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Nach seinen Erfolgen "Top Gun" und "Beverly Hills Cop 2" inszenierte Regisseur Tony Scott (Domino) mit "Revenge" ein eher mittelmäßiges Action-Drama, das trotz toller Optik und Darsteller mit den anderen Werken Scotts nicht mithalten kann.

Kampfpilot Jay Cochran (Kevin Costner) beendet seine Dienstzeit und besucht seinen väterlichen Freund Tiburón Méndez (Anthony Quinn) in Mexiko, der sich ein Unterweltimperium aufgebaut hat. Die ersten Tage kommen die beiden gut miteinander aus. Aber dann verliebt sich Jay in Méndez' junge Frau Miryea (Madeleine Stowe). Als der betrogene Ehemann dahinter kommt und der Nebenbuhler nicht von seiner Frau lassen will, lässt der Gangsterboss den Rivalen halb tot prügeln und Miryea in ein Bordell stecken...

Kevin Costner (Waterworld) kann als Pilot und späterer Rächer überzeugen, da man ihm seine Rolle auch abkauft. Noch besser ist allerdings Anthony Quinn (Last Action Hero) als Schurke mit italienischen Wurzeln. Später bekam er darum von Tony Scott auch eine Rolle in "True Romance" angeboten, die er aber ablehnte. Sein Part wurde dann von Christopher Walken gespielt. Etwas schwächer als die beiden männlichen Hauptdarsteller, aber wirklich nur etwas, macht Madeleine Stowe (12 Monkeys) ihren Job. Sowohl die sexy Gangster-Gattin als auch das verletzte Opfer bringt sie gut rüber. In Nebenrollen können dann noch Miguel Ferrer (RoboCop) und John Leguizamo (Assault on Precinct 13) eine gute Arbeit verrichten.

Im Gegensatz zu seinen Werken "Beverly Hills Cop 2", "True Romance", "Last Boy Scout", "Mann unter Feuer" und "Domino" hat Tony Scott in "Revenge" den Actionanteil ziemlich heruntergeschraubt, wobei dies doch seine Stärke ist. Vielmehr besticht der Film durch die für Scott typisch geniale Optik und Filmmusik, auch wenn Letztere mal nicht von Hans Zimmer stammt. Und irgendwie scheint man hier in Mexiko nur ein einziges Lied zu kennen, was auch öfters dann gespielt wird. Die Landschaftsbilder von Mexiko kommen toll rüber, auch wenn sie manchmal eher an Italien erinnern. Tony Scott weiß halt mit dem Farbfilter umzugehen. Einer der Hauptbestandteile von "Revenge" ist die Männerfreundschaft zwischen den beiden Hauptdarstellern, auch wenn diese Thema eher was für einen John Woo wäre. Hätte dieser bei "Revenge" Regie geführt, wäre der Actionanteil vermutlich um einiges größer ausgefallen und man hätte Costner beidhändig rumballern sehen können. Denn das Thema Männerfreundschaft scheint eines von Woo's Lieblingsthemen in seinen Filmen zu sein. Dafür weckt die Eröffnungsszene Erinnerungen an Scotts Erfolg "Top Gun". Zum anderen schneidet Mexiko als Location hier noch nicht so schlecht ab wie in "Mann unter Feuer", da hier längst nicht alle Mexikaner kriminelle Schmutzfinger sind. Ein wenig Humor beweißt der Streifen auch u.a. in jener Szene, wo Méndez seinen unartigen Köter ins Schwimmbad wirft, wodurch auch seine Skrupelllosigkeit zum Vorschein kommt. Von Madeleine Stowe bekommt man etwas nackte Haut zu sehen, was aber nicht aufsehenerregend ist. Macht "Revenge" im Bereich Action und Humor einige Minuspunkte, so kann er aber durch Spannung, Darsteller und die bereits erwähnte tolle Optik bestechen.

Ein Grund für den geringen Actionanteil mag sein, dass Kevin Costner, der zudem hier auch als ausführender Produzent tätig war, mit vielen Drehbuchänderungen nicht einverstanden war. Darum schrieb er mit einem Kumpel eine eigene Version, die aber abgelehnt wurde. Ob besagte Version nun mehr Action enthielt oder nicht, kann ich an dieser Stelle nicht sagen. Möglich wäre es aber.

Im Endeffekt ist "Revenge" ein solides Drama mit überzeugenden Darstellern und grandioser Optik sowie beeindruckenden Landschaftsaufnahmen. Eines von Scotts Meisterwerken ist der Streifen dennoch nicht, da er lediglich eine Art Stilübgung des Regisseurs darstellt und somit nur gutes Mittelmaß ist.

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