Review

2003 kehrte Herbert West zurück auf die Leinwand. Von Fans nach mehr als einer Dekade Abstinenz natürlich fieberhaft herbeigesehnt, verspricht die spanisch-amerikanische Ko-Produktion leider mehr, als sie im Endeffekt halten kann.

Dabei fängt das dritte Kapitel um den Re-Animator im obligatorischen Prolog richtig spritzig an. Natürlich ist die "Zwei-Jungen-erzählen-sich-beim-nächtlichen-Zelten-Horrorstorys-und-werden-durch-ein-unheimliches-Geräusch-von-draußen-unterbrochen-Story" alles andere als neu, genauso wie die "Knackige-Blondine-irrt-alleine-durchs-Haus"-Masche. Aber die visuelle Inszenierung kann hier schonmal überzeugen. Vor allem der kieferlose Wiederbelebte weckt wohlige Assoziationen zum Zombie, der bei "Day of the Dead" für einen nachhaltigen Eindruck gesorgt hatte. Die Szene, in der unser kieferloser Wiederbelebter versucht, aus einem Karton Milch zu trinken, während ein Blitz im Hintergrund die Szenerie umso unwirklicher erscheinen lässt, wird uns im Gegenzug bei "Beyond Re-Animator" wohl nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Genauso wie die kurz darauffolgende Szene, in der Herbert West mit dem Polizeiwagen weggebracht wird und dem kleinen Jungen ins Gesicht blickt.

Viele Jahre später (ich glaube 13 oder so). West lebt seit jeher im Gefängnis, konnte seine Forschungen dort aber unbemerkt weiterverfolgen. Der Junge von früher ist inzwischen Arzt geworden und trifft im Gefängnis auf West, als der Gefangene Moses einen Anfall erleidet und schließlich daran stirbt. Glücklicherweise hat der Arzt immer noch die Spritze mit dem Serum, die er damals am Ort des schrecklichen Geschehens gefunden hatte. West nutzt die Chance natürlich, um an Moses zu testen, ob das Zeug noch frisch ist...

Zunächst einmal gefallen Location und Look des Films einigermaßen, auch wenn dadurch bereits jeglicher 80er-Jahre-Splatter-Charme der beiden Vorgänger verloren geht. Aber bei einer Fortsetzung aus dem Jahre 2003 hat wohl sowieso niemand damit gerechnet, daß der Look aus den 80ern erhalten worden wäre.

Ein Relikt der Vorgänger wurde aber erhalten: Jeffrey Combs. Wurde doch sonst niemand aus dem Originalcast erhalten, zelebriert Combs umso mehr seine Paraderolle. Was für Schwarzenegger der Terminator ist, ist für Combs der verrückte Wissenschaftler. Er spielt, als sei er niemals aus der Rolle des West herausgetreten. Dementsprechend ist seine Performance auch das Bemerkenswerteste am gesamten Film. Die übrigen, meist spanischen Schauspieler bleiben doch ehrlich gesagt immer auf Amateurniveau.
Wie bereits ein anderer Rezensent erwähnte, stört vor allem das unlogische Verhalten sämtlicher Beteiligter. Die Entscheidungen der Figuren wirken nicht nachvollziehbar und sind somit nur Mittel zum Zwecke des Vorantreibens der (schwachen) Story. Man hat das Gefühl, Brian Yuzna spielt mit seinen Figuren Schach, ohne sich um die Schachregeln zu kehren.

Ich habe bereits die schwache Story angesprochen. Dazu muß ich noch erwähnen, daß die Story völlig unerheblich ist und ihre Schwächen dementsprechend kaum auffallen. Nett ist, daß Wests Forschungen im Laufe der Trilogie tatsächlich voranschreiten. Verwandelten sich die Wiedererweckten in Teil 1 mehr oder weniger in stumpfsinnige Zombies, konnte man in Teil 2 schon ein aus mehreren Körperteilen zusammengestelltes Geschöpf bewundern (Frankenstein lässt grüßen); nun agieren West & Gehilfe mit dem Ziel, die Wiedererweckten wieder normal denkende und handelnde Menschen werden zu lassen. Ach, wo ich doch eben das unlogische Handeln der Filmfiguren erwähnt habe: wer weiß, vielleicht ist das ein Stilmittel Yuznas, um Sozialkritik zu üben: wir Menschen sind halt auch nicht besser als blutrünstige Zombies...

Nun ja, weiter im Text. Nach meinem Empfinden wird gerade der Splattergehalt weder "Re-Animator" noch "Bride of Re-Animator" gerecht. Ein, zwei nette Effekte machen halt noch keinen Splatterfilm. Hinzu kommt, daß nicht nur Make-Up, sondern auch Spezialeffekte eingefügt wurden, zu deren Realisierung scheinbar nur ein geringes Budget zur Verfügung stand. Bei dem sich durch das Gefängnis hangelnde Oberkörper sieht man jedenfalls die Computer-Bearbeitung. Yuzna erwähnt im Interview selber, daß sich die Zeiten geändert haben. Ich frage Yuzna: warum sich nicht gegen die Zeiten stellen und zumindest bezüglich des Splattergehaltes mit den Vorgängern mithalten?
Der resultierende Effekt des Splattermangels ist der, daß sich kaum die Möglichkeit bietet, wirklich abartig abstruse Bilder zu zeigen, die aus - den Umständen entsprechend normalen - Situationen entstehen. So wie in Teil 2 die Braut, die sich in die Brust greift, um ihr Herz herauszuholen und es ihren Schöpfern entgegenzustrecken. Solche makabren Momente gibt es hier leider kaum.

Fazit: "Beyond Re-Animator" ist nette Abendunterhaltung, nicht mehr, nicht weniger. Der Film zerstört sicherlich nicht den Mythos Re-Animator, er baut ihn aber mit Sicherheit auch nicht positiv aus. Der Fan hat es mit einer ganz anderen Art Film zu tun. Es ist schwer, ihn als Teil der Trilogie zu betrachten. Dennoch macht das Wiedersehen mit Herbert West Freude.
5/10

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