrulligsten Keyboard Soundtrack seit Erfindung des Notenschlüssels (Der Film hat genau drei Themen, die sich immer wiederholen).

Regisseur Gottlieb (’Zärtliche Chaoten’) und seine Darsteller haben sich bei diesem Machwerk eher mit Rum als mit Ruhm bekleckert. Den zwölfjährigen, lachenden Fernsehkieker störte das damals aber eben so wenig wie den sienbenundzwanzigjährigen, lachenden Mr. Vengeance heute.
Alle anderen seien gewarnt: Der Film ist objektiv gesehen eine Schande für alle Beteiligten…mich inklusive.

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