Der schizoide Tagelöhner Chen Zhihong [ Kam Kwok-leung ] hat einzig für die Strassenverkäuferin Xiujuan [ Maggie Lee ] einige Gefühle über. Als er sie ins Kino einlädt, und diese wegen dem Tod ihres Vaters das Date verpasst, rastet Chen aus. Zur Beruhigung kommt er erst, als er einen Haufen verletzter Schlangen in seiner kleinen Wohnung entdeckt, die aus dem nebenanliegenden Geschäft stammen. Er päppelt diese auf und befreit auch den Rest aus seinem Käfig, wobei ihn der Besitzer Zhou Fucheng [ Chow Gat ] überrascht und verprügelt. Die Schlangen beissen Zhou tot. Seiner Macht bewusst rächt sich Chen an seiner Umwelt, speziell an dem Reichen Hu Baochun [ Richard Chan Chun ], der Xiujuan unter Drogen gesetzt vergewaltigt und zur Nutte machen will...
Killer Snakes erzählt wie viele andere Filme vor und nach ihm also die Geschichte eines Mannes, der über die Umstände und Anlagen zum [Serien]Mörder wird; ist also identisch mit vor allem den meisten CAT 3 Filmen, die fünfzehn Jahre später die gleiche Struktur aufwiesen. Auch dort ging es um Einzelgänger, die zumeist seit der Kindheit einen Knacks weghatten, welcher dann in der jeweiligen Situation wieder hervortrat und sich so seinen Bann zu mehr Gewalt und kompletten Durchgedrehtsein brach. Dabei waren die Gestalten zumeist Loser; Versager der Gesellschaft, die anderweitig nicht wirklich etwas auf die Reihe brachten und sich allein mit diesem Ausbruch bemerkbar machen konnten.
Andere Ausdrucksformen waren ihnen nicht gegeben; entweder hatten sie weder Familie noch einen wirklichen Bekannten- oder gar Freundeskreis noch waren sie über das Berufsleben grossartig in die Sozialstruktur eingebunden.
Der Film präsentiert in der gewohnten Weise die Ereignisse bis zur ersten Tat und hält sich dabei fast bis aufs Detail an das bekannte Profil des anfangs planlos vorgehenden Täters; nur ohne jedwegen comic relief. Auch wirkt die Vorgehensweise weniger als eine Variation von thematisch ähnlichen US – Werken wie Willard [ 1971 ] oder Ben [ 1972 ], sondern viel naturalistischer.
Zhihong lebt zurückgezogen in einem Bretterverschlag hinter der Temple Street, wo er täglich mit anderen niedrig gestellten Arbeitern zu tun hat und selber nur schwer über die Runden kommt. Er ist launisch, unausgeglichen und ohne Balance in seinem Verhalten. Bei Wut oder Zorn heftigen und unkontrollierten Stimmungsschwankungen unterlegen.
Die Gegend ist heruntergekommenst und noch zusätzlich sehr diffus ausgeleuchtet; man kann den Abfall und Dreck an den Seiten nur erahnen, manchmal scheint man die Hand vor den Augen nicht zu erkennen. Er ist auf häufig wechselnde Minderheitenjobs wie Lieferjunge angewiesen, um zumindest seine schon arg beschränkten Bedürfnisse unterhalten zu können; als einziges Habgut scheinen mehrere Obstkartons zu dienen sowie einige Pornoheftchen. Auch die Kleidung ändert sich nie und wird von Tag zu Tag verschliessener und schmutziger; in allen Lebensbereichen mangelt es nicht nur an Hygiene, sondern ist gar nicht vorhanden.
Sein einziger Bezugspunkt Xinjuan bekommt auch keinen wirklichen Kontakt zu ihm aufgebaut und verschwindet dann sogar aus der Gegend und damit seinem Leben; bleibt er doch grundsätzlich in der Nähe seines Standes und damit am nihilistischen Wohnort. Der später auch Tatort und Fundort wird.
Er flüchtet schon beizeiten in die Phantasie; in zumeist grün und rot gefilterten Bildern wird seine sexuelle Neigung sehr schnell deutlich.
Eine normale Befriedigung ist ihm nicht möglich; die Bordellbesuche bringen für ihn nur Abzocke, bei Xinjuan kann er nicht landen und versucht es durch seine Schüchternheit und Unerfahrenheit auch nur halbherzig.
Die durch die Pornohefte stimulierten und durch die Kindheit – entsprechende Rückblenden - vorgespielten sadistischen Phantasien sind auf dem gängigen Wege nicht zu erfüllen.
Die Phantasie selber ermöglicht die Verfeinerung der späteren Vorgehensweise; er malt sich immer mehr aus, wie er die späteren Taten aus seiner Sicht heraus noch reizvoller machen könnte.
Die gewollte Umsetzung dessen ist dann auch die Antriebsfeder seiner Folgemorde; der erste war nicht nur aus dem Impuls heraus, sondern gar nicht mal von eigener Hand.
Hierbei kommen die Schlangen ins Spiel, die als Teil seines Lebens bereits in der Kindheit hilfreich waren und nun schnell den Schwerpunkt ausmachen. Für ihn sind es die wahren Freunde; hilft er ihnen helfen sie ihm auch. Zuerst bereitet er ihnen ein Lager, später legt er sich in seiner Einsamkeit dazu. Ihr Leben ist für ihn laut eigener Aussage ebenso wertvoll wie das eines Menschen. Deutlich merkt man später, welche Spezies bei ihm wirklich die Priorität hat und dass er damit die letzten Bindungen zur Humanität [ emotional und persönlich ] beseitigt.
Es kreucht und fleucht dann auch dementsprechend vor der Leinwand, dass der Schlangenfreund selber wahrscheinlich seine helle Freude an dem glitschigen Getier haben wird; aber damit recht alleine steht. Besonders schön, wenn dann noch die Gallenblasen in Grossaufnahmen aufgeschnitten werden; sowieso ist der spätere Tiersnuff ebenfalls nichts für schwache Mägen und kann einem schon mal den blanken Schauer über den Rücken jagen. Dass vorher einige wenige Szenen sichtlich gestellt sind – die Schlangen werden zum Beispiel geworfen, was eben aussieht, als ob sie springen können – ist auch bei weitem nicht so amüsant, wie es sich anderortens anhört.
Das Porträt selber ist von vorne bis hinten grimmig; Regisseur Kuei verzichtet hierbei auch auf seine sonstige zu plakative Darstellungsweise und hält sich bis auf die Mehrzahl von Sexszenen relativ zurück. Um so gleich stärker zu wirken; besonders die Konzentration auf die Darstellung Chens zeichnet ein beunruhigend verstörendes Psychogramm.
Die wenige Wärme von Xiujuan wird sofort von der depressiven Stimmung absorbiert; der Film ist weniger unterhaltend als abschreckend.
Nichts, was man wirklich weiter empfehlen möchte.