Review
von Alex Kiensch
Spinnenphobiker aufgepasst: Mit dem kleinen, feinen Creature Feature "Itsy Bitsy" krabbelt dem geneigten Horrorfan ein wirklich gelungener Monster-Thriller ins Haus: Der Umzug der alleinerziehenden Mutter Kara und ihrer beiden Kinder in ein neues Haus in idyllischer ländlicher Gegend entpuppt sich als ganz schlechte Idee. Kurz zuvor entkam nämlich ein mystisches Spinnen-Monstrum einem brutal von Eingeborenen entwendeten Ei - und geht nun genüsslich auf Jagd.
Wer sich beim Anblick der achtbeinigen Tiere ekelt, sei hier durchaus vorgewarnt: Wahrscheinlich seit "Arachnophobia" gab es keine so überzeugenden Killer-Spinnen mehr zu sehen. Und dessen Witz geht "Itsy Bitsy" trotz des eher ironisch anmutenden Titels völlig ab - in düsterer Atmosphäre wird hier das grausige Herumschleichen der Riesenspinne mit allerhand dramaturgischer Raffinesse zelebriert. Unter dem Bett, in der Wanne, auf dem staubigen Dachboden - lange Zeit bleibt das Titel-Ungetüm nur in beobachtender Position, doch schon diese Bilder können immer wieder für Gänsehautschauer sorgen.
Das liegt einerseits an der gelungenen Atmosphäre. Eine düstere, blasse Farbdramaturgie und der subtil-bedrohliche, dunkle Score sorgen beinahe durchgehend für eine bedrückende Erwartungshaltung. Andererseits ist das eigentliche Highlight das absolut überzeugende Creature-Design: Mit animatronischen Puppen à la "Jurassic Park" und (bis auf wenige ganz kurze Szenen am Ende) auch sonst handgemachten Effekten wird das Biest hier zum absolut überzeugenden Leben erweckt. Schleimig, eklig und, wenn es drauf ankommt, verflucht schnell, dürfte diese hundsgroße Spinne der erstaunlich realistische Albtraum aller Spinnenhasser sein.
Hinzu kommt ein im Monster-Genre wahrhaft seltener Pluspunkt: Bis zum ultraspannenden Finale bleibt das Verhalten sowohl der Spinne als auch der menschlichen Protagonisten durchgehend glaubhaft. Wo viele Genre-Vertreter lieber auf Effekt und Spektakel setzen und darüber die Logik weitgehend vergessen, bleibt "Itsy Bitsy" bis zum Herzschlag-Finale realitätsnah. Die Spinne reagiert schnell, lässt ihren Opfern nicht sinnlos Zeit zu Vorbereitung oder ähnlichem, und die Folgen eines Bisses sind für alle Agierenden gleich, egal ob Haupt- oder Nebenfigur. So fällt das finstere und eklige Finale wahrlich grausig und extrem spannend aus und dürfte bei so manchem Zuschauer für ordentliches Herzrasen sorgen.
Da ist es wirklich schade, dass dieser intensive Spannungssog erst knapp 20 Minuten vor Filmende einsetzt. Bis dahin bleibt "Itsy Bitsy" über weite Strecken leider etwas zu langsam. Klischeehafte Rückblenden in die Vergangenheit der traumatisierten Mutter sollen wohl für emotionale Tiefe sorgen, fallen aber so austauschbar und unkonkret aus, dass spätestens bei der dritten entsprechenden Szene eher Langeweile einsetzt. Auch die Mutter-Kind-Konflikte bleiben nur leidlich interessant, wofür ihnen viel zu viel Raum gelassen wird. So setzt - bis auf das Beobachten und eine garstige Kill-Szene - die Spinnen-Action erst viel zu spät ein.
Dann allerdings geht wie gesagt richtig die Post ab. Wer also ein klein wenig Durchhaltevermögen besitzt, wird mit einem wirklich grandiosen, superspannenden und herrlich ekligen Finalkampf belohnt. Schade, dass der Film lange so lahm bleibt, zeigt er doch am Ende, wie ein wirklich guter Monster-Thriller bestens funktionieren könnte. Aber auch so bleibt er für Fans allemal sehenswert.