Nicht, dass ich zu den Zombies gehören würde, die ziellos durch die Multimedia-Abteilungen der Elektronik-Riesen streifen, nur um unmotiviert im Filmramsch nach spontan auffallenden Perlen zu wühlen, aber - was war ich verdutzt, als ich schon vor längerer Zeit einen Film im DVD-Regal eines berüchtigten Kaufhauses entdeckte, von dem ich so schnell kein Release erwartete: Carl Schenkels „Abwärts“. Einer der sehr wenigen Momente, in denen ich meinem Spezial-Lieblings-Label Laser Paradise meinen Respekt zollte und die paar Kröten für die Scheibe berappte, denn das eine steht fest: dieser Aufzugsthriller gehört in die TOP 10 aller deutschen Thriller – bis heute!
Das liegt nicht zuletzt an den Darstellern, die besser gewählt nicht hätten sein können: Götz „Schimanski“ George gibt den Business-Look-Macho-Arsch Jörg mit obligatorischer Popelbremse und spielt dabei genau so, wie wir ihn alle sehen wollen. Dagegen steht Hannes Jaennike als abgehalfterter Jung-Rowdie Pitt mit uraltem Pocket-Videospiel und supergeilem 80er-Look sowie nicht zuletzt einer ziemlich frechen Schnauze. Dann hätten wir noch die Holländerin René „Eve 8“ Soutendijk, hier mit nicht zu überhörender Synchronstimme und einen glänzend aufspielenden Wolfgang Kieling (Gott hab ihn selig), der den nervösen Buchhalter und Kassenleerer gibt.
Diese vier ungleichen Individuen bleiben prompt an einem Freitag Abend im Aufzug ihres Bürogebäudes stecken. Während man sich von außen kräftig Zeit dabei lässt, das Problem zu lösen, kommt es auf den zwei, drei Quadratmetern drinnen schon ziemlich schnell zu heftigen Spannungen, die im Verlaufe des Abends immer heftiger werden, besonders zwischen Jörg und Pitt, die scheinbar nichts Besseres zu tun haben als sich in dieser Notlage um ein Weibsbild zu kloppen. Jedenfalls geht´s im späteren Verlauf immer heftiger zur Sache und die Situation eskaliert mehr und mehr, bis auch noch die Halteseile anfangen, nachzugeben...
„Abwärts“ ist mehr als nur ein routiniertes Kammerspiel aus deutschen Landen. Die 80er-Granate zieht spannungsmäßig alle Register und bleibt bis zur letzten Minute zu 100 Prozent unterhaltend. Flotte Sprüche und ein paar nette Dialog-Stilblüten sind natürlich inbegriffen, doch das wird von der beengten Stimmung des erdrückenden Kammerspiels wieder mehr als wettgemacht. Das Unheil entsteht gleich an mehreren Fronten, und schließlich ist es auch die Pointe des Films, dass das eigentliche Verderben einzig durch zwischenmenschliche Makel herbeigeführt wird. Atmosphärisch bleibt vor allem der Abspann in Erinnerung sowie die düsteren Szenen im Schacht, in dem mehr als einmal herumgeklettert wird. Die Zeitepoche des Streifens ist unverkennbar, doch das bedeutet aus meiner Sichtweise heraus natürlich nur plus plus plus...!
Unverschämtheit, was man hier so an Bewertungen und Reviews ertragen muss...! ;-)